Umweltpreis Glos ist "Bremsklotz" des Jahres 2008

Deutschlands peinlichster Umweltpreis geht in diesem Jahr an Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) verlieh am Dienstag in Berlin den "Dinosaurier des Jahres 2008" an den 64 Jahre alten CSU-Politiker.

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Die Naturschützer werfen dem Wirtschaftsminister vor, „der Atom-Lobbyist in Deutschland“ zu sein. Quelle: dpa

HB BERLIN. Der Minister habe sich als "als hartnäckiger Bremsklotz in Sachen Klima- und Umweltschutz hervorgetan", begründete NABU-Präsident Olaf Tschimpke die Wahl.

Die Naturschützer werfen dem Wirtschaftsminister vor, "der Atom-Lobbyist in Deutschland" zu sein. Wider besseres Wissen habe er Verunsicherung in der Bevölkerung über eine angebliche Stromlücke geschürt, um die zunehmenden Vorbehalte gegen den Bau neuer Kohlekraftwerke aufzuweichen und für die Atomenergie zu werben. "Gar nicht zu reden von der blödsinnigen Forderung nach einem Billigtarif für Atomstrom", meinte Tschimpke.

Darüber hinaus habe Glos beim Kernstück der europäischen Klimapolitik - dem Handel mit Verschmutzungsrechten - von Anfang an dafür plädiert, dass die Stromkonzerne und möglichst viele Industriezweige auch in Zukunft alle Berechtigungsscheine zum Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase kostenlos erhalten.

Tschimpke kritisierte, außerdem habe der Minister einen fatalen Hang zur Kleinstaaterei: Seine CSU habe das bundeseinheitliche Umweltgesetzbuch scheitern lassen. Je nach Bundesland unterschiedliche Genehmigungsverfahren schadeten aber dem Standort Deutschland. Zur Förderung der mittelständischen Wirtschaft habe Glos keine einzige nennenswerte Initiative ergriffen.

Die Naturschützer kritisierten auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie habe die Umwelt- und Klimapolitik gefördert, so lange es opportun gewesen sei. Angesichts der Finanzkrise sei sie aber in alte Grundmuster zurückgefallen. Repräsentant ihrer zögerlichen Haltung sei Glos. "Deutschland wird die Führungsrolle bei den Grünen Technologien verlieren, mit diesem Wirtschaftsminister", meinte Tschimpke.

Mit dem "Dinosaurier des Jahres" - der aus Zinn gegossenen und 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse - zeichnet der NABU seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die sich in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen haben. Weitere prominente Dino-Preisträger sind unter anderen der frühere Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, sowie Air-Berlin-Chef Joachim Hunold, der die Trophäe im vergangenen Jahr erhielt.

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