Global Gender Gap Report Geschlechtergleichheit wird 2095 erreicht - vielleicht

Männer und Frauen sind nicht gleichgestellt - das wird sich auch so schnell nicht ändern, wie ein neuer Bericht zeigt. Demnach konnte weltweit kein Staat die Ungleichheit zwischen Mann und Frau vollkommen überwinden.

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Diese Fehler verbauen Frauen die Karriere
1.  Frauen lassen sich von Stellenanzeigen einschüchternKeine Frage, Bewerber sollten Stellenanzeigen sorgfältig durchlesen. Aber zu viel Sorgfalt schadet eher. Ein Problem, das vor allem Frauen betrifft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Online-Stellenbörse Jobware. 151 Männer und 79 Frauen lasen darin 150 Stellenanzeigen. Währenddessen wurden ihre Augenbewegungen aufgezeichnet, hinterher bewerteten die Studienleiter ihre Aussagen. Das Ergebnis: Frauen klickten im Schnitt nicht nur auf mehr Jobprofile, die sie auch länger durchlasen. Mehr noch: Sie ließen sich wesentlich stärker von vermeintlich männlichen Stellentiteln und Qualifikationen beeindrucken – und wollten sich gar nicht erst bewerben. Ein Indiz dafür, dass sich Frauen von manchen Anforderungen immer noch zu stark beeindrucken lassen. Ein Problem, das schon früh beginnt... Quelle: Fotolia
2. Schon Mädchen scheuen WettbewerbMatthias Sutter und Daniela Rützler von der Universität Innsbruck untersuchten in einer Studie das Verhalten von mehr als 1000 Kindern im Alter zwischen 3 und 18 Jahren. Sie sollten verschiedene Tests lösen, etwa Wettläufe oder Matheaufgaben. Als Belohnung erhielten sie kleine Geldbeträge. Im Verlauf des Spiels konnten die Kinder dann gegen Gleichaltrige antreten und dabei mehr verdienen. Bei den Jungen entschieden sich 40 Prozent für den Wettkampf unter Gleichaltrigen. Von den Mädchen wollten das nur 19 Prozent wagen. Quelle: Fotolia
3. Frauen unterschätzen ihre LeistungErnesto Reuben von der Columbia Business School gewann für sein Experiment (.pdf ) 134 Studenten. Alle hatten zwei Jahre zuvor verschiedene Aufgaben absolviert, jetzt sollten sie ihre damalige Leistung bewerten. Das Ergebnis: Die Männer überschätzen ihre tatsächliche Leistung um rund 30 Prozent überschätzt, die Frauen hingegen um weniger als 15 Prozent. Im zweiten Schritt teilte Reuben die Teilnehmer in Gruppen. Sie sollten einen Vertreter wählen, der für die Gruppe Geld gewinnen konnte. Das Ergebnis: Weil sie zu ehrlich waren, schafften es weibliche Teilnehmer drei Mal seltener als Männer, die Rolle des Anführers zu übernehmen. Quelle: Fotolia
4. Frauen lassen sich von Klischees beeinflussenMarina Pavlova vom Universitätsklinikum Tübingen reichte für ihre Studie im Jahr 2010 83 Medizinstudenten den Abschnitt eines Intelligenztests. Dabei sollten sie eine Reihe von Bildern in die richtige Reihenfolge zu bringen. Doch vorab gaukelte Pavlova der einen Hälfte der Teilnehmer vor, dass Frauen bei dieser Aufgabe generell besser abschneiden. Die andere Hälfte erfuhr, dass Männer darin bessere Ergebnisse erzielen. Ergebnis: Die Frauen ließen sich von negativen Aussagen viel stärker beeinflussen als Männer. Deren Leistung litt kaum unter der Vorab-Information. Quelle: Fotolia
5. Frauen sind schneller zufriedenDer Soziologe Stefan Liebig von der Universität Bielefeld analysierte für seine Studie (.pdf ) Daten des Sozio-oekonomischen Panels. In dieser Langzeitstudie machen 10.000 Deutsche regelmäßig Angaben zu Ihrem Beruf und Privatleben. Liebig wollte wissen, ob sie ihr aktuelles Einkommen als gerecht empfanden - und falls nein, welches Nettogehalt angemessen wäre. Wenig überraschend: Etwa jeder dritte Befragte fand sein Einkommen ungerecht. Doch das Einkommen, das Frauen als gerecht empfanden, lag noch unter dem tatsächlichen Gehalt von Männern. Egal ob Akademikerin oder Reinigungskräfte: Frauen hatten finanzielle geringere Ansprüche. Quelle: Fotolia
6. Frauen scheuen Jobs mit WettbewerbAndreas Leibbrandt und John List schalten für ihre Untersuchung Stellenanzeigen in neun US-Städten – in zwei verschiedenen Versionen. Die eine Ausschreibung suggerierte, dass das Gehalt nicht verhandelbar sei. Die andere behauptete, dass das Gehalt Verhandlungssache sei. Fazit: Bei letzterer Stelle bewarben sich wesentlich mehr Männer. Offenbar meiden viele Frauen Jobs mit starkem Konkurrenzdenken. Quelle: Fotolia
Ein Mann hält einen Zettel mit der Aufschrift "Job gefällig?" in der Hand Quelle: dpa

Es wird mindestens noch 81 Jahre dauern, bis Männer und Frauen am Arbeitsplatz gleichberechtigt sein werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Global Gender Gap Report, den das Schweizer Weltwirtschaftsforum am Dienstag vorgestellt hat.

Gemessen an der Chancengleichheit in Politik, Wirtschaft, Bildung und Gesundheit, rangiert Deutschland weltweit auf Rang 12 - zwei Plätze besser als im Vorjahr. Damit herrscht hierzulande lediglich im Bildungsniveau und im Gesundheitssektor Gleichheit zwischen den Geschlechtern. Im Vergleich zum vorherigen Report ist die Bundesrepublik allerdings um zwei Plätze nach oben geklettert. Trotz einer Bundeskanzlerin und vier Ministerpräsidentinnen sieht es im Bereich der "Politischen Stärke" besonders schlecht aus.

Der Bericht wurde erstmals 2006 angefertigt. Insgesamt hat sich in den vergangenen neun Jahren. Weltweit nur wenig für die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen getan: Die Lücke konnte lediglich um vier Prozent geschlossen werden.

Am geringsten ist der 'Gender Gap' im Bereich Gesundheit und bei der Lebenserwartung: In 35 von 142 Ländern hat sich die Lücke mittlerweile geschlossen, in drei Ländern erst in den vergangenen zwölf Monaten. Ähnlich gut sieht es beim Thema Bildung aus - 25 Staaten zeigen hier mittlerweile keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern mehr. Besonders schlecht sieht es hingegen bei der wirtschaftlichen Teilhabe sowie wirtschaftlichen Möglichkeiten aus.

Auffällig ist: Kein Land hat es bislang geschafft, die Ungleichheit zwischen Mann und Frau vollkommen zu überwinden. Mit Island, Finnland, Norwegen, Schweden und Dänemark liegen allerdings alle fünf nordischen Staaten auf den ersten Plätzen.

Auf den weiteren Plätzen der Top 10 folgen mit Nicaragua, Ruanda, Irland, den Philippinen und Belgien eher kleinere Länder. Einen der größten Sprünge nach vorne machte Frankreich, das sich von Platz 45 auf Rank 16 verbessert - nicht zuletzt auch, weil die französische Regierung fast zur Hälfte aus Männern und Frauen besteht. Es geht also doch.

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