Bisphenol A In unserem Blut fließt Plastik

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Unternehmen halten dagegen

So giftig sind Ihre Kleider
A woman holds a Zara shopping bag in Madrid Quelle: REUTERS
A security guard stands beside a billboard of luxury goods brand Giorgio Armani where the firms store will open Quelle: dpa
Victoria's Secret Angels (L-R) Candice Swanepoel, Lily Aldridge, Adriana Lima and Miranda Kerr pose during a photo opportunity for the 2012 Holiday sale Quelle: REUTERS
Luciano Benetton inaugurates his new shop in Rome's Piazza Venezia Quelle: AP
Model Sara Nuro kommt am 27.10.2012 anlässlich der Eröffnungsfeier der 500. C&A Filiale in Deutschand zum Potsdamer Platz in Berlin. Quelle: dpa
Calvin Klein jeans Quelle: AP
A shirt made by Esprit Quelle: REUTERS

Seitens der Plastik- und Verpackungstechniker wird die Gefahr herunter gespielt. „Die Verwendung von Kunststoffen in den zahlreichen Anwendungen ist geprüft und sicher“, sagt Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer bei PlasticeEuropa Deutschland. Schließlich würden von zuständigen Behörden die gesetzlichen Vorgaben des europäischen Stoffrechts (REACH) überwacht. Nach Vorgaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liegt der Grenzwert für Biosphenol A seit dem Jahr 2006 bei 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Seit 2011 darf der Stoff in Babyflaschen gar nicht mehr enthalten sein. Aktuell arbeitet auf die EFSA aufgrund der vielen neuen Studien an einer neuen Risikobewertung von Bisphenol A.

„Hormonell wirksame Stoffe können bereits in extrem niedrigen Konzentrationen wirken, die aktuelle Gesetzgebung schützt die Menschen nicht “, sagt Sarah Häuser. Bisphenol A werde zwar schnell abgebaut und ausgeschieden. Dass der Stoff dennoch in nahezu jedem Menschen nachgewiesen werden kann, zeige nur umso deutlicher, wie extrem wir Plastik in unserem Alltag ausgesetzt sind. „Der Einsatz von Grenzwerten ist eigentlich kaum noch haltbar. Ein Verbot wäre sinnvoller“, glaubt Häuser.

Denn erstens sei der Einfluss des Bisphenol A stark an das Entwicklungsstadium eines Menschen geknüpft. Bei Föten, Babys und Kleinkindern wirke BPA ganz anders als bei Erwachsenen. Zweitens würden sich die Werte summieren. So essen wir an einem Tag eine Dosensuppe, fassen diverse S-Bahn-Tickets an und essen Fisch, der sich im Meer von Plastik statt von Plankton ernährt hat. „Dazu kommt der Einfluss von Phthalaten – Weichmacher, die in PVC-Böden enthalten sind und ebenfalls hormonell wirken“, sagt Häuser. Sogar in Tagescremes sind diese Stoffe enthalten. „Am Ende des Tages nehmen wir einen Cocktail an Stoffen auf, deren Grenzwert geschweige denn deren Wechselwirkungen wir gar nicht mehr einschätzen können“, so die Expertin.

Dieter Swandulla aus Bonn geht noch weiter: „Es besteht aufgrund seiner Fettlöslichkeit die Gefahr, dass BPA sich in unterschiedlichen Körpergeweben einlagern kann und dort hohe Konzentrationen erreicht.“ Diese Prozesse beim Menschen seien noch nicht genügend erforscht.

Auch über die Elemente, aus denen Plastik besteht, gebe es noch viel zu wenige Erkenntnisse. „Im Plastik einer Wasserflasche sind über 2000 Inhaltsstoffe enthalten. Jeder Hersteller hat Geheimrezepturen, die er nicht offenlegen muss. Bewertungen als Gefahrenstoff gibt es vielleicht nur für zirka 20 Prozent dieser Substanzen“, sagt Swandulla.

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