Müllexporte nach China Die Weltmüllkippe schließt

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Wohin mit dem Müll?

Wohin also mit dem Müll, wenn die einfache Lösung – der Export – wegfällt? Es gibt nur wenige Alternativen: Recycling, Verbrennen oder Deponie. Die heimischen Müllverbrennungsanlagen sind schon jetzt aufgrund guter Konjunktur und wachsender Müllimporte ausgelastet. Verbrennen ist angesichts des Materialwerts und der CO2-Bilanz auch eine schlechte Lösung. Die Deponierung ist ökologisch noch schlechter, schließlich verbraucht das kostbare Fläche und Klimagase werden freigesetzt.

Kommt am Ende noch eine Quote?

Und so treibt eine im 8000 Kilometer entfernten China getroffene Entscheidung hierzulande die technische Entwicklung voran. "Wir müssen mehr in bessere Recycling- und Sortieranalgen investieren", sagt ein Sprecher des Branchenführers Remondis. Der Konzern betreibt im westfälischen Lünen eine futuristische Hightech-Anlage in deutscher Perfektion, die Kunststoffabfälle mit Hilfe von Infrarot und Luftdruckpistolen sortiert und am Ende Kunststoffgranulate herstellt. Aus diesem lassen sich wiederum neue Kunststoffe herstellen. Für die Umwelt ist es in der Regel besser, Recyclingmaterialien einzusetzen, weil das unterm Strich Rohstoffe und Treibhausgase einspart.

Noch ist jedoch der Widerstand der Industrie, also etwa der Verpackungshersteller, groß, Recyclingkunststoffe einzusetzen. Bislang füllt etwa gerade mal der kleine Ökospezialist Frosch sein Waschmittel in eine Kunststoffflasche ab, die komplett aus Plastik aus dem Gelben Sack stammt. Den anderen ist der Preis einfach zu hoch. "Die Industrie hat noch immer Berührungsängste und sorgt sich, dass Qualität und Liefersicherheit nicht gewährleistet sind", sagt ein Sprecher des Recyclingsystems Grüner Punkt.

Noch mehr Recyclingmaterial

Dabei führt kein Weg am Recycling vorbei. Denn Deutschland wird weiter trennen – und zwar im großen Stil. Das neue Verpackungsgesetz sieht vor, dass die Kunststoffrecyclingquote von derzeit 36 Prozent zunächst auf 58,5 Prozent im kommenden Jahr und danach sogar auf 63 Prozent im Jahr 2022 steigen soll. In Kombination mit dem Importstopp Chinas werden also noch größere Mengen Kunststoffabfälle anfallen. Doch wohin damit?

Die Abfallwirtschaft hat schon eine Idee: "Wir brauchen steuerliche Anreize oder Mindestvorgaben für den Einsatz von Sekundärrohstoffen", fordert der Abfallverband BDE. Allein im Jahr 2015 haben private Recyclingunternehmen laut BDE einen Umsatz von 13,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Verpflichtende Quoten würden das Geschäft noch lukrativer machen: Der Hersteller einer Waschmittelpackung könnte etwa gezwungen werden, die Flasche aus 30 Prozent Recyclingmaterial herzustellen. Im Bundesumweltministerium ist man solchen Quoten gegenüber aufgeschlossen, schließlich erarbeitet die EU-Kommission gerade eine Kunststoffstrategie. Dort könnten sich "konkrete Anforderungen an den Recyclateinsatz" wiederfinden.

Wie hoch ist das BIP im Reich der Mitte? Wie lange braucht man, um von Shanghai nach Peking zu kommen? Und seit wann ist Xi Jinping der Staatspräsident der Volksrepublik? Kennen Sie China?
von Marc Etzold

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