Hacker: Die spektakulärsten Operationen von Anonymous

Damit wurde die Gruppe erstmals bekannt: 2008 attackieren Anonymous-Mitglieder im Projekt Chanology mehrfach Internet-Angebote von Scientology, nachdem die Organisation die Veröffentlichung eines internen Tom-Cruise-Interview bei YouTube verhindern will.

Als Reaktion auf deren Ankündigung, keine Spenden an die Enthüllungsplattform Wikileaks von Julien Assange zu überweisen, blockieren Hacker 2010 stundenlang die Web-Angebote von Visa, MasterCard und Paypal.

Um den Widerstand gegen das Urheberrechtsabkommen Acta zu unterstützen, blockieren Angreifer 2012 unter anderem staatliche Web-Angebote in Frankreich, Polen und Slowenien.

Anonymous-Mitglieder nehmen 2011 an Protesten der Occupy-Wall-Street-Bewegung teil und bloggen über die Aktionen.

Um die Proteste im Iran gegen Wahlfälschungen bei der Präsidentschaftswahlen zu unterstützen, betreibt Anonymous 2009 ein geschütztes Informations- und Nachrichtenportal im Netz.

Nach Online-Angriffen auf Sicherheitsdienstleister wie HBGary Federal durchsuchen Agenten der US-Bundespolizei FBI, wie hier in New York, Häuser und Wohnungen vermutlicher Anonymous-Aktivisten.

2006 legen Hacker die Internet-Seite des US-Radiomoderators Hal Turner lahm, der zum Mord an drei US-Bundesrichtern aufgerufen hat.

Anonymous ist keine Organisation, hat keinen Anführer und keine Strukturen. Das macht die Opfer der Angriffe so hilflos. Es ist niemand da, den man verantwortlich machen könnte für Hackerangriffe und Demonstrationen. Anonymous bezeichnet sich selbst als eine Idee und einen Zusammenschluss verschiedenster Menschen, die das gleiche Ziel verfolgen: Meinungsfreiheit. Organisationen, Unternehmen und Regierungen, die in den Augen der Internetfreiheitskämpfer dagegen verstoßen, erleben mitunter unangenehme Überraschungen.

Aktuell sind die Mitglieder von Anonymous im Gespräch, weil die NPD sowie die rechte Zeitung "junge Freiheit" Strafanzeige gegen sie stellen wollen. Ende Dezember 2011 gründete Anonymous im Zuge einer Aktion gegen Rechtsextremismus das Portal "nazi-leaks". Darauf veröffentlichten die Hacker die Namen, Adressen und Telefonnummern von Kunden rechter Marken und Versandhäusern und NPD-Unterstützern. Die Namen der Autoren der jungen Freiheit veröffentlichten die Aktivisten bereits im Juli vergangenen Jahres. Außerdem legten Anonymous-Aktivisten diverse Szene-Webseiten lahm.

Da Anonymous keine Struktur hat, gibt es immer wieder Aktionen, zu denen es erst Bekenner-Videos und anschließend Dementis gibt. So wurde an Heiligabend die Website der privaten US-Sicherheitsfirma Stratfor gehackt, die Daten tausender Kunden, sowie Kundendaten von den Unternehmen Boeing, Goldman Sachs und Lockheed Martin veröffentlicht. Mit den Kreditkartendaten der Stratfor-Kunden sind rund eine Million Dollar auf die Konten von gemeinnützigen Organisationen wie dem Roten Kreuz überwiesen worden. Zeitgleich mit dem Bekennervideo tauchte ein Dementi im Namen von Anonymous im Netz auf: "Dieser Hack ist ganz definitiv nicht das Werk von Anonymous", hieß es dort. Anonymous respektiere die Arbeit von Stratfor als Medienquelle, ein Angriff auf das Unternehmen gehe gegen die Meinungsfreiheit.

Ähnlich verhielt es sich mit der Operation Facebook: Im August 2011 wurde in einem Youtube-Video dazu aufgerufen, am 5. November das soziale Netzwerk Facebook anzugreifen. Der Vorwurf gegenüber Facebook lautete: Das Netzwerk verkaufe Daten von Nutzern, auch wenn die ihr Konto gelöscht haben. Der 5. November ist der Jahrestag des von Guy Fawkes geplanten Ververschwörung, bei der er das britische Parlament sprengen wollte. Die im Film "V wie Vendetta" gezeigte Fawkes-Maske ist eines der Erkennungszeichen der Anonymous-Bewegung. Am 5. November 2011 passierte allerdings gar nichts. Genauso wenig wie bei Guy Fawkes im Jahr 1605. Dafür präsentierte Anonymous Name und Adresse eines Mannes, der allein für die Operation Facebook verantwortlich sein solle.

Im August zog sich der Privatsender RTL den Zorn des Kollektivs zu. In dem Format "Explosiv - die Reportage" berichtete RTL über die in Köln stattfindende Spielemesse Gamescom. Besucher der Messe wurden in dem Fernsehbeitrag als ungewaschene, Bier trinkende Einzelgänger dargestellt. Das stieß der Internet- und Gamer-Gemeinde sauer auf: Anonymous rief zum Boykott des Senders auf, Teile der Website von RTL wurden manipuliert. RTL entschuldigte sich.

Anonymous-Aktivisten setzten sich auch für ernstere Themen ein und sammelten angeblich Informationen über das mexikanische Drogenkartell Zetas. Daraufhin wurde - laut Angaben des Kollektivs - ein Mitglied der mexikanischen Bewegung entführt. Das "Mitglied" kam wieder frei, Anonymous verzichtet auf die Veröffentlichung der mit dem Kartell in Verbindung stehenden Personen. Angeblich haben die Drogenbosse die mexikanischen Aktivisten bedroht.

Zurückgerudert sind die Aktivisten auch bei Sony: Nachdem der Konzern im Januar 2011 zwei Hacker verklagt hatte, weil diese Informationen zum Kopierschutzsystem der PlayStation 3 veröffentlicht hatten, fiel Anonymous über Sony her. Im April griffen die Aktivisten die Sony-Homepage sowie das PlayStation Network an. Da die Hacks auch die Kunden von Sony beeinträchtigten, die man ja schützen wolle, brachen die Angriffe ab. Wer die 77 Millionen Playstation-Nutzerdaten gestohlen hat, ist nicht bekannt. Anonymous weist jede Schuld von sich.

Nachdem Visa und Mastercard der Plattform WikiLeaks die Konten sperrten, stürzte sich die Internetgemeinde auch auf die Geldinstitute. Die Seiten der Kreditkartenanbieter waren nicht erreichbar und auch andere, die sich Julian Assange und seiner Whistleblower-Plattform Wikileaks in den Weg stellten, bekamen den Zorn der Aktivisten zu spüren.

Bekannt wurde Anonymous übrigens schon vor rund vier Jahren. Nachdem bei Youtube ein Video landete, in dem der US-Schauspieler Tom Cruise sehr unkritisch über Scientology sprach, klagte Scientology wegen Urheberrechtsverletzung. Daraufhin formierte sich im Internet Widerstand gegen die Sekte. Das "Projekt Chanology" entstand, bei dem eine Reihe von Hackerangriffen Scientology-Homepages lahmlegte. Dem folgten Demonstrationen und Videobotschaften sowie eine Pressemitteilung, in der die Aktivisten der Sekte "den Krieg erklärten".









