Brustkrebs früh und möglichst schonend für die Patientin zu diagnostizieren, ist das Ziel einer Aachener Forschergruppe unter Leitung von Prof. Dr. Edgar Dahl. Die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Molekulare Onkologie am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Aachen haben zwei so genannte Tumorsuppressor-Gene identifiziert, die sich mit einem speziellen Verfahren als Brustkrebsmarker im Blut nachweisen lassen. Die Ergebnisse einer ersten Studie haben die Wissenschaftler jetzt in der Zeitschrift „Breast Cancer Research“ veröffentlicht.
Die Tumorsuppressor-Gene haben eine wichtige Aufgabe: Sie kontrollieren das Wachstum von Zellen. Durch spezielle genetische Veränderungen können sie allerdings ihre Bremsfunktion verlieren, so dass Tumore weiter wachsen. Den Aachener Forschern ist es gelungen, Veränderungen an zwei Tumorsuppressor-Genen zu identifizieren. Ihr Nachweis im Blut lässt Rückschlüsse auf eine Brustkrebserkrankung der Patientin zu. Da die DNA dieser Tumorsuppressor-Gene nur in sehr geringen Konzentrationen über abgestorbene Tumorzellen ins Blut gelangt, sind hochsensible Nachweisverfahren notwendig.
„Unser Ziel ist es, DNA von Brustkrebs-relevanten Genen im Blut mit sensitiven Methoden nachzuweisen“, beschreibt Diplombiologin Vera Kloten das Projekt, das sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchgeführt hat. In einer ersten Studie wurde das Verfahren an rund 600 Blutproben von erkrankten und gesunden Frauen getestet, wobei für eine Untersuchung ein Milliliter Blutserum ausreicht. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Das Blut von erkrankten Frauen zeigt ein deutlich verändertes Marker-Profil gegenüber dem der gesunden Probandinnen. „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass blutbasierte Brustkrebserkennung über molekulare Marker Wirklichkeit werden kann“, erläutert Prof. Dahl. „Um einen Test dieser Art serienreif zu machen, sind aber noch weitere Studien mit mehr Probanden notwendig.“
Die Arbeitsgruppe arbeitet seit mehr als fünf Jahren an der Auffindung von neuen Tumorsuppressor-Genen bei Brustkrebs. „Molekulare Analysen zur Beschreibung der genetischen Veränderungen bei Brustkrebs sind gut anwendbare Verfahren geworden“, sagt Prof. Dahl. „Außerdem ist eine blutbasierte Methode für die Patientin wenig belastend und könnte die derzeit gängigen Methoden der Früherkennung, wie die Mammographie, ergänzen.“
Brustkrebs ist bei Frauen immer noch die am häufigsten diagnostizierte Krebsart. Ein Test, für den die Abgabe einer Blutprobe ausreicht, könnte die Teilnahme an Früherkennungsmaßnahmen erhöhen, was wiederum eine wichtige Komponente im Kampf gegen den Brustkrebs darstellt.