Versuchsanlage in Wolfsburg Hydroponik mit Abwasser

Die Anbaumethode Hydroponik soll künftig im XXL-Maßstab für Lebensmittel sorgen und dabei Wasser sparen. Nun probieren Forscher, ob das auch mit Abwasser klappt.

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So soll später der

Streit um Trinkwasser dürfte in den nächsten Jahrzehnten eine der Hauptursachen für Kriege sein, warnen Experten. Tatsächlich gibt es bereits jetzt massive Spannungen, so wie zwischen Israel und dem Palästinenserstaat im Westjordanland und im Gaza-Streifen. Braunschweiger Forscher arbeiten daran, künftig mögliche Konflikte zu entschärfen.

Abwasser ist viel zu wertvoll, um es gereinigt in einen Vorfluter zu entlassen, damit es letztlich ungenutzt im Meer landet. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „HypoWave“ entwickeln sie ein wassersparendes Konzept für die Landwirtschaft: Die hydroponische Pflanzenproduktion unter Verwendung von aufbereitetem Abwasser.

Bei dieser Anbautechnik wachsen die Pflanzen nicht in der Erde, sondern in nährstoffhaltigem Wasser. Praktiziert wird dies bereits vom Unternehmen AeroFarms in Newark bei New York. Es setzt Frischwasser ein, dem Nährstoffe zugefügt werden. Das geht auch einfacher, denn Abwässer enthalten bereits Pflanzennahrung, könnten also direkt genutzt werden und so den Trinkwasserverbrauch senken.

Aufbereitung auf optimale Nährstoffverwertung ausrichten

„Die abwassertechnische Innovation besteht darin, die Aufbereitung des Bewässerungswassers gezielt auf eine optimale Nährstoffverwertung der Pflanzen auszurichten“, sagt Projektleiter Thomas Dockhorn vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität Braunschweig. Das bedeutet, dass vor der Nutzung Schwermetalle, Krankheitserreger und andere Schadstoffe entfernt werden müssen.

Dass es geht, wollen die Forscher auf dem Gelände der Kläranlage Hattorf in der Nähe von Wolfsburg beweisen. Dort entsteht zum einen eine Abwasserbehandlungsanlage, die Schadstoffe entfernt, zum anderen ein hydroponisches Gewächshaussystem, das mit dem teilgeklärten Abwasser versorgt wird.

Dort wird zusätzlich eine Technik eingesetzt, die in Niedersachsen weniger bedeutsam, in wasserarmen Regionen dagegen extrem wichtig ist. Eine Folie fängt das Wasser, das beim Verdunsten emporsteigt, auf und befördert es zurück in das Wasserbecken.

Die Forscher wollen herausfinden, ob sich in einer solchen Anlage qualitativ hochwertige Nahrungsmittel produzieren lassen und ob ein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist. „Wichtig ist dabei auch zu ermitteln, wie die konkrete Vernetzung zwischen Siedlungswasserwirtschaft und Landwirtschaft gelingen kann, damit das Konzept tragfähig wird“, sagt Martina Winker vom Projektpartner ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt.

Marktfähigkeit wird ermittelt

In einem zweiten Schritt ermitteln die Wissenschaftler das Potenzial und die Marktfähigkeit eines solchen Konzeptes mithilfe von Fallstudien im Inland, unter anderem im hessischen Ried, im südwestlichen Hessen, in der Grenzregion Belgien-Deutschland sowie im portugiesischen Évora.

„Die Lösungen müssen ökologisch und ökonomisch tragfähig sein“, so Projektleiter Dockhorn, „denn Ziel ist es, dass diese Form der Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft dazu beiträgt, langfristig das lokal knapper werdende Angebot der Ressource Wasser zu erhöhen.“

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