Somalia Truppen wollen letzte Islamisten-Hochburg einnehmen

Zwei Tage nach der Rückeroberung von Mogadischu sind Einheiten der somalischen Übergangsregierung auf dem Vormarsch nach Süden. Unterstützt werden sie von äthiopischen Truppen. Nach Medienberichten rücken sie in Richtung der Hafenstadt Kismayo vor, der letzten Islamisten-Hochburg im Süden des Landes.

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Ein Kämpfer der islamischen Milizen in Somalia. Foto: dpa

HB MOGADISCHU/NAIROBI. Die Islamisten waren in die rund 500 Kilometer südlich von Mogadischu gelegene Hafenstadt geflohen, nachdem sie sich am Donnerstag kampflos aus der Hauptstadt zurückgezogen hatten. Die vorstoßenden Einheiten seien schwer bewaffnet, berichtete die Nachrichtenagentur Shabelle. Möglicherweise wollten sie nun auch die letzte Hochburg der Islamisten einnehmen. Das christliche geprägte Nachbarland Äthiopien unterstützt die international anerkannte Übergangsregierung und hatte den Islamisten am vergangenen Wochenende offiziell den Krieg erklärt, um einen muslimischen Gottesstaat in Somalia zu verhindert. Die Islamisten hatten nach der Einnahme Mogadischus vor sechs Monaten den Großteil des Landes kontrolliert und die in Baidoa im Süden des Landes ansässige Übergangsregierung zunehmend bedrängt. Am Donnerstag waren sie angesichts des Vormarschs der gegnerischen Truppen jedoch aus Mogadischu geflohen oder hatten einfach ihre Uniformen abgelegt und sich den verschiedenen Clanführern angeschlossen, die die Stadt vor der Übernahme durch die Islamisten kontrolliert hatten. Der Chef der Islamisten, die sich Union islamischer Gerichte (UIC) nennen, rief in Kismayo erneut zum Krieg gegen Äthiopien und zum Guerillakrieg auf. „Ich rufe alle UIC-Kämpfer, Anhänger und jeden aufrechten Muslimen zum Aufstand gegen die äthiopischen Truppen in Somalia auf“, zitierte Shabelle Scheich Sharif Ahmed. „Wir sagen den Äthiopiern in Somalia, dass sie niemals Erfolg haben werden.“ Der äthiopische Ministerpräsident Meles Zenawi hatte vor wenigen Tagen erklärt, die mit Zuspruch der USA geführte Offensive sei zu 75 Prozent abgeschlossen. Die Operation sei zur Selbstverteidigung des Landes sowie zur Unterstützung der Übergangsregierung gegen Angriffe von „Terroristen“ erfolgt. Demnach wurden bis zu 3000 islamistische Milizionäre getötet. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben gab es nicht. Äthiopien wolle nach Abschuss des Einsatzes wieder abziehen. Die seit ihrer Schaffung vor zwei Jahren weitgehend machtlose Übergangsregierung konnte die militärischen Erfolge der vergangenen Tage jedoch nach Ansicht von Beobachten nur mit Hilfe Äthiopiens erzielen. Deshalb gibt es Befürchtungen, dass die eben errungenen Geländegewinne nach einem Abzug Äthiopiens bald wieder verlorengehen könnten. Der Konflikt in Somalia schürt Befürchtungen, dass sich die Kampfhandlungen in Somalia zu einem Flächenbrand in der gesamten Region am Horn von Afrika ausweiten könnten, zumals die Islamisten von Eritrea, dem Erzfeind Äthiopiens, unterstützt werden.

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