Mohammed-Karikaturen Wirtschaftskrieg statt Molotowcocktails

Moslems in aller Welt protestieren gegen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen. Dabei brennen nicht selten westliche Botschaften. Schluss damit fordert ein in der islamischen Welt einflussreicher TV-Prediger. Es gebe wirksamere Mittel gegen die Verunglimpfung.

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Auch in Pakistan protestieren Moslems gegen die Karikaturen. Foto: AP

HB DUBAI. Der moslemische Religionsgelehrte Scheich Jussef al-Karadaui hat die gewaltsamen Proteste verurteilt. Stattdessen sollten die Gläubigen Produkte aus Ländern boykottieren, in denen die Zeichnungen gedruckt wurden, sagte der Ägypter am Sonntag dem Fernsehsender „Al Dschasira“. „Wir rufen Moslems auf, ihre Wut in einer sinnvollen und kontrollierten Art zu zeigen“, erklärte der dank seiner TV-Auftritte in der arabischen Welt sehr populäre Geistliche. „Wir haben die Leute nicht dazu aufgerufen, Botschaften anzuzünden, wie es einige in Damaskus und Beirut getan haben.“ Zerstörung und Brandstiftung ließen sich nicht mit der moslemischen Moral vereinbaren. Tausende Moslems hatten Stunden zuvor das dänische Konsulat in der libanesischen Hauptstadt Beirut in Brand gesteckt. Dabei war auch die österreichische Botschaft in Mitleidenschaft gezogen worden, die im gleichen Gebäude liegt. Am Samstag spielten sich ähnliche Szenen in den Botschaften von Dänemark und Norwegen im syrischen Damaskus ab. Die schwedische Vertretung wurde ebenfalls beschädigt. Die Demonstranten protestierten gegen Karikaturen, die Mohammed unter anderem mit einem Turban in Form einer Bombe zeigen. Eine dänische Zeitung hatte die Zeichnungen im September veröffentlicht, später druckten sie andere Blätter etwa in Deutschland nach. Nach dem Brandanschlag in Beirut hatte der libanesische Innenminister seinen Rücktritt angeboten. Die Regierung hat am Sonntagabend nach einer Sondersitzung den Rücktritt von Innenminister Hassan Sabei aber zunächst nicht angenommen. Mehrere tausend Demonstranten hatten die dänische Landesvertretung gestürmt und Feuer gelegt. Muslimische Geistliche versuchten vergeblich, die Menschen zu beruhigen. Bei den Zusammenstößen, bei denen die Polizei Tränengas und Wasserwerfer einsetzte, wurden nach offiziellen Angaben mindestens 30 Menschen verletzt. Demonstranten griffen auch eine Kirche und Privathäuser im christlichen Stadtviertel Aschrafieh an.

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