Die Katze von Nick Hill war ein wenig eigen. Flipper mochte Gesellschaft nicht so gern. Vor allem nicht die des Nachbarkaters. Der aber ignorierte die Ablehnung und stieg Flipper weiter hinterher, verfolgte sie ins Hill’sche Revier und markierte dort die Küche mit seinem Duft. Zu viel für Flipper – die Katze fraß nichts mehr. Um den aufdringlichen Nachbarn fernzuhalten, probierte Hill diverse Katzenklappen aus – erfolglos. Da wurde es dem promovierten Physiker von der Universität Cambridge zu viel. Er entwickelte selbst eine Klappe: Elektronisch aufgerüstet gewährt sie nur der Katze den Zutritt, die den richtigen Chip zwischen den Schulterblättern unter dem Fell trägt – im Hause Hill: Flipper.
Das war vor sieben Jahren. Damals gründete der Physiker Sureflap und brachte die erste mikrochipgesteuerte Klappe auf den Markt. Aus der Drei-Mann-Schmiede ist inzwischen ein Unternehmen mit 30 Mitarbeitern geworden – die Katzenklappe exportiert Hill weltweit. Hauptabsatzmärkte sind England und Deutschland.
Elektronische Katzenklappen, GPS-Sender für Hunde, Apps fürs Aquarium – die Liste der smarten Technikspielereien für Haustiere wird immer länger. Längst gibt es die Webcam für die Katze oder Activity-Tracker, die über einen Clip am Hundehalsband – ähnlich wie Fitnessbänder beim Menschen – Lauf-, Spiel und Ruhezeiten des Tieres aufzeichnen und aufs Smartphone schicken. Während in den USA und England Tierliebhaber ihre Schoßtiere schon seit Jahren mit derlei Gadgets ausstatten, schwappt der Trend nun auch nach Deutschland.
Diät für dicke Kater
Noch ist es ein Nischenmarkt. Doch ähnlich wie beim Menschen, bei dem die tragbare Elektronik – die Wearables – zu boomen beginnt, soll nun auch das moderne Haustier technisch aufgerüstet werden. Bis 2025 erwartet die britische Marktforschung IDTechEx Umsätze von 2,6 Milliarden Dollar, einschließlich der Anwendungen für Nutztiere in der Landwirtschaft. Dabei geht es etwa darum, Tiere per Funkchip zu identifizieren, ihren Aufenthaltsort per Satellitennavigation zu bestimmen und irgendwann sogar über Sensoren ihr Wohlbefinden zu überwachen.
Andy Bank, Commercial Director von Sureflap, ist zuversichtlich: „Die steigenden Verkaufszahlen in Deutschland lassen darauf schließen, dass der Markt ähnlich wie in England wachsen wird“, sagt er. „Nur die Entwicklung wird etwas langsamer sein.“ Bei den Katzenklappen hat das zwei Gründe: Während in England jede Katze einen implantierten Chip unter der Haut trägt, ist das hierzulande nur bei denjenigen der Fall, die schon Reisen ins europäische Ausland unternommen haben. Und die britischen Tierarztketten sind geschäftstüchtiger. Sie haben eigene Mitarbeiter, die sich um den Verkauf solcher Produkte kümmern. Das erleichtert den Vertrieb.
Die Rechte der Haustierhalter
Das Landgericht Mainz (AZ 6 S 87/94) hat entschieden, dass auch auf dem Land ein Hundehalter darauf achten muss, dass die Nachbarn zwischen 22 Uhr abends und sieben Uhr morgens sowie zwischen 13 und 15 Uhr mittags nicht durch übermäßiges Bellen gestört werden – wie der Hundehalter diese Ruhezeiten einzuhalten hat, beantworteten die Richter allerdings nicht.
Lebt der bellende Vierbeiner in der Stadt Tür an Tür mit dem Nachbarn, so kann das für den Besitzer auch einmal dramatischer ausgehen. So haben das Amtsgericht Rheine /AZ 14 C 731/97), das Amtsgericht Hamburg (AZ 49 C 165/05) und auch das Amtsgericht Potsdam (AZ 26 C 76/00) entschieden, dass in besonders drastischen Fällen von Dauer-Gebell auch eine Mietminderung wegen Hundegebells aus der Nachbarwohnung vertretbar sei. Auch der Vermieter ist gegenüber solchen Dauerkläffern nicht machtlos: Ist der Hundehalter uneinsichtig oder gelingt es nicht, seinen Vierbeiner mit normalen Umgangsformen auszustatten, dann kann der Vermieter dem Mieter samt ständigem Dauerkläffer das Mietverhältnis fristlos kündigen.
Doch nicht nur die bellenden Hausgenossen geben Anlass zum Ärger, auch Samtpfoten können für Auseinandersetzungen in der Nachbarschaft sorgen. Nachbarn müssen frei laufende Katzen im Garten in gewisser Anzahl zwar erdulden – das gilt allerdings nicht immer. Das Landgericht in Bonn entschied (AZ 8 S 142/09), dass die Kläger Verunreinigungen auf Gemeinschaftsflächen nicht hinnehmen müssen, weil die Katzen auf den großen Terrassenflächen ihre Hinterlassenschaften nicht verscharren können.
Ist im Mietvertrag beispielsweise die Katzenhaltung ausdrücklich erlaubt, so schützt dass den Mieter nicht vor einer Wohnungskündigung, wenn sich herausstellt, dass in der besagten Wohnung 15 Katzen gehalten werden. Die Eröffnung eines privaten Tierasyls fällt nach Ansicht des Landgerichts Aurich (AZ 1 S 275/09) nicht unter die ursprünglich erteilte Erlaubnis der Katzenhaltung.
Doch nicht nur Haustiere sorgen für Ärger beim menschlichen Miteinander - auch bei der Nutztierhaltung gilt es, einige Regeln zu beachten. So hat das Oberlandesgericht in Celle entschieden (AZ 4 U 37/87), dass das Gegacker von Hühnern eine unzumutbare Belästigung sein kann. Ähnliches gilt auch für das morgendliche Krähen eines Hahnes, urteilten sowohl das Landgericht in Hildesheim (AZ 7 S 541/89) als auch das Landgericht München (AZ 23 O 13352/86). Aber es gibt auch Federvieh-freundliche Richter. So urteilte das Landgericht Kleve (AZ 6 S 311/88), dass der Weckruf eines Hahnes früh um 3 Uhr morgens auf dem Land durchaus zumutbar sei.
Das größte Angebot an smartem Schnickschnack finden technikbegeisterte Tierhalter im Internet. Aber auch die lokalen Fachmärkte haben durchaus elektronische Katzenklappen oder Futterautomaten ins Sortiment aufgenommen. „Das sind feine Sachen, gerade wenn Sie einen ständig fressenden adipösen Vierbeiner zu Hause haben“, sagt Kressen Thomsen von der Handelskette Das Futterhaus. „Wenn Sie zur Arbeit sind, können Sie damit hervorragend per Zeitschaltuhr die Fütterung regulieren.“ Als Extra lässt sich auch noch eine Web-Cam installieren, um über das Internet mitzuverfolgen, wie sich Mieze den Magen vollschlägt.
Für noch mehr Kontrolle will Sureflap mit dem Surefeed sorgen, der jetzt auf den Markt kommen soll. Er funktioniert mit derselben Technik wie die Katzenklappe – nur das Tier mit dem richtigen Chip bekommt Futter. Speziell auf Mehrkatzenhaushalte zugeschnitten und für die besondere diätische Lebensweise besonders dick geratener oder kranker Vierbeiner.
Und wer wissen will, wo sich die eigene Katze so herumtreibt, kann ihr eine kleine Videokamera umhängen. So erfahren Herrchen und Frauchen auch, bei welchen Nachbarn die eigene Mieze noch ein paar Extra-Happen abstaubt – und wie es dort im Schlafzimmer aussieht.
GPS-Tracking für Hunde: Ein teures Vergnügen
Um die Pirschwege von Hund und Katze ganz genau zu überwachen, ohne ihnen atemlos hinterherzuhecheln, kann der Besitzer sie mit einem GPS-Sender ausstatten. Zumindest theoretisch. Die Firma Grube in Bispingen in der Nähe von Hamburg vertreibt seit 2010 die Technik des amerikanischen Herstellers Garmin und hat die Geräte in Deutschland marktfähig gemacht. Was nicht einfach war.
Denn hierzulande ist eine Zulassung bei der Bundesnetzagentur erforderlich, da die Systeme Daten in sicherheitsrelevanten Funkfrequenzen übertragen. Das Verfahren hat Grube durchgeboxt und bietet für ihre Kunden einen speziellen Service mit Zulassung und Anmeldung an – etwa für Schweißhunde und ihre Hundeführer. Das sind Tiere, die durch Autounfälle verletztes oder bei der Jagd angeschossenes Wild aufspüren. „Nur weil der Hund mal im Wald beim Spazierengehen verschwindet, das reicht noch nicht“, sagt Udo Schmidt, Assessor des Forstdienstes und bei Grube zuständig für die Technik. „Das ist kein lustiges Spielzeug, was Sie sich mal eben für Ihren Hund kaufen.“ Neben der besonderen Zulassung ist es vor allem eins: besonders teuer. Eine Geräteeinheit kostet 729 Euro, ohne Anmelde- und Nutzungsgebühren. Kein Wunder, dass unter den Kunden in Bispingen hauptsächlich Spezialisten sind – Führer von Hunderettungs- oder Polizeihundestaffeln und Jäger. Die Firma verkauft bundesweit jährlich 1000 bis 1200 Einheiten. „Von Jahr zu Jahr wird es langsam, aber stetig mehr“, freut sich Schmidt.
Für Katzen ist die Garmin-Technik allerdings nicht geeignet. Die Halsbänder wiegen samt Zubehör bis zu 700 Gramm „Das ist ja noch nicht mal was für einen Dackel“, sagt Schmidt, „da zieht der mit dem Unterkiefer schon über den Boden.“
Wenn es mit dem Garmin nicht unbedingt der Porsche unter den Peilgeräten sein muss, dann geht es auch eine Nummer günstiger. Mit einem Chip lassen sich etwa die Daten per Mobilfunk aufs Handy übertragen. Das Problem dabei: Wenn keine Netzabdeckung da ist, funktioniert es nicht. Was im Wald schon mal passieren kann. Der Vorteil: Dieses System funktioniert weltweit immer dort, wo es Mobilfunk gibt „Wenn jemand Ihren Hund nach Timbuktu verschifft, dann sehen Sie ihn immer noch auf dem Display“, sagt Schmidt.
Sonnenaufgang für den Guppy
Wachstum verzeichnet auch eine ganz andere Sparte: die Aquaristik. „Im nassen Bereich ist Deutschland führend und hat auch die meisten Unternehmen“, sagt Ralf Grützner, Vizepräsident des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe ZZF. So lässt sich etwa ein Großteil der Technik im Aquarium fernsteuern oder programmieren. Auch aus dem Urlaub lassen sich dann Temperatur, Wasserstand oder Sauerstoffkonzentration im Becken überwachen und regeln. Ein Sensor im Wasser überträgt die Daten über einen speziellen Aquarium-Computer auf einen Web-Server. Von dort lassen sich über das Internet die Daten auf die Handy-App runterladen.
Mit dem Siegeszug der LED-Technik hat sich viel in Sachen Beleuchtung getan. „Da sind in den vergangenen sechs Jahre in Deutschland gute Schmieden entstanden, die Hochleistungs-LEDs in Aquarien einbauen“, sagt Grützner. Wer es ganz besonders ausgeschlafen mag, kann den Sonnenauf- und -untergang im Aquarium inszenieren. Das ist aber eher was fürs Auge des Betrachters. „Dem Fisch ist’s egal“, sagt Grützner, „dem können Sie auch die Nachttischlampe drüberhängen.“