Im Laufe der Zeit wurde gesunde Ernährung also vor allem für Menschen mit geringem Einkommen immer unerschwinglicher. Dies führt zu sozialer Ungleichheit bei der Gesundheit der Bürger, warnen die Forscher. Zwar muss man auch sehen, dass der Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel an den Konsumausgaben in keinem anderen europäischen Land so niedrig ist, wie im Vereinigten Königreich.
Laut Statistischem Bundesamt geben die Briten nur 9,1 Prozent ihrer gesamten Konsumausgaben für Lebensmittel aus. In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: die Bundesbürger geben 11,2 Prozent der gesamten Konsumausgaben für Lebensmittel aus.
Doch durch die starken Preisunterschiede besteht trotzdem die Gefahr, dass die Menschen verstärkt zu ungesünderen Lebensmitteln greifen. Das hat negative Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung, warnen die Experten. Denn viele Krankheiten, etwa Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sind eng mit der Ernährung verbunden. Und je mehr minderwertige Lebensmittel mit viel Zucker und Fett und wenig Vitaminen und anderen Vitalstoffen wir in uns hinein schaufeln, umso größer das Risiko für Übergewicht und all seine negativen Folgen.
"Ernährungsarmut und die Zunahme von Tafeln (Hilfsorganisationen, die Lebensmittel an Bedürftige weitergeben, Anm. d. Red.) sind in Großbritannien derzeit ins öffentliche Interesse gerückt", sagt Nicholas Jones. "Aber ebenso wichtig wie sicherzustellen, dass die Menschen nicht hungern, ist, dass eine gesunde Ernährung erschwinglich ist."
Gesundheitsbewusste müssen tiefer in die Tasche greifen
Die Entwicklung, dass gesünderes Essen teurer wird, ist nicht nur in Großbritannien zu beobachten. Ähnliche Studien und Ergebnisse gab es zum Beispiel auch in Frankreich, Neuseeland und den USA. Alle kommen zu demselben Ergebnis: Der Preisanstieg für gesunde Lebensmittel mit hohem Nährwert ist überproportional größer als der für Lebensmittel mit hohem Energie- aber niedrigem Nährstoffgehalt.
Eine aktuelle Studie von US-Wissenschaftlern unter anderem von der Universität Harvard, die 2013 im „British Medical Journal Open” veröffentlicht wurde, belegte zudem die höheren Kosten einer gesunden Ernährung. Die Forscher werteten für ihre Untersuchung die Essgewohnheiten von zehn Ländern mit höherem oder mittlerem Einkommen aus, darunter die USA, Frankreich und Spanien. Wer anstelle von verarbeiteten Lebensmitteln, Weißmehl und billigem Fleisch gesundheitsbewusst essen will, zahlt dafür rund 1,10 Euro mehr pro Tag und Person.
Allein für einen Ein-Personen-Haushalt wären das also rund 400 Euro mehr im Jahr. Dariush Mozaffarian, einer der Studienautoren und Wissenschaftler an der Harvard Medical School, sagte, dies sei für manche Familien mit knappem Budget eine "wirkliche Last" und sprach sich für einen sozialen Ausgleich aus.
Australische Wissenschaftler stellten in einem 2011 im Fachjournal "Nutrition & Dietetics" veröffentlichten Artikel fest, dass eine gesunde Ernährung für Haushalte mit niedrigem bis durchschnittlichem Einkommen oft nicht machbar sei.