Unterm Weihnachtsbaum könnten diesmal manche Geschenke fehlen: Die Gewerkschaft Verdi lässt in der Auseinandersetzung mit dem Online-Versandhändler Amazon nicht locker. Mitten im Weihnachtsgeschäft haben Beschäftigte der Logistikzentren in Bad Hersfeld und Leipzig am 18. Dezember den dritten Tag in Folge gestreikt. Bei einer Streikversammlung sei beschlossen worden, den Ausstand analog Leipzig bis einschließlich Samstag zu verlängern, sagte Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke. Nach Verdi-Angaben haben an beiden Standorten zusammen 1100 Mitarbeiter gestreikt.
In beiden Städten trugen die Streikenden ihre Forderungen nach einem Tarifvertrag in die Innenstädte. In Bad Hersfeld demonstrierten sie vor dem Rathaus. In Leipzig kamen drei polnische Gewerkschafter zu den Streikenden. „Wir haben den Schulterschluss bekräftigt, dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen und gemeinsam für gute Arbeit kämpfen wollen“, sagte Verdi-Streikleiter Thomas Schneider. Der US-amerikanische Versandhändler will auch in Polen und Tschechien Logistikzentren aufbauen.
Bei einer Kundgebung auf dem Leipziger Universitäts-Campus trafen sich die Beschäftigten mit Studenten. „Die Amazon-Streikenden gehen zu ihren Kunden und erklären ihnen, warum sie streiken“, sagte Schneider.
Amazon versicherte erneut, dass der Ausstand in Bad Hersfeld und Leipzig keine Auswirkungen auf den laufenden Betrieb hat. „Wir sind völlig in der Quote“, sagte ein Sprecher. Middeke sagte dagegen, arbeitende Kollegen hätten von Schwierigkeiten im Packbereich berichtet.
Die Gewerkschaft fordert von Amazon höhere Löhne und tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Der US-Konzern nimmt aber die Logistikbranche als Maßstab, in der niedrigere Löhne gezahlt werden. Seit Monaten organisiert Verdi einen Arbeitskampf, um einen Tarifvertrag mit dem Versandhändler zu erzwingen. Amazon Deutschland reagierte laut „Focus“ gelassen auf die Streikankündigungen: Das Unternehmen sei „gut vorbereitet“.
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dpa