Rettungspakete Deutschland zahlt 38 Milliarden Euro - wenn es gut läuft

Wie teuer wird die Rettung Griechenlands für den deutschen Steuerzahler? Ökonomen haben die Ergebnisse des jüngsten Euro-Gipfels analysiert und für die WirtschaftsWoche drei Szenarien durchgerechnet.

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Ansgar Belke (links), Christian Dreger

Es gibt 109 Milliarden Euro oben drauf, die Kreditzinsen sinken, die Laufzeiten bereits vergebener Kredite verlängern sich deutlich : Die Beschlüsse des Euro-Zonen-Gipfels im Juli haben Griechenland ein wenig Luft verschafft. Die Rechnung dafür zahlen die wohlhabenderen Länder Europas. "Eines ist sicher: Durch die Gipfelbeschlüsse wird die Griechenland-Rettung für den deutschen Steuerzahler noch teurer", sagt Christian Dreger, Konjunkturchef beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.

Zusammen mit seinem Kollegen Ansgar Belke hat er für die WirtschaftsWoche drei Szenarien durchgerechnet – angenehm für Deutschland sind sie alle nicht.

Selbst wenn Griechenland seine Kredite komplett zurückzahlt, bleibt bis 2020 eine Belastung für Deutschland von schätzungsweise 38,6 Milliarden Euro, unter anderem durch Bareinlagen beim Rettungsfonds ESM, den beschlossenen Abschlag ("Haircut") für griechische Verbindlichkeiten und Abschreibungen der Europäischen Zentralbank. Kann Griechenland nur ein Drittel seiner Kredite zurückzahlen, weil sich seine wirtschaftliche Lage kaum verbessert, erhöhen sich die deutschen Kosten laut DIW auf gut 65,6 Milliarden Euro.

Kollabiert das Land trotz aller Hilfen und zahlt gar nichts zurück, müsste der hiesige Steuerzahler wohl mit 79 Milliarden Euro geradestehen.

Die Berechnungen von Dreger und Belke basieren auf folgenden Grundannahmen:

-  Griechenland schafft es nicht wie geplant, Staatsbesitz in Höhe von 50 Milliarden Euro zu verkaufen – sondern lediglich für 25 Milliarden Euro. Angesichts des Unwillens, die Wirtschaft zu deregulieren, eine durchaus realistische Einschätzung, die den künftigen Refinanzierungsbedarf des Landes weiter erhöht.

Grafik: Kosten der Rettung Griechenlands für den deutschen Steuerzahler

-  Griechenland zahlt in allen drei Szenarien pflichtschuldig seine Zinsen – was Deutschland bis 2020 jeweils knapp neun Milliarden Euro in die Kasse bringen würde. Unsicherheitsfaktor: hoch.

Und vielleicht ist ja sogar bald die nächste Hilfsaktion fällig. EU-Kommissionschef Barroso fordert, den mühsam ausgehandelten Rettungsschirm für Krisenstaaten abermals zu erhöhen.

Dass Griechenland plötzlich erblüht, glauben auch Dreger und Belke eher nicht. Trotz aller Hilfen werde "die griechische Volkswirtschaft immer noch nicht auf -einen nachhaltigen Pfad gesetzt – zumal von der Zinsseite nun weniger Anreize für eine rasche Wettbewerbsorientierung kommen".

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