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Spitze-SpritzeMit Botox gegen Heuschnupfen und Migräne

Falten wegspritzen – dafür ist Botox bisher bekannt. Doch der Wirkstoff kann noch mehr: schwere Migräne lindern, Heuschnupfen bekämpfen, vor Erblindung schützen.Susanne Kutter und Markus Brügge 15.02.2014 - 06:00 Uhr

"Was hilft gegen die Kopfschmerz-Attacken?" Über Migränebehandlungen mit Botox berichten immer mehr Medien - kürzlich auch der SWR. Was ist dran an der Methode?

Foto: CLARK/obs

Christian Maihöfner setzt kurze, kleine Stiche: an Stirn, Schläfen, Hinterkopf, Nacken, Halsmuskulatur. 44 Mal spritzt der Migräneexperte und Chefarzt der Neurologie am Klinikum Fürth in die Muskulatur der Patientin, dann ist die Behandlung abgeschlossen. Die Prozedur beschert der 46-Jährigen einige schmerzfreie Tage im Monat. Sie leidet seit Jahren unter Migräne. Pulsierende Kopfschmerzen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit machten ihr bisher das Leben zur Qual.

Das Medikament, das ihre Beschwerden deutlich lindert, ist Botulinumtoxin, besser bekannt unter dem Markennamen Botox. Maihöfner setzt es schon seit Langem erfolgreich gegen Migräne ein.

Der Wirkstoff macht gerade einen echten Imagewechsel durch. Bisher kannten ihn die meisten als Lifestyle-Mittel gegen Falten und denken an aufgetakelte Hollywood-Stars, wenn von Botox die Rede ist. Das Nervengift lähmt Muskeln und glättet so auch Lach-, Schmunzel- oder Zornesfalten, die mit dem Alter immer tiefer werden. Was 1989 bei der kalifornischen Pharmafirma Allergan als winziges Nischenprodukt begann, avancierte schnell zu einem heißen Geschäft. Heute setzt damit allein der Marktführer knapp zwei Milliarden Dollar jährlich um. Der Gesamtmarkt wird auf über fünf Milliarden Dollar geschätzt.

Doch allmählich besinnen sich die Hersteller wieder auf die medizinischen Anwendungen. „2013 hat es 300 Studien zu Botulinumtoxin gegeben – zwei Drittel davon hatten nichts mit Kosmetik zu tun“, erklärt Botox-Experte David Bergvall, bis Anfang des Jahres Geschäftsführer bei Galderma, einem der Anbieter des Nervengifts.

So habe etwa Allergan „ziemlich viel Geld in die Hand genommen“, um die Zulassung für Harninkontinenz zu bekommen, weiß Ricarda Bauer, Oberärztin und Urologin am Münchner Klinikum Großhadern. Nicht ohne Grund: Denn bei solchen weitverbreiteten Krankheiten lockt ein Milliardenmarkt: Allein in Deutschland gibt es etwa sechs bis acht Millionen Patienten mit Blasenschwäche – der Harninkontinenz. Auch das Frankfurter Pharmaunternehmen Merz und der französische Hersteller Ipsen untersuchen weitere Einsatzmöglichkeiten. So testet Merz, wie gut Botox Verkrampfungen – sogenannte Spasmen – von Schlaganfallpatienten lindert.

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Das Spektrum der Erkrankungen, das potenziell in Betracht kommt, ist enorm groß. So zählen weitverbreitete Leiden wie Migräne, Heuschnupfen und vorzeitiger Samenerguss dazu; sogar Wunden heilen schneller und glatter mithilfe einer Botox-Spritze. In all diesen Feldern wird der Wirkstoff bereits testweise eingesetzt. Selbst wenn nur ein Teil der betroffenen Patienten erfolgreich mit dem Toxin behandelt werden könnte, würden enorme Umsätze winken.

Ursprünglich hatten Forscher genau solche medizinischen Anwendungen im Auge, als sie erstmals mit Botox experimentierten. Die Substanz ist einer der wirksamsten Giftstoffe, den die Natur hervorgebracht hat. Das Bakterium Clostridium botulinum, das sich gerne in Fleischkonserven und Wurstwaren vermehrt, produziert ihn. Das Gift verursacht meist tödlich endende Symptome, denn es blockiert die Signalübertragung der Nerven und lähmt Muskeln, etwa die der Atemmuskulatur.

Genau diese Lähmungen interessierten Mediziner seit Ende der Sechzigerjahre. Sie verdünnten den Giftstoff und konnten bei schielenden Menschen die Augenmuskulatur so beeinflussen, dass diese wieder geradeaus schauten. Auch Krämpfe am Hals oder an den Füßen, die zum Schiefhals oder Spitzfuß führen, lassen sich damit beheben. Und Menschen mit einem Blinzelkrampf können so wieder sehen: Sie waren zuvor praktisch blind, weil sie das Augenlid unwillkürlich zukniffen.

Nase hochziehen ist gefährlich

Im Volksmund heißt es häufig, Schleim durch die Nase hochzuziehen sei nicht nur unhöflich und unappetitlich, sondern zudem auch gefährlich, da der Schleim sich in den Nasennebenhöhlen einniste. Mediziner Carsten Lekutat widerlegt diese Behauptung ganz klar: nicht das Hochziehen des Schleims, sondern zu kräftiges Schnäuzen birgt Gefahren. Denn der dabei entstehende Druck leitet den Schleim aus der Nase im schlimmsten Fall in die Nebenhöhlen oder durch einen Kanal im Nasen-Rachen-Raum ins Mittelohr. Auch wenn das Naseputzen wohl manierlicher ist, gesünder ist es nicht.

Carsten Lekutat ist Arzt und hat das Buch "Halbwahrheiten der Medizin" geschrieben

Foto: dpa

Ungerades Sitzen ist schlecht für den Rücken

Diese Volksweisheit ist nicht wahr. Nicht striktes gerades Sitzen, sondern dynamisches Sitzen ist entlastend für den Rücken. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass entgegen der landläufigen Meinung eine um 135 Grad nach hinten geneigte Rückenlehne optimal für den Rücken ist, da die Bandscheiben in dieser Position am meisten geschont werden. Genauso wichtig für die Funktionstüchtigkeit der Gelenke ist allerdings konstante Bewegung, um für die nötige Durchblutung des Knorpel- und Bandscheibengewebes zu sorgen.

Foto: CLARK/obs

Zähne putzen nach dem Essen beugt Karies vor

Eine landläufige Meinung besagt: „Nach dem Essen das Zähneputzen nicht vergessen!“ Naheliegend ist dies allemal, da sich in harten Zahnbelägen Karies auslösende Bakterien in Hülle und Fülle tummeln. Über die Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate werden in Säuren umgewandelt und greifen den Zahn an. Doch laut Dr. Carsten Lekutat ist das sofortige Zähneputzen nach der Nahrungsaufnahme kontraproduktiv. „Wenn wir direkt nach dem Essen munter drauflos schrubben, zerstören wir also mit unserer Zahnbürste nicht die Kariesbakterien, sondern den Zahnschmelz, die wichtigste Schutzschicht der Zähne“, erklärt der Mediziner. Nach einer Mahlzeit sollte man sich also auf den Speichel als natürlichen Bakterienschutz verlassen und frühestens eine halbe Stunde später – wenn die Säure neutralisiert ist - zur Zahnbürste greifen.

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Bei grünem Nasenschleim muss ein Antibiotikum her

Dass man das Ausmaß von Atemwegserkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündungen an der Farbe des Nasenschleims erkennt, ist nichts weiter als ein Mythos. Wie eine britische Studie belegt, wurde bei derartigem Schleim zwar deutlich häufiger ein Antibiotikum verschrieben als bei klarem Ausfluss. Die Art der Erkrankung zeigt dieser jedoch nicht an, da er laut Lekutat sowohl bei bakteriellen als auch viralen Entzünden auftritt. Außerdem trat eine Besserung der Symptome – unabhängig ob Gabe von Antibiotikum oder nicht – immer nach sieben Tagen ein. Über die Notwendigkeit einer Behandlung mit Antibiotikum sagt die Verfärbung also nichts aus. Die meisten Entzündungen klingen ohne ärztliche Therapie nach wenigen Tagen von alleine ab.

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Fingerknacken verursacht Gelenkbeschwerden und Rheuma

Das Knacken mit den Fingern wird als gefährlich deklariert. Ein weit verbreiteter Mythos besagt, es rufe Gelenkbeschwerden oder gar Rheuma hervor. Ganz ungefährlich ist das Knacken zwar nicht, denn es kann Schwellungen am Finger hervorrufen und die Kraft in den Händen verringern. Schädlich für die Gelenke ist das nervöse Zerdrücken der Finger jedoch auch nicht. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler Castellanos und Axelrod in einer 1990 veröffentlichten wissenschaftlichen Studie. Chirotherapeuten setzen es sogar als Behandlungsmethode gezielt ein, um Blockaden zu lösen, die durch untrainierte Gelenke entstehen. Fingerknacken sorgt also allenfalls für kurzweilige Schwellungen oder kraftlose Hände, nicht aber für rheumaartige Beschwerden. Wer das Knacken als Mittel zum Stressabbau betreibt, kann und sollte aber definitiv auf gesundheitsfördernde Maßnahmen wie zum Beispiel Autogenes Training oder Yoga zurückgreifen.

Foto: dpa

Ein Schnaps nach dem Essen regt die Verdauung an
Dieser Glaube zählt zu den meist verbreiteten. Fakt ist jedoch: Alkohol hemmt die Verdauung. Er lenkt die Leber vom Verdauen der Speisen ab und behindert sogar die Magenentleerung. "Bei Völlegefühl ist ein Spaziergang oder ein warmer Tee sinnvoll. Vorbeugend hilft natürlich auch, maßvoll zu essen", weiß Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

Foto: AP

Wechselduschen stärken das Immunsystem

„Das Wasser ist mein bester Freund und wird es bleiben bis ich sterbe“, sagte einst Sebastian Anton Kneipp, der Erfinder der bekannten Wasserkur. Von Medizinern bewiesen ist zumindest, dass Wechselduschen einen positiven Effekt auf das Immunsystem haben. Eine Studie der Universität Jena kam zu dem Ergebnis, dass Patienten mit chronischer Bronchitis nach einer zehnwöchigen Wasseranwendung nach Kneipp eine um 13 Prozent gestärkte Immunabwehr entwickelt hatten und die Zahl der Infektionen zurückging.

Außerdem sprechen Forscher von einem „Lerneffekt des Körpers“. Durch das Gewöhnen an Temperaturwechsel kann der Organismus auch besser mit ihnen umgehen. Regelmäßige Wechselduschen wirken sich laut Facharzt Carsten Lekutat dreifach positiv aus: sie beleben, stärken das Immunsystem und mindern das Infektionsrisiko.

Foto: dpa

Beim Sprung ins kalte Wasser bleibt das Herz stehen
„Einem gesunden Herzen kann der Sprung ins kalte Wasser nichts anhaben. Sonst wäre auch vom kalten Bad nach dem Saunagang abzuraten.

Menschen mit Gefäß- und Herzerkrankungen sollten den plötzlichen Temperaturwechsel jedoch vermeiden, da dabei Herz und Kreislauf zu stark beansprucht werden könnten“, erklärt Thomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel. Allgemein ist es ratsam, sich langsamer abzukühlen, um den Kreislauf nicht unnötig zu belasten.

Foto: dapd

Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall

Bei Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit und Mineralien, die schnell wieder zugeführt werden sollten. Salzstangen und Cola sind dafür allerdings nicht optimal: Das Koffein in der Cola kann besonders bei Kindern den Durchfall noch verstärken. Zu viel Zucker entzieht dem Körper weiteres Wasser sowie Kalium, wie eine Studie des "Internal Journal of Clinical Practice" zeigt. Besser eignen sich leicht gesüßte Tees und Elektrolytelösung aus der Apotheke.

Auch die Salzstangen bringen nicht viel, Zwieback hilft dem Körper besser, wieder zu Kräften zu kommen.

Foto: dpa

Schnarchen nervt, ist aber unbedenklich
Gelegentliches oder erkältungsbedingtes Schnarchen ist unbedenklich. Regelmäßige Schnarcher sollten sich aber von einem Arzt durchchecken lassen: „Beim krankhaften Schnarchen verengt sich der Rachen stark und es gelangt nur wenig Luft in die Lunge. Das löst Atemaussetzer aus – ohne, dass der Schlafende dies bemerkt. Die verringerte Sauerstoffzufuhr führt zu einer Unterversorgung des Gehirns und anderer Organe“, warnt Tomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

Foto: dpa

Obst und Gemüse schützen vor Krebs

Wer sich gesund ernährt und mehr Gemüse als Fleisch isst, der tut seinem Körper etwas Gutes. Doch ein konkreter Schutz vor Krebs ist das nicht. Das ergab eine Studie von Hsin-Chia Hung und Walter Willet von der Harvard University Boston, die im "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlicht wurde. Die Probanden, die mehr Obst und Gemüse aßen, hatten jedoch ein geringeres Herzinfarktrisiko.

Foto: dpa

Dunkle Schokolade macht nicht so dick

Das stimmt leider nicht. Egal, wie dunkel die Schokolade ist, sie besteht in erster Linie aus Kakaobutter, Zucker und Kakaomasse. Im Gegensatz zu Milchschokolade enthält dunkle Schokolade keine Milch, folglich auch keinen Milchzucker - und auch insgesamt meist weniger zugesetzten Zucker. Die Kalorienzahl ist durch den hohen Fettgehalt aber vergleichbar mit der der Milchschokolade.

Foto: dpa/dpaweb

Kaffee trocknet den Körper aus

Nein, Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser. Koffein wirkt allerdings harntreibend: Wer viel Kaffee trinkt, muss also öfter die Toilette aufsuchen. Das bedeutet aber nicht, dass er dabei mehr Flüssigkeit verliert, als er mit dem Bürokaffee aufgenommen hat.

Foto: dpa

Wasser und Steinobst zusammen verursachen Bauchschmerzen
Früher stimmte das. Das Trinkwasser enthielt häufig Bakterien, die in Kombination mit dem Obst im Magen zu gären begannen. Die Folge waren Beschwerden wie Bauch- und Magenschmerzen. „Bei der heutigen Trinkwasserqualität in Deutschland ist das jedoch nicht mehr zu befürchten“, erklärt Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

Foto: AP

Pro Tag zwei Liter Wasser trinken

Es ist richtig, dass der Mensch "ausreichend" Flüssigkeit braucht. Er muss aber nicht zwangsläufig zwei Liter in Form von Wasser trinken. Auch Obst, Gemüse und Milchprodukte enthalten Flüssigkeit. Außerdem hängt der Flüssigkeitsbedarf von vielen Faktoren ab, etwa wie heiß es ist, wie viel der Mensch wiegt und ob man sich körperlich stark anstrengt. Pauschal eine Menge von zwei Litern zu empfehlen, ist wenig sinnvoll. Zu viel Wasser kann dem Körper auch schaden. Wer ein normales Durstgefühl hat, nimmt automatisch genug Flüssigkeit zu sich.

>> Hier finden Sie die wichtigsten Tipps zum richtigen Trinken.

Foto: dpa

Jodmangel schädigt die Schilddrüse
Obwohl sie sehr klein ist, ist die Schilddrüse eines der wichtigsten Organe im menschlichen Körper. Um reibungslos zu arbeiten, benötigt sie Jod. Das ist nicht nur im bekannten Jodsalz und damit hergestellten Produkten, sondern vor allem in Seefisch enthalten. „In der Regel nehmen wir über die Nahrung ausreichend Jod auf. Spezielle Präparate können unterstützend wirken. Darüber entscheidet jedoch am besten ein Arzt. Schaden nimmt die Schilddrüse nur bei einem extremen, langanhaltenden Jodmangel“, erläutert Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

Foto: AP

Eier erhöhen den Cholesterinspiegel

Cholesterin ist ein lebensnotwendiger, natürlicher Stoff und kein Schadstoff. Der Körper produziert selbst Cholesterin und stoppt die Produktion, wenn zu viel Cholesterin in Form von Nahrung aufgenommen wird. Nur wer eine Cholesterin-Stoffwechselstörung hat muss auf seine Ernährung achten. Alle anderen können so viele Frühstückseier essen, wie sie wollen.

Foto: dpa

Cholesterin schädigt das Herz
Die Cholesterinart ist entscheidend: Das schädliche LDL-Cholesterin lagert sich in den Gefäßwänden ab. In erhöhter Form können diese Fetteinlagerungen Arteriosklerose und Herzkrankheiten begünstigen. HDL-Cholesterin dagegen löst das Fett wieder aus den Gefäßwänden und transportiert es aus dem Körper. Die Konzentration des HDL-Werts sollte deshalb wesentlich höher liegen. „Ab welchem Wert ein LDL-Cholesterin-Spiegel bedenklich erhöht ist, hängt vom Einzelfall ab. Präventiv wirken eine ausgewogene, fettarme Ernährung und ausreichend Bewegung“, sagt Tomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel.

>> Zehn wissenswerte Fakten rund um Cholesterin und andere Fette finden Sie hier.

Foto: dpa

Im Alter wächst Krebs langsamer
„Hier trifft oft das Gegenteil zu, Krebs kann im Alter aggressiver und schneller wachsen“, erklärt Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg. Der Grund: Bei vielen älteren Menschen sind die Abwehrkräfte bereits durch andere Erkrankungen geschwächt – der Körper hat den Krebszellen dadurch nicht mehr so viel entgegenzusetzen. Dabei spielt aber auch die Krebsart eine wichtige Rolle.

Foto: dpa

Salz ist ungesund

Das stimmt nur, wenn Sie zu den sogenannten salzsensitiven Menschen zählen. Bei denen kann der häufige Genuss von stark gesalzenen Speisen zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Betroffen ist etwa jeder vierte Deutsche. Da die Mehrheit der Menschen also nicht salzsensitiv ist, müssen sie auch nicht auf Salz verzichten.

Foto: AP

Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser

Immer wieder hört man, es sei besser fünf kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen, als die drei großen Klassiker Frühstück, Mittag- und Abendessen. Im Grunde ist es völlig egal, wann man isst. Wer mit fünf „kleinen“ Mahlzeiten am Tag abnehmen möchte, läuft jedoch schnell Gefahr, zu viele Kalorien aufzunehmen. Wer sich an feste Mahlzeiten hält, behält besser den Überblick über die Gesamtmenge der aufgenommenen Kalorien.

Foto: CLARK/obs

Am Abend essen macht dick

Ob wir zu- oder abnehmen liegt an der Menge der Kalorien, die wir zu uns nehmen und nicht am Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. Mehrere Studien haben widerlegt, dass Stoffwechselvorgänge am Abend ruhen und daher, wer abends mehr isst, schneller dick wird.

Foto: dpa/dpaweb

Der Mensch nutzt nur einen Bruchteil seines Gehirns

Zwar keine Ernährungsweisheit, aber ein Gesundheitsmythos ist, dass der Mensch gar nicht die volle Leistung des Gehirns ausschöpfe. Einmal heißt es 10 Prozent, ein andermal 25 Prozent. Mehr unserer Hirnkapazitäten nutzen wir nicht? Doch, tatsächlich nutzt der Mensch alle Bereiche seines Gehirns. Untersuchungen haben gezeigt, dass es keine inaktiven Teile gibt. So verführerisch der Gedanke an noch ungenutzte Areale und Möglichkeiten wie Telepathie und Telekinese sein mag, sie bleiben Fantasterei.

>> Hier finden Sie weitere spannende Mythen rund um unser Gehirn.

Foto: dpa

Der Umsatz mit Botox wächst beim Marktführer Allergan stetig, weil laufend neue Anwendungsgebiete hinzukommen (zum Vergrößern bitte anklicken).

Foto: WirtschaftsWoche

Auch Schmerzen lindert das Botulinumtoxin. Denn es blockiert die Übertragung von Neurotransmittern – den Botenstoffen zwischen Nervenzellen. So lähmt es nicht nur Muskeln, sondern verhindert auch, dass das Schmerzempfinden bis zum Gehirn gelangt. Etwa bei chronischer Migräne.

Für diese Anwendung ist Botox seit Ende 2011 zugelassen. Die gesetzlichen Kassen übernehmen seither die Kosten – allerdings nur in sehr engem Rahmen, wie Migräneexperte Maihöfner erklärt: „Der Patient muss 15 Tage pro Monat unter Kopfschmerzen leiden, davon acht Tage unter Migräne.“ Nur dann bezahlen die Kassen die etwa 800 Euro teure Behandlung, die alle drei bis sechs Monate wiederholt werden muss. Maihöfner sieht die strenge Indikation kritisch. Zwar sollten Ärzte sicher nicht jeden Migränekranken mit Botox behandeln, „aber es gäbe bestimmt mehr Menschen, denen wir so helfen könnten“.

Da Nerven an fast allen Vorgängen im Körper beteiligt sind, hat Botox vielfältigste Wirkungen – und manchmal auch überraschende. So haben etwa Wissenschaftler der Isfahan University im Iran bei 50 Teilnehmern das Mittel zwei Monate lang bei Heuschnupfen im Vergleich zu dem sonst üblichen Antiallergiemittel – dem Antihistamin Cetirizin – getestet. Dazu injizierten Ärzte Botox in die Nasenschleimhaut. Das Ergebnis: Das Nervengift linderte die Beschwerden ebenso gut wie das Allergiemedikament, hatte aber weniger Nebenwirkungen, weil es zum Beispiel nicht müde macht. Zu einem ähnlichen Resultat kamen auch Mediziner der Universitätsklinik im australischen Melbourne. „Das Toxin lähmt die Muskeln in der Nasenschleimhaut, die winzige Blutgefäße steuern. So können sie sich nicht mehr verengen, und die Nase bleibt frei“, sagt Uta Schlossberger, Allergologin und Sprecherin des Bundesverbandes der Dermatologen.

Ein Nervengift gegen Heuschnupfen? Edda Würdemann findet das zwar „interessant, aber dann doch eine eher theoretische Möglichkeit“. Die Leiterin des Arzneimittelreferats bei der Techniker Krankenkasse beurteilt die Verwendung von Botulinumtoxin deutlich skeptischer als die behandelnden Ärzte. „Es gibt eine klare Indikation für das Präparat – und in diesen Grenzen sollte es auch angewendet werden“, so die Pharmazeutin. In der Praxis setzen Ärzte das Mittel aber häufig jenseits der Indikation ein, durchaus mit Erfolg. Bezahlen müssen die Patienten solche Therapien allerdings komplett privat.

Doch selbst bei Migräne sollte Botox nicht dauerhaft genutzt werden, findet Edda Würdemann. „Die Ärzte sollten immer schauen, ob sie die klassischen Schmerzmittel nicht doch nutzen können.“ Die seien gut erforscht und über viele Jahre bekannt – im Gegensatz zum Botox, das in solchen Anwendungen relativ neu sei.

Migräneexperte Maihöfner plädiert dagegen für mehr Flexibilität im Einzelfall. Er vermutet, dass die Kassen nicht immer nur aus medizinischen Gründen den Einsatz von Botox kritisch sähen, sondern oft auch die Kosten scheuten.

Urologin Bauer kennt das Problem. Die Expertin für Harninkontinenz hat jahrelang den Wirkstoff bei Patienten mit Blasenschwäche eingesetzt, die nicht neurologisch durch Rückenmarkverletzungen oder multiple Sklerose verursacht war – ohne dass es eine Indikation und eine Erstattung gab. Dabei wird das Nervengift direkt in die Muskeln der Blasenwand gespitzt. „Der Patient hat danach für einige Monate etwas mehr Ruhe, mehr Zeit, um es zur Toilette zu schaffen.“ Inzwischen ist das Mittel zugelassen – auch dann, wenn die Inkontinenz andere Gründe hat, etwa eine Schwäche des Beckenbodens, der im Alter häufig ist, vor allem bei Frauen.

Manchmal ergänzen sich kosmetischer und medizinischer Nutzen sogar, wie bei einer Studie der Universität Basel: Dort untersuchten Forscher 30 Patienten mit Depressionen, bei denen Medikamente nicht ausreichend wirkten. Bei ihnen legten sie mit Botox die Zornesfalte lahm. Die Hypothese: Das Gehirn reagiert positiv, was frühere Tests nahelegten, wenn wir weniger kritisch oder traurig in die Welt schauen.

Und es funktionierte. Schon nach zwei Wochen waren die Teilnehmer weniger depressiv. Nach sechs Wochen hatten sich bei über der Hälfte der Studienteilnehmer die Symptome deutlich verbessert.

Wo Medizin und Kosmetik so dicht beieinanderliegen, dürften Kassen-Vertreter vermutlich tiefe Sorgenfalten bekommen – aus Angst, Patienten könnten sich ihre Verschönerung mit angeblich ernsten Erkrankungen ergaunern.

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