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StudieWarum teurer Wein besser schmeckt

Herkunft, Rebsorte, edle Etiketten: Viele Verbraucher stehen ratlos vor dem Weinregal. In ihrer Orientierungslosigkeit entscheiden viele schlichtweg nach dem Preis. Eine neue Studie kennt den Grund.Katharina Matheis 23.01.2015 - 14:12 Uhr

Weingut Dr. Loosen

Loosen gilt als einer der besten Winzer Deutschlands, der seit vielen Jahren auch internationale Anerkennung erfährt. Dieser Wein, der den Testern des "Wine Spectators" immerhin 91 von 100 Punkten wert war, rangiert auf Platz 40 und kostet in Deutschland unter 10 Euro.

http://www.hawesko.de/wein/villa-loosen-riesling-2012

Foto: Presse

Santorini Assyrtiko Weißwein

Griechenlands Weinbau ist alt, aber heutzutage ein wenig unter dem Radar. Die Assyrtiko-Rebe aus Santorini hat die Tester des Wine Spectator zu 90 Punkten begeistert. Er landete auf Platz 70 und kostet in Deutschland um die acht Euro. Leicht ist er nicht - satte 13,5 Volumenprozent.

http://www.proastio-shop.de

Foto: Presse

Domäne Wachau Grüner Veltliner Federspiel Terrassen

Was in Deutschland mit Begriffen wie Gutswein, Kabinett oder Spätlese erreicht werden soll, erledigen in Österreich die Begriffe „Federspiel“ oder „Smaragd“. Federspiel ist gut, Smaragd ist besser. Der Grüne Veltliner Jahrgang 2012 aber überzeugte die amerikanischen Tester und sie gaben ihm 90 Punkte, Rang 90 von 100 Plätzen. Reife Ananas und Apfelkuchen entdeckten die Weinkritiker. In Deutschland sind vom Jahrgang 2012 nur noch wenige Flaschen zu finden. Die aber kosten keine 10 Euro.

http://www.domovino.de/weisswein/osterreich/wachau/2011-gruner-veltliner-federspiel-terrassen.html

Foto: Screenshot

Quinta do Portal Douro Colheita

Scharfe Gewürze und dunkle Schokolade – so üppig erschien der Jahrgang 2012 des Portugiesischen Rotweins den Testern. Rauch, Sahne und Zeder rundeten das Finish ab, so die Verkostungsnotizen, die mit 92 Punkten und Platz 27  enden. In Deutschland ist der Wein aus den Sorten Touriga Nacional, Tinta Roriz und Touriga Franca, der in den USA mit 15 US-Dollar aufgeführt wird, für rund 9 Euro zu haben.

http://www.portugal-weinversand.de/Quinta_do_Portal_-_Tinto_Colheita_2011.html

Foto: Presse

Buitenverwachting Sauvignon Blanc Constantia Bayten

Weißer Pfirsich ist es gewesen, der als Note den Nasen vom Wine Spectator entgegen kam. Sauvignon Blanc ist momentan eine sehr beliebte Traube. Auch Südafrika hat als Anbaugebiet in Deutschland viele Freunde. Dieser hier platzierte sich mit 90 Punkten bei 15 US-Dollar Preis auf Rang 63, hier ist er mit unter 9 Euro günstiger zu haben.

http://www.vinehouse.de/buitenverwachting-sauvignon-blanc-constantia

Foto: Presse

Vino Nobile Montepulciano Vecchia Cantina

Fleischige Tannine – das spürt man auf der Zunge. Der Jahrgang 2010, so die Tester vom Wine Spectator, sollte wegen der oft pelzig auf der Zunge liegenden Tannine, die sich langsam im Wein abbauen und meist eine Zeit des Atmens im Glas erfordern, erst ab 2016 getrunken werden. Kaufen aber kann man ihn schon jetzt, auch diesen Wein für unter 10 Euro.

http://vinsole.de/Italien/Toskana/Vecchia-Cantina/Vino-Nobile-Montepulciano-Vecchia-Cantina-Rotwein-Toskana-Italien.html

Foto: Presse

St.-Urbans-Hof Riesling Alte Reben

Feinherb. Nicht trocken. Aber „köstliche Aromen von glasierten Aprikosen“ gefielen den Testern so gut wie auch das Finish mit Noten von Rosinen und Muskat. Der St. Urbans-Hof an der Mosel wird in dritter Generation von Nik(olaus) Peter Weis geführt und erntet auch in deutschen Publikationen viel Applaus für die Rieslinge von der Mosel.

http://www.vineshop24.de/Weine-aus-aller-Welt/Deutschland/Nik-Weis-Sankt-Urbans-Hof-Wiltinger-Alte-Reben.html

Foto: Presse

Di Majo Norante "Ramitello"

Montepulciano und 20 Prozent Anglicano machen den Ramitello aus. Den Namen erhält der Wein von dem Weinberg, aus dem die Trauben stammen. Pflaume, aber auch Lakritze oder gegrillte Pilze wurden erschmeckt. 90 Punkte zu einem Preis von 18 US-Dollar brachten dem Wein Platz 74 ein, in Deutschland ist er jedoch für unter 9 Euro zu bekommen.

https://www.belvini.de

Foto: Presse

Peter Lehmann Clancy's Barossa

Australiens Weinbau hat es nicht leicht, die Hitze macht einigen Winzern zu schaffen, Ertragsflächen werden zurückgebaut. Der Vorteil vieler Weine von Down Under – sie sind trinkreif, wenn sie auf den Markt kommen. Auch diese Cuvee des Jahrgangs 2011 des Winzers Peter Lehmann empfiehlt der Wine Spectator, bis 2016 zu trinken. Belohnt wird der Genießer mit Präsenz wie Länge. Für unter 15 Euro in Deutschland.

http://www.vinexus.de/Peter-Lehmann-Clancys-2011.html

Foto: Presse

Gerovassiliou

Die Sorten Malagousia und Assyrtiko werden den wenigsten Weintrinkern etwas sagen. Das griechische Weingut Gerovassiliou macht daraus laut Tester des "Wine Spectator" einen lebendigen Weißen mit Noten von frischem Apfel und Birnen, reich an Noten getrockneter Kräuter.

Preis 12,80 Euro.

http://www.griechischer-weinversand.de/Gerovassiliou-Gerovassiliou-Weiss

Foto: WirtschaftsWoche

Den meisten Verbrauchern schmecken Weine besser, wenn sie teurer sind. Das bestätigt eine Studie der Universität Bonn und der französischen Business School Insead. Das Forscherteam schenkte den Testpersonen ein und denselben Rotwein für angeblich drei, sechs und zwölf Euro ein. Die Probanden beurteilten die angeblich teureren Wein dabei als höherwertig.

Die Forscher bezeichnen diesen Effekt als "Marketing-Placebo-Effekt": Die Erwartung bestimmt die Wirkung. Oder anders ausgedrückt: Wer mehr Geld ausgegeben hat, geht davon aus, einen besseren Wein im Glas zu haben.

Dass wir ein und denselben Wein als besser beurteilen, entsteht durch eingeprägte Verhaltensweisen: "Wir haben gelernt, dass Höherpreisiges mit Qualität verknüpft ist. Und das führt zu entsprechenden Assoziationen, wenn wir Wein trinken", sagt Studienleiter Bernd Weber von der Universität Bonn.

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Besonders interessant: Offenbar bestimmen Gehirnstrukturen, wie stark dieser Effekt ausgeprägt ist. Insbesondere jene Bereiche unseres Gehirns, die mit Belohnungen verknüpft sind, verstärken ein positives Geschmacksempfinden beim teuren Preis. Wer stärker auf solche Belohnungseffekte reagiert, dem schmecken die hochpreisigen Weine besser.

Dasselbe gilt für Personen, die rational entscheiden. "Diese Gehirn- und Verhaltensstrukturen sind allerdings nicht angeboren. Sie entstehen im Laufe eines Lebens durch Assoziationen, die wir erlernen", so Weber.

Château Lidl

Discounter mischen den Weinhandel auf

von Thorsten Firlus

Die logische Folge: Viele Verbraucher schauen vor allem auf den Preis, wenn sie einen guten Wein kaufen wollen. "Insbesondere Verbraucher mit geringer Weinexpertise orientieren sich beim Weinkauf am Preis und gehen davon aus, dass sie mit dem teureren Wein einen besseren einkaufen", sagt Weinwirtschaft-Professor Jon Hanf von der Fachhochschule Geisenheim.

Die Industrie kennt diesen Effekt schon lange. "Natürlich würden die Unternehmen das gerne umsetzen und die Preise hoch ansetzen. Jedoch ist die Weinbranche sehr preisaggressiv, es gibt einen stark ausgeprägten Wettbewerb durch viele Anbieter", sagt Weinwirtschaft-Experte Hanf.

Allerdings lassen die Erkenntnisse nicht den Umkehrschluss zu, dass der Weinpreis unwesentlich ist. "Natürlich gibt es einen klaren Unterschied, ob ich einen Wein für 1,99 Euro oder 7,99 Euro kaufe", sagt Hanf, "bei solchen Differenzen ist der Preis definitiv ein Indikator."

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