Unruhe in Palästinensergebieten Britische Geiseln frei

Drei entführte Briten, die im Gaza-Streifen als Geiseln genommen worden waren, sind wieder frei. Unterdessen stürmten Al-Aksa-Mitglieder ein Büro der Palästinenser-Regierung.

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HB JERUSALEM/GAZA. Rund drei Wochen vor der Parlamentswahl in den Palästinensergebieten am 25. Januar will die israelische Regierung ihre offizielle Haltung zu dem erwarteten Wahlsieg der radikalislamischen Hamas festlegen. Wie der israelische Rundfunk meldete, soll dazu ein interministerielles Gremium gebildet werden, das am Sonntag die Arbeit aufnehmen werde.

Der Ausschuss unter Leitung von Regierungsberater Dov Weisglass werde auch mit dem israelischen Geheimdienst zusammenarbeiten. Das Komitee wolle sich auch mit der zunehmenden Anarchie innerhalb der palästinensischen Autonomiebehörde befassen sowie mit der offensichtlichen Unfähigkeit der Palästinenserregierung, der Gewalt Einhalt zu gebieten, hieß es.

Der stellvertretende israelische Regierungschef Schimon Peres erklärte, ein Wahlsieg der Hamas würde den als Roadmap bekannten Nahost-Friedensplan in Gefahr bringen. Kein Land würde "einer von einer bewaffneten Terrororganisation geführten Regierung" finanzielle Unterstützung zukommen lassen.

Al-Aksa-Mitglieder stürmen Regierungsbüro

Rund 25 bewaffnete Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden, dem militanten Arm der regierenden Fatah, stürmten indes das Büro der Palästinenser- Regierung im Gazastreifen und forderten Arbeitsplätze. Die Behörde habe es bislang versäumt, Forderungen der militanten Gruppen nach Einstellung ihrer Mitglieder in den Ministerien nachzukommen. Mitglieder der selben Gruppe hinderten Regierungsvertreter, die mit dem Auto unterwegs waren, an der Ausreise über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten. Die Aktion sei ein Protest "gegen die Unfähigkeit der Regierung, das Chaos im Gazastreifen zu beenden".

Britische Entführte frei

Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erekat sagte dem britischen Rundfunksender BBC, die Lage im Gazastreifen sei "sehr schwierig". Erekat fügte hinzu: "Ich hoffe, dass sind die Geburtswehen vor der Wahl." Entführungen wie die der drei Briten, die am Freitagabend nach zweieinhalbtätiger Geiselhaft frei gelassen worden waren, schadeten der Sache der Palästinenser.

Zu der Geiselnahme bekannte sich eine bislang unbekannte radikale Gruppe, die Mudschaheddin-Brigaden. Sie erklärten in einer Mitteilung an die Medien: "Wir haben beschlossen, sie frei zu lassen, nachdem Großbritannien und die Europäische Union versichert haben, alles nur Mögliche zu unternehmen, um die israelischen Aktionen und Aggressionen im nördlichen Gazastreifen zu beenden."

Die als freiwillige Helferin für die Menschenrechtsorganisation Al-Misan im Gazastreifen tätige Kate Burton (24) und ihre Eltern waren nach Verhandlungen der Palästinenserregierung mit den Entführern frei gekommen. Die Drei waren von bewaffneten Palästinensern in der Nähe des Übergangs Rafah verschleppt worden.

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