Handyhersteller Nokia plant Radikalumbau der Konzernspitze

Der weltgrößte Handyhersteller will sich neu aufstellen und plant offenbar einen radikalen Umbau der Konzernspitze. Laut eines Bericht der "Wirtschaftswoche" droht der Hälfte des Vorstands der Rauswurf. Headhunter sollen bereits auf der Suche nach Ersatz sein.

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Nokia C6: Keine Chance gegen den Durchmarsch der Androiden. Quelle: Reuters

HB DÜSSELDORF/HELSINKI. Nokia-Chef Stephen Elop plant einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge einen radikalen Umbau der Konzernspitze. Wie das Magazin unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, soll der Vorstand des weltgrößten Handyherstellers auf mehreren Positionen neu besetzt werden. Etwa der Hälfte der noch amtierenden Vorstände, in der Mehrzahl Finnen und Gefolgsleute der Elop-Vorgänger Jorma Ollila und Olli-Pekka Kallasvuo, drohe der Rauswurf. Elop hatte erst kürzlich eine schwache Bilanz für das vierte Quartal 2010 vorgelegt.

Zur Disposition stünden zum Beispiel der amtierende Nokia-Chefentwickler Kai Öistämö sowie Tero Ojanperä, derzeit für die Bereiche Services und Mobile Lösungen verantwortlich. Auch müssten die heutige Handy-Chefin Mary MacDowell sowie Produktions- und Logistikchef Niklas Savander mit einer Kündigung rechnen. Laut "Wirtschaftswoche" sind Headhunter derzeit in aller Welt unterwegs, um international erfahrene Top-Leute anzuwerben.

Nokia verliert beim weltweiten Wettlauf um den Smartphone-Markt weiter an Boden, der Nettogewinn war im vierten Quartal um über ein Fünftel eingebrochen, der Marktanteil schrumpft. "Es ist Zeit, dass Nokia sich schneller umstellt", hatte der 47-jährige Kanadier Ende Januar die enttäuschenden Zahlen kommentiert. Dabei hat Elop seit seinem Amtsantritt im September schon ein hohes Umstellungstempo vorgelegt. Doch im Kampf gegen Apples iPhone, die Blackberrys vom kanadischen Konzern Research in Motion (RIM) und verschiedene erfolgreiche Anbieter mit dem Betriebssystem Android verliert Nokia immer weiter an Boden.

Mittlerweile haben Telefone mit dem Google-Betriebssystem den jahrelangen Smartphone-Marktführer Nokia vom Thron verdrängt. Analysten des Marktforschers Canalys ermittelten für Android im Schlussquartal 2010 einen Marktanteil von 32,9 Prozent - gegenüber noch 30,6 Prozent für die Finnen. Nokia verkauft zwar weiterhin die meisten Handys - doch die Weichen für die Führung von Google auch im gesamten Mobilfunkmarkt sind gestellt. Denn in absehbarer Zeit dürften die meisten verkauften Handys Smartphones sein - eigentlich Mini-Computer, mit denen man auch telefonieren kann.

Vor einem Jahr sah die Smartphone-Welt noch ganz anders aus. Nokias Betriebssystem Symbian führte nach Canalys-Zahlen mit komfortablen 44,4 Prozent, Android kam gerade einmal auf 8,7 Prozent.

Möglich macht den Durchmarsch der Androiden die Vielfalt von Modellen und Herstellern. Google hat Android zwar ins Leben gerufen und gilt als wichtigste treibende Kraft. Hinter dem offenen Betriebssystem steht aber eine Allianz aus mehreren Dutzend Geräte-Produzenten, Zulieferern und Mobilfunk-Betreibern. Ob Samsung, ZTE, Motorola oder HTC - die Android-Handys drängen aus allen Richtungen auf den Markt.

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