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NachhaltigkeitDeutsche Unternehmen entdecken die Vorteile von Gebraucht-IT

Immer mehr Firmen beschaffen Gebrauchtgeräte statt neuer IT-Komponenten, um Kosten oder CO2-Emissionen zu senken. Doch es gibt auch Vorbehalte gegen den Einsatz aufbereiteter Computer und Smartphones. Zu Recht?Michael Kroker 23.02.2024 - 16:31 Uhr
Foto: asgoodasnew, Refurbed

Was für viele Privatnutzer längst selbstverständlich ist, zieht nun auch langsam in die Geschäftswelt ein: Statt Smartphones, Tablets oder PCs neu zu kaufen, greifen immer mehr Firmen zu gebrauchten, professionell wiederaufbereiteten Geräten. Das ist das zentrale Ergebnis einer jüngst veröffentlichen Studie des Digitalverbands Bitkom. Demnach hat inzwischen bereits jedes siebte Unternehmen in Deutschland sogenannte Refurbished-IT im Einsatz (15 Prozent). Im Jahr 2002 bekundeten dagegen erst vier Prozent der Firmen, gebrauchte Laptops, Monitore oder Smartphones zu nutzen. Weitere 15 Prozent der Unternehmen ziehen den Einsatz von Gebraucht-IT immerhin in Erwägung (2022: 13 Prozent).

Zum Vergleich: Im Privatsektor kann sich sogar bereits jeder zweite Deutsche den Kauf von gebrauchten Technikgeräten vorstellen. Jeder achte hat dies in der Praxis auch bereits gemacht (13 Prozent), so das Ergebnis einer im Januar ebenfalls von Bitkom veröffentlichten Erhebung. „In der deutschen Wirtschaft hat ein Umdenken stattgefunden“, bilanziert Niklas Meyer-Breitkreutz, Bereichsleiter Nachhaltigkeit und Umwelt beim Bitkom. Er sagt aber auch, „dass bei Refurbished-IT weiterhin viel Luft nach oben besteht.“

Tatsächlich ist der Großteil der Firmennutzung bisher noch eher begrenzt: Zehn Prozent verwenden Gebrauchtgeräte nur in Einzelfällen; nur fünf Prozent der Befragten setzen generalüberholte PCs und Smartphones bereits in vielen Bereichen des Unternehmens ein.

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Dabei bekunden drei Viertel aller in der Bitkom-Studie befragten Unternehmen, dass die Nutzung von Refurbished-IT einen wichtigen Beitrag leisten könnte, um Ressourcen und Rohstoffe zu sparen sowie den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern. Für die dennoch noch vorherrschende Zurückhaltung gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist für viele Unternehmen der finanzielle Anreiz zum Einsatz von gebrauchter Ware immer noch zu niedrig; 61 Prozent der Unternehmen würden sonst entsprechende Geräte nutzen. „Oftmals ist der preisliche Abstand von Gebrauchtgeräten und Neuware nicht so groß, dass es sich für Unternehmen lohnt“, berichtet Meyer-Breitkreutz.

Finanzielle und steuerliche Anreize fehlen

Weitere finanzielle Anreize könnte aber auch der Staat schaffen, etwa durch eine niedrigere Mehrwertsteuer auf Dienstleistungen wie die Generalüberholung von Altgeräten oder schnellere Abschreibungsmöglichkeiten für Gebraucht- im Vergleich zu Neuware. Durch eine geringere Mehrwertsteuer könnten Spezialanbieter wie etwa AfB aus Ettlingen bei Karlsruhe oder das Start-up Circulee aus Berlin sowie Bechtle Remarketing, die Refurbish-Tochter der Bechtle-Gruppe aus Stuttgart, ihre generalüberholten Geräte günstiger offerieren. Schnellere Abschreibungen wiederum würden den Gebrauchtkauf aus Kundensicht interessanter machen.

Und schließlich lässt sich Gebraucht-IT bis heute nicht sauber in die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen integrieren. Hier fehlen noch geeignete Normierungsstandards, wie genau gebrauchte Computer und Smartphones die CO2-Bilanz verbessern. „An der Normierung wird gerade noch gearbeitet“, sagt Meyer-Breitkreutz. „Sie wäre aber ein großer Anreiz für Unternehmen, weil die Vorteile dann schwarz und weiß auf dem Tisch liegen.“

Andere von den Unternehmen derzeit noch als Bedenken geäußerte Faktoren sind in der Praxis dagegen bereits weitgehend gelöst. So sehen 75 Prozent der Unternehmen eine lange Gewährleistung als wichtige Voraussetzung für den Einsatz von Gebraucht-IT; 61 Prozent erwarten eine ausreichend lange Versorgung mit Updates. „Manche Wiederaufbereiter gewähren auf ihre Produkte heute schon längere Garantiezeiten als die gesetzlichen Fristen bei Neuware“, sagt Meyer-Breitkreutz. „Zudem werden viele Produkte seit der Einführung der Updatepflicht 2022 deutlich länger als zuvor mit regelmäßigen Aktualisierungen versorgt.“

Vor allem das Bauchgefühl hemmt

Daher basierten Bedenken an dieser Stelle vor allem auf Bauchgefühl. Das gilt erst recht für den größten und oftmals nur hinter vorgehaltener Hand geäußerten Hemmschuh hinsichtlich Gebraucht-IT: „Viele Unternehmen haben die Befürchtung, sich mit Refurbished-IT Schwachstellen bei der Cybersicherheit ins Haus zu holen“, erzählt Meyer-Breitkreutz. Verlässliche Zahlen oder Studien, die diese Bedenken untermauern, gibt es dagegen nicht.

Um den Zuspruch zu Gebraucht-IT weiter anzukurbeln, sieht der Bitkom-Nachhaltigkeitsexperte neben den Unternehmen selbst auch den Staat gefordert: „Die öffentliche Hand könnte viel stärker mit gutem Beispiel vorangehen“, meint Meyer-Breitkreutz. Diskutiert wird hier beispielsweise eine bestimmte Quote in der IT-Beschaffung für Gebrauchtgeräte festzulegen, etwa im ersten Schritt einen Anteil von 20 Prozent. „So könnte der Staat seine Marktmacht als Kunde ausspielen.“

Lesen Sie auch: Zweite Chance für den Schrott – ein echter Markt für gebrauchte IT entsteht

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