
Kurz vor dem Auslaufen eines Ultimatums an Katar haben sich die Kontrahenten am Golf unnachgiebig gezeigt. Der katarische Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani wies am Dienstag die Forderungen mehrerer arabischer Staaten an sein Land als „unrealistisch“ zurück. Nach einem Treffen mit seinem deutschen Kollegen Sigmar Gabriel in Doha warf er Saudi-Arabien und seinen Verbündeten vor, Katar mit Lügen zu diffamieren.
Gabriel sieht nach Gesprächen mit den Außenministern von Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) trotzdem Spielraum für eine Entspannung in der Krise. „Ich glaube, dass es ausreichend Möglichkeiten gibt, eine Verschärfung der Lage zu verhindern“, sagte er in Abu Dhabi am zweiten Tag seiner Reise durch die Region.
In der Nacht auf Mittwoch läuft ein Ultimatum von Saudi-Arabien, Bahrain, den VAE und Ägypten an Katar aus. Die vier Staaten hatten vor vier Wochen alle Beziehungen zu dem Emirat abgebrochen und eine Blockade gegen das Land verhängt.
Sie werfen dem kleinen, aber reichen Wüstenstaat unter anderem vor, Terrorgruppen zu fördern. In einem weitreichenden Forderungskatalog verlangen sie von Katar, seinen TV-Kanal Al-Dschasira zu schließen und die Beziehungen zum schiitischen Iran zurückzufahren. Auch die türkischen Soldaten sollen das Land verlassen.
Die Außenminister von Katars vier Kontrahenten wollen am Mittwoch in Kairo über die Antwort des Emirats auf ihre Forderungen beraten und über weitere Schritte entscheiden. Möglich wären weitere Sanktionen gegen Katar. So könnte die Mitgliedschaft des Landes im Golf-Kooperationsrat (GCC) ausgesetzt werden.
Das ist Katar
Das Emirat Katar im Osten der arabischen Halbinsel ist geografisch zwar nur etwa halb so groß wie Hessen, gewinnt international aber sowohl politisch als auch wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung. Große Vorkommen an Erdöl und Erdgas machten Katar zu einem der reichsten Länder der Erde. Das Land ist 2022 Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft.
Quelle: dpa
Rund 2,2 Millionen Menschen leben in Katar, von denen der Großteil aus dem Ausland kommt und als Gastarbeiter beschäftigt ist.
Das Land hat zahlreiche Beteiligungen an europäischen Unternehmen, darunter etwa Anteile am VW-Konzern und an der Baufirma Hochtief. Der arabische Nachrichtensender al-Dschasira hat seinen Sitz in Katar. Katar ist Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und hat unter anderem zusammen mit Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten den Golfkooperationsrat mitgegründet, der eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik in der Region als Ziel hat. Südlich der Hauptstadt Doha befindet sich der größte Stützpunkt der US-Armee in der arabischen Welt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert Katar für die Ausbeutung von Gastarbeitern und eingeschränkte Meinungsfreiheit.
Scheich Mohammed erklärte, die anderen Staaten benutzten den Terror-Vorwurf gegen Katar nur als Vorwand, um international Sympathie für ihre Maßnahmen zu bekommen. Im Kampf gegen den Terror seien in Katar „gewaltige Anstrengungen“ unternommen worden, mehr als in anderen Ländern. VAE-Außenminister Abdullah bin Said Al Nahjan hatte zuvor nach dem Gespräch mit Gabriel den Vorwurf bekräftigt, Katar fördere Extremisten und untergrabe den Kampf gegen den Terror.
Gabriel würdigte Katars zurückhaltende Reaktion auf die Blockade. Das Emirat habe keine Gegenmaßnahmen ergriffen, sondern „von der ersten Minute an versucht, zum Dialog aufzufordern“, erklärte er. Gabriel setzt darauf, dass durch dieses Verhalten eine Deeskalationsspirale in Gang kommt. „Unsere Hoffnung ist, dass in der Reaktion darauf genauso angemessen reagiert wird“, sagte er. Katars Außenminister erneuerte die Bereitschaft seines Landes zu Verhandlungen.
Gabriel setzte in den VAE und in Katar seine dreitägige Rundreise durch die Golf-Region fort, auf der er sich um Entspannung bemühen will. Am Mittwoch reist er zu seiner letzten Station nach Kuwait.