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ÜberwachungsstaatDiese Länder zensieren das Internet

Egal ob Pornoseiten, Nachrichten oder Social-Media-Portale - viele Regierungen kontrollieren das Internet. In diesen Ländern wird das Netz zensiert. 18.11.2014 - 12:40 Uhr
Foto: REUTERS

China

Es ist ein Paradox: 300 Millionen Menschen nutzen in China das Internet - von der Zensur jedoch weiß nur ein Bruchteil der Menschen. Die Regierung nutzt dafür verschiedene Methoden. Filter kommen ebenso zum Einsatz wie Ausspähung und Einschüchterung. Neben pornografischen Seiten sperrt die Regierung Auftritte religiöser und politischer Gruppierungen, welche die Regierung als 'schädlich' ansieht. Auch renommierte Nachrichtenseiten wie BBC oder Social-Media-Portale wie Facebook, Twitter und Youtube sind nicht abrufbar. Nun verschärft China die Zensuren und weitet die Blockaden auf mehrere Internetseiten aus. Der Großanbieter von Cloud-Diensten, Edgecast, räumte am 18.November in einer Mitteilung ein, dass viele seiner Dienste seit kurzem von China aus nicht mehr oder nur noch eingeschränkt abrufbar sind. Die Zensurexperten von Greatfire.org bezeichneten den Schritt als „Versuch, China vom globalen Internet abzuschneiden“. Die Organisation hatte mehrfach angeprangert, dass Chinas Zensurapparat immer ausgefeilter operiere. Teilweise würden Zugriffe auf internationale Internetseiten gezielt verlangsamt, um sie für chinesische Nutzer unbrauchbar zu machen. Chinas Internet wird seit Jahren stark kontrolliert. Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sowie Youtube oder Webseiten von Menschenrechtsorganisationen und ausländischen Medien wie die „New York Times“ oder die Nachrichtenagentur Bloomberg sind von China aus nicht abrufbar. In diesem Jahr hatte China die Sperren bereits ausgeweitet. Kurz vor dem 25. Jahrestag des Pekinger Massakers im Juni wurde erstmals der Zugang zu allen Google-Diensten in China wie Suche, Gmail, Maps und die Fotoplattform Picasa gesperrt.


Foto: dpa

Türkei

Seit 2007 können lokale Strafgerichte Webseiten landesweit sperren lassen, sofern sie pädophile oder pornografische Inhalte, die Verherrlichung von Drogen oder Beleidigungen des Staatsgründers Atatürk zeigen. Jetzt hat die Türkei allerdings nochmals die Kontrolle von Internetnutzern verschärft. Die staatliche Telekommunikationsbehörde TIB darf künftig Internetseiten ohne Gerichtsbeschluss sperren lassen, wenn sie die „nationale Sicherheit“ oder die „öffentliche Ordnung“ gefährdet sieht. Außerdem kann sie Daten über das Surfverhalten von Internetnutzern uneingeschränkt sammeln. Einer entsprechenden Gesetzesänderung stimmte das türkische Parlament in der Nacht zu Mittwoch zu, wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Es ist bereits die zweite Verschärfung in diesem Jahr.
Internetanbieter müssen die Anweisung zur Sperrung von Webseiten innerhalb von vier Stunden umsetzen. Erst nach 24 Stunden müsse die Telekommunikationsbehörde die Entscheidung einem Gericht vorlegen, um die Sperrung bestätigen zu lassen.

Mit Material von dpa

Foto: dapd

Nordkorea

Nordkorea gilt als das Land mit der weltweit striktesten Internetkontrolle, steht laut Machthaber Kim Jong Un aber vor einer "industriellen Revolution". In seiner Neujahrsrede kündigte der Machthaber mehr Investitionen in Forschung und Technologie sowie Computer in allen Schulen an. Bisher haben lediglich ein paar tausend Privilegierte Zugang zu einer stark zensierten Version des Internets. Unter den zugelassenen Seiten befinden sich 30 Portale, die die großen Führer "Kim Jong-il" und "Kim Il Sung" preisen.

Foto: dpa

Russland

Staatschef Vladimir Putin plant eine Ausweitung der Netzzensur. Vorgesehen ist ein Twitter-Verbot für Staatsdiener sowie Klarnamenzwang in sozialen Netzwerken. Damit wollen die Machthaber um den Staatschef gegen "extremistische Propaganda" und Blogger, die "politische Spekulation verbreiten", vorgehen. Derweil gehen immer mehr Menschen gegen Putins Regime auf die Straße.

Foto: dpa

Afghanistan

Seit Juni 2010 werden in Afghanistan diverse Webseiten und Soziale Netzwerke gesperrt. Darunter Facebook, Youtube, Twitter und Google-Mail sowie Seiten mit den Themen Alkohol, Dating, Glücksspiel und Pornografie.

Foto: dpa

Weißrussland

Seit Januar 2012 ist ein Weißrussland ein Gesetz in Kraft, das Alexander Lukaschenko bereits 2010 auf den Weg gebracht hatte. Danach dürfen ausländische Dienste nicht mehr für E-Mails, Finanztransaktionen, den Vertrieb von Waren und Dienstleistungen genutzt werden. Außerdem müssen die Provider inhaltliche Zensur durchsetzen und PC-Nutzer sich in Internetcafés ausweisen.

Foto: REUTERS

Myanmar

In Myanmar können sich die meisten Menschen Computer gar nicht leisten, weshalb die Zensurmaßnahmen der Militärregierung vor allem Internetcafés betreffen. Der Zugang zu oppositionellen Webseiten wird hier systematisch blockiert. Auch E-Mail-Programme von Yahoo oder Hotmail können nicht genutzt werden. Was die User in den Cafés treiben, wird sehr genau beobachtet. Alle fünf Minuten werden die URLs der aufgerufenen Seiten gespeichert.

Foto: dpa

Kuba

Für einen privaten Internetzugang braucht man in Kuba eine Spezialgenehmigung. Ohne Genehmigung lässt sich das Internet über das drahtgebundene Telefonnetz einrichten. Das kostet aber. Alternativ gehen viele Kubaner ins Hotel. Dort zahlen sie für die langsame Verbindung auch noch Devisen. Gesperrt werden vor allem systemkritische Seiten aus den USA.

Foto: REUTERS

Iran

Unter Präsident Mahmud Ahmadinedschad wurde das Internet im Iran verstärkt zensiert. Hunderttausende Webseiten blockiert der Staat derzeit. Dies betreffe sowohl Sex- als auch Nachrichtenseiten sowie unerwünschte politische Inhalte. Für die Zensur wurde extra eine "Zentralstelle für Filtering" eingerichtet.

Foto: dapd

Libyen

In Libyen hat etwa ein Sechstel der Bevölkerung Zugang zum Internet. Gesperrt werden derzeit Webseiten oppositioneller Exil-Libyer.

Foto: REUTERS

Malaysia

Seit 2005 hat es in Malaysia verstärkt Verhöre und Vorladungen von Bloggern gegeben. Auch die einzige Online-Tageszeitung "Malaysiakini" wird immer wieder von der Regierung unter Druck gesetzt. Es sollen die Räumlichkeiten der Redaktion durchsucht und Mitarbeiter bedroht worden sein.

Foto: dpa

Saudi-Arabien

In Saudi-Arabien wird das Internet stark zensiert. Zugelassen werden islamische Seiten, die mit der religiösen Auffassung der Regierung vereinbar sind. Insgesamt lässt das Regime etwa 400.000 Webseiten sperren.

Foto: dapd

Südkorea

Alles was die öffentliche Ordnung stört, wird von der Regierung geblockt. Darunter fallen unter anderem Pornoseiten und Inhalte nordkoreanischer Herkunft.

Foto: dapd

Syrien

Der Internetzugang ist in Syrien auf eine privilegierte Minderheit beschränkt. Zudem wird kräftig zensiert. Populäre Portale wie Youtube, Blogsport oder Facebook stehen ebenso auf dem Index wie Homepages kritischer Zeitungen und einiger Parteien. Öffentliche Meinungsäußerungen im Internet werden nur mit vollständigem Namen und E-Mail-Adresse des Verfassers veröffentlicht.

Foto: REUTERS

Thailand

Der Kampf gegen die Pornografie wird auch in Thailand vor allem im Internet ausgefochten. Zu diesem Zweck wird das Netz hier gefiltert. Allerdings sind auch Fälle weiter Zensur bekannt. Im Juni 2005 wurden die Homepages zweier regierungskritischer Radiostationen geschlossen, nachdem die Regierung auf die Provider Druck ausgeübt hatte.

Foto: dpa

Tunesien

Vor der Revolution 2010/2011 gehörte die Internetzensur in Tunesien zu den schärfsten weltweit. Inzwischen wurden die Sperren weitestgehend aufgehoben. Lediglich pornografische Seiten werden weiterhin gesperrt.

Foto: REUTERS

Turkmenistan

Die Zensur in Turkmenistan läuft über die Infrastruktur. Private Anschlüsse sind hier nur sehr schwer zu beantragen. Auch Internetcafés gibt es kaum. Erst seit 2009 wird mobiles Internet via USB-Modem angeboten.

Foto: AP

Usbekistan

Ähnlich schnell wie in China wuchs auch in Usbekistan die Begeisterung für das Internet - und ebenso schnell die Zensur. Seitens der usbekischen Staatssicherheit werden Provider immer wieder dazu aufgefordert, oppositionelle Webseiten zu sperren. Und der Besuch von Pornoseiten und diversen politischen Portalen wird mit einer Geldstrafe geahndet.

Foto: REUTERS

Vereinigte Arabische Emirate

Ecompany, die Tochtergesellschaft des staatlichen Etisalat, kontrolliert in den Emiraten die Internetanschlüsse. Gesperrt werden alle Webseiten, die Pornografie und jüdische Propaganda zeigen. Außerdem alles, was unvereinbar mit den religiösen, kulturellen, politischen und moralischen Werten der Emirate ist.

Foto: dapd

Vietnam

In Vietnam filtert eine eigene Internetpolizei politisch unerwünschte Inhalte aus dem Netz. Außerdem werden die Internetcafés kontrolliert.

Foto: dapd

Kasachstan

Details über die Art der Kontrolle in Kasachstan sind nicht bekannt. Allerdings richtet sich die Zensur auch hier gegen Meinungsbeiträge in Chats und Blogs, die sich regierungsfeindlich äußern.

Foto: dpa/dpaweb

Malediven

Die Idylle ist trügerisch, denn wer in diesem Paradies offen seine Meinung sagt, muss mit harten Konsequenzen rechnen. Das Regime unter Präsident Maumoon Abdul Gayoom, der bis 2008 die Geschicke des Landes leitete, unterdrückte die Meinungsfreiheit im Netz rigoros. Auch unter seinem Nachfolger Mohammed Nasheed änderte sich wenig. Derzeit ist Mohammed Waheed Hassan an der Macht.

Foto: gms

Australien

2008 wollte die australische Regierung den Zugang von Webseiten sperren, die auf einer von der Regierung vorgegebenen Sperrliste stehen. 120.000 Personen unterzeichneten damals eine Petition gegen das Vorhaben - ohne Erfolg. Wenige Monate später wurden die fast 1000 Einträge in der Sperrliste im Rahmen einer Anhörung öffentlich. 32 Prozent der geblockten URLs standen im Zusammenhang mit Kindermisshandlungen oder -missbrauch. Australische Kinderrechtsorganisationen kritisieren diese Form der Zensur. Das Geld, das für die sogenannten Blacklists ausgegeben wird, solle lieber in Medienerziehung investiert werden.

Foto: Reuters

Neuseeland

2007 wurden seitens der Regierung Tests für das Einrichten netzseitiger Filter gegen kinderpornografische Webseiten durchgeführt. Zwei Jahre später sprach sich dann jedoch der Kommunikationsminister des Landes Steven Joyce gegen diese Filter aus. Seit 2010 sperren einige Internetprovider ohne gesetzliche Regelung problematische Inhalte freiwillig.

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