Für seinen Beitrag zur Verhaltensökonomie bekommt der Amerikaner Richard H. Thaler in diesem Jahr den Wirtschaftsnobelpreis. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften erklärte am Montag, der Professor von der Universität von Chicago sei ein Pionier auf seinem Gebiet und habe zum Verständnis der Psychologie der Ökonomie beigetragen.
Der 72-jährige Thaler habe gezeigt, dass begrenzte Rationalität, Wahrnehmungen von Fairness und ein Mangel an Selbstbeherrschung systematisch Entscheidungen und Marktergebnisse beeinflussten, hieß es in der Begründung. In der Verhaltensökonomie würden Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung auf wirtschaftliche Entscheidungsfindungen angewandt. So seien realistischere Analysen möglich, wie Menschen denken und wie sie ökonomische Entscheidungen treffen. Der Geehrte erklärte in einer Pressekonferenz, am wichtigsten an seiner Arbeit sei die Erkenntnis, dass die ökonomischen Akteure Menschen seien und Entscheidungen nicht immer rational träfen.
Seit der ersten Preisvergabe 1969 hatte die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie vor allem US-Ökonomen mit der Auszeichnung bedacht. Im vergangenen Jahr wurden der Amerikaner Oliver Hart und der Finne Bengt Holmström, die beide in den USA lehren, für Forschungen zu Vertrags-Konstruktionen etwa von Top-Managern geehrt.
Nach Deutschland ging der Preis erst einmal. 1994 zeichnete das Nobelkomitee den Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten aus. Zudem wurde die Ehre bislang nur einer Frau zuteil: 2006 bekam die US-Umweltökonomin Elinor Ostrom den Wirtschafts-Nobelpreis.
Der Wirtschaftspreis ist wie die traditionellen Nobelpreise auch mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 940.000 Euro) dotiert. Er wird am 10. Dezember - Nobels Todestag - in Stockholm überreicht.
Streng genommen ist der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft gar kein Nobelpreis. Er geht zumindest nicht auf den letzten Willen von Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896) zurück. Der Schwede hatte in seinem Testament nur Preise für Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden genannt. Den Wirtschaftspreis stiftete die schwedische Reichsbank in Erinnerung an ihn 1968.