Situation bleibt schwierig Terre des Hommes bezeichnet Seuchengefahr in indonesischer Provinz Aceh als «sehr hoch»

Die Gefahr von Seuchen in Südasien nimmt zu. Ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Terre des Hommes sagte, die indonesische Regierung wolle per Hubschrauber die Provinz Aceh desinfizieren.

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HB BERLIN. Die Situation in der besonders hart von der Flutkatastrophe betroffenen Provinz Aceh auf der indonesischen Insel Sumatra, bleibt äußerst schwierig. «Das Seuchenrisiko ist sehr hoch», sagte Frans van Dyk, der bis Sonntagmorgen für die Hilfsorganisation Terre des Hommes in der Krisenregion war, der Netzeitung. «Es liegen einfach noch viel zu viele Leichen in den Straßen.» Noch seien aber keine Fälle bekannt, die etwa auf einen Ausbruch von Cholera hindeuten würden. Indonesische Medien hatten zuvor berichtet, es gebe mehr als 200 Menschen in den Auflanglagern, die unter Symptomen litten, die der Cholera ähnelten. Dies wurde aber bisher von keiner Seite bestätigt. Um einem möglichen Ausbruch einer Seuche vorzubeugen, plane die indonesische Regierung, Desinfektionsmittel großflächig per Hubschrauber zu versprühen, sagte van Dyk. Derzeit werde auch fieberhaft daran gearbeitet, die Leichen von den Straßen zu bekommen. «Es werden hunderte von Räumfahrzeugen benötigt, um die Trümmer wegzuräumen und damit auch an die Toten, die noch unter den zerstörten Häusern liegen, zu erreichen.» Nach Auffassung des Terre des Hommes-Mitarbeiters wird es noch zwei bis drei Monate dauern, bis mit dem eigentlichen Wiederaufbau begonnen werden kann. «Und der Aufbau wird Jahre dauern», ist er überzeugt. Die Hauptstadt der Provinz Aceh, Banda Aceh, wurde bei der Flutkatastrophe fast vollständig zerstört. Es sei kaum von außen vorstellbar, wie hoch die Zerstörungen seien. Als Beispiel nannte van Dyk ein Fußballfeld, auf dem kurz vor der Katastrophe noch Kinder spielten: «Die liegen jetzt unter einer zwei Meter dicken Schicht von Dreck und Trümmern.« Wie viele Kinder dort umgekommen seien, wisse keiner. «Vielleicht sind es mehr als hundert» so van Dyk. Die ersten Probleme, die bei der Koordinierung der Hilfe aufgetreten sind, wurden laut van Dyk aber mittlerweile behoben. Zu Beginn seien zu wenig Lastwagen und zu wenig Benzin vorhanden gewesen, um die Hilfsgüter an die benötigen Orte zu transportieren. «Wir hatten einige Tage sogar so gut wie gar kein Benzin mehr», sagte der Helfer. Auch sei der Flughafen mit zu wenig Kapazitäten ausgerüstet gewesen, die hohe Zahl an landenden Flugzeugen zügig abzufertigen. Die Bundeswehr will auf Sumatra ein Lazarett für die Opfer der Flutkatastrophe aufbauen. Nach Angaben von van Dyk ist derzeit nur ein Militärkrankenhaus wirklich funktionsfähig. «Ein privates ist völlig zerstört worden ein zweites ist beschränkt arbeitsfähig», sagte er. Die indonesischen Behörden rechnen damit, dass im gesamten Land 100.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Die indonesische Regierung will aber bis auf weiteres keine offiziellen Totenzahlen mehr veröffentlichen.

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