Atom-Proteste Umweltschützer laufen Sturm gegen Atommülltransporte

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Wohin mit dem Atommüll? Die Frage bleibt unbeantwortet

Wie schwierig und damit auch wie teuer die Suche nach solchen Zwischen- und Endlagern für den Atommüll werden wird, zeigt sich gerade in Baden-Württemberg. Dort steht in Obrigheim am Neckar ein Atomkraftwerk des Atombetreibers EnBW, eines der ältesten Meiler in Deutschland. Im Jahre 1969 ging der Meiler ans Netz. Schon seit 2005 ist er abgeschaltet. Seitdem läuft der Rückbau, sprich, der Abriss. Nach dem neuen Gesetz bleiben die Atombetreiber für die Stilllegung und den Abriss der Reaktoren verantwortlich. Seit mehr als zehn Jahr baut EnBW-Kraftwerks-Chef Jörg Michels den Meiler schon zurück. Weitere 15 Jahre wird es wohl noch dauern, bis da wieder grüne Wiese ist, wo einst das Kraftwerk stand.

Größtes Problem: Atomkraft-Mann Michels weiß nicht, wohin mit den abgebrannten Brennelementen, den hochradioaktive Resten, aus dem Atomkraftwerk. Die 342 Brennstäbe sind längst bereit fürs Endlager. Seit 2007 klingen sie in einem Nassbecken ab. Es gibt aber noch kein Endlager. Und ein Zwischenlager hat Obrigheim auch nicht. Damit EnBW dort kein neues Zwischenlager bauen muss, könnte es die Brennstäbe ins Atomkraftwerk nach Neckarwestheim bringen. Dort gibt es ein Zwischenlager und dort ist noch Platz. Die Genehmigung hat der Atombetreiber dafür schon. Nun aber kommt die schwierige Frage: Wie sollen die hochgiftigen Dinger dahin kommen?

Drei Wege hat Michels geprüft: per Straße, per Zug, per Fluss. Ein Transport per Zug beziehungsweise Schiene fällt flach, weil es keine Zugverbindung in der Nähe gibt. Straße ist kompliziert, es müssten großräumige Absperrungen gemacht werden.

Bleibt der Fluss – beide Atommeiler liegen am Neckar. Von Obrigheim nach Neckarwestheim sind es ungefähr 40 Kilometer. Die Rampe für den Abtransport ist schon gebaut. Zu Testzwecken hatte EnBW dafür in der vergangenen Woche leere Atommüllbehälter über den Neckar verschifft. Selbst für das grüne Umweltministerium in Baden-Württemberg ist der Wasserweg die beste Lösung. Allein die Genehmigung vom Bundesumweltamt fehlt noch.

Erstmals würden hoch radioaktive Abfälle in Deutschland auf einem Fluss transportiert werden. Und schon formiert sich Protest. Umweltschützer liefen Sturm. Rund 650 Menschen folgten einem Aufruf des Aktionsbündnisses „Neckar castorfrei“ zu einem Protestmarsch und einer Kundgebung. „Wir wollten vor dem Jahrestag der Katastrophe von Fukushima vom 11. März 2011 ein Zeichen setzen und vor Castor-Transporten auf dem Fluss durch dicht besiedeltes Gebiet warnen“, sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses, Herbert Würth.

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