Hackerziel Mobiltelefon Wie einfach es ist, Sie per Handy auszuspionieren

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Flexibler Späher

Der Virenjäger - Ex-Hacker Marko Rogge säubert Smartphones von Spähprogrammen, die sich Manager zum Beispiel auf China-Reisen einfangen. Quelle: Dominik Asbach für WirtschaftsWoche

Donnerstag, 5. Juli, Darmstadt, 12 Uhr: Der Notruf kommt von einem Top-Manager aus dem Ruhrgebiet. Adressat ist der ehemalige Hacker Marko Rogge, der inzwischen als Sicherheitsberater arbeitet. Er will nicht verraten, wer ihn gerade um Hilfe bittet. Der Auftrag ist äußerst delikat. Allerdings lässt er durchblicken, der Vorstand eines großen Unternehmens war nach Shanghai gereist, um den Export auf dem wichtigen Auslandsmarkt China durch persönliche Gespräche anzukurbeln. Dazu hatte er eine Woche mit Kooperationspartnern und Regierungsverantwortlichen verhandelt.

Dabei hatte er jedoch eine wichtige Vorsichtsmaßnahme außer Acht gelassen. Das für die Spionageabwehr zuständige Bundesamt für Verfassungsschutz empfiehlt bei solchen Reisen, das eigene, mit persönlichen und geschäftlichen Daten gespickte Smartphone zu Hause zu lassen und für die Dauer des Auslandsaufenthalts ein vollkommen nacktes Smartphone ohne gespeicherte Daten zu benutzen. Genau das hatte der Vorstand nicht gemacht.

Die Gefahren sind Legende: Die chinesischen Partner zeigen sich von ihrer freundlichsten Seite und laden den Manager zum gemeinsamen Schwitzen in die Hotel-Sauna ein. Das Smartphone liegt für einige Stunden unbeaufsichtigt im Hotelzimmer – eine günstige Gelegenheit für die örtlichen Geheimdienste, schnell eine Spähsoftware aufzuspielen. Damit können sie den Handybesitzer auf Schritt und Tritt überwachen und jedes Gespräch mithören.

Hier lauern die größten Gefahren für Cyberangriffe (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Erste Hilfe für infizierte Smartphones

Ex-Hacker Rogge hat sich mit seiner Beratungsfirma Omega Defense in Darmstadt darauf spezialisiert, Smartphones von Spähprogrammen zu befreien. Bei Notrufen wie heute packt er seinen Erste-Hilfe-Koffer und durchleuchtet das Smartphone nach Viren und anderen Schädlingen. Über 50 verschiedene Kabel für jeden Handytyp klemmen an der Innenseite des Koffers. Über 15.000 Euro kostet dieses ungewöhnliche Diagnosegerät für Smartphones, das wie ein Röntgenapparat jede bösartige Infektion identifizieren kann. Die Kosten bewegen sich im Rahmen der Honorare von Unternehmensberatern.

Dabei geht es nicht nur um das Ausspähen von Betriebsgeheimnissen. Genauso lukrativ ist für die Anbieter von Lauschprogrammen das Privatleben, um Manager zu erpressen.

Dazu bieten spezielle Web-Seiten kommerzielle Spähprogramme quasi für den Hausgebrauch. „Wollen Sie ein iPhone ausspionieren?“, fragt Flexispy, nach eigenen Angaben der weltweite Marktführer beim Verkauf von Schnüffelprogrammen, auf seiner Web-Seite. Flexispy (zu Deutsch: flexibler Spion) mit Sitz in Victoria auf der Hautptinsel der Seychellen, Mahé, verspricht, jedes Smartphone in eine Wanze verwandeln zu können. Potenzielle Kunden sind Ehegatten, die ihren Partner bei einem Seitensprung ertappen wollen, oder Eltern, die ihren Nachwuchs bei nächtlichen Streifzügen observieren wollen. Dabei entlarven Spy-Apps so manche Überstunde oder Dienstreise als peinliche Lügengeschichte.

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