Helikopter Wettrennen um den Hubschrauber der Zukunft

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Ein Hubschrauber vom Typ X3 Quelle: dapd

Der Hersteller Sikorsky hat nun, um diese Effekte auszugleichen, seinem X2 einen zweiten, gegenläufigen Hauptrotor spendiert. Diese Technik an sich ist nicht neu, sie wurde bereits in russischen Kampfhubschraubern verbaut. Um die Blattspitzen beider Rotoren im Vorwärtsflug aus dem Überschallbereich herauszuhalten, übernimmt ein zusätzlicher, senkrecht montierter Propeller am Heck einen Teil der Vortriebsarbeit.

Eurocopter geht noch einen Schritt weiter und baut eine Art Flugzeug-Hubschrauber-Hybrid: Der X3 hat kleine Tragflächen, die Auftrieb erzeugen und so dem Rotor beim Schleppen des Eigengewichts helfen. An diesen Tragflächen sitzen zwei Propeller für die schnelle Vorwärtsbewegung. Alle diese Maßnahmen dienen einzig dazu, die Rotorblattspitzen-Geschwindigkeit unter den magischen 63 Prozent von Mach 1 zu halten.

Schnelle Helikopter sind bisher immer gescheitert

Ob aus den amerikanischen und europäischen Vorführmaschinen einmal marktfähige Produkte werden, steht in den Sternen. Die Versuche, einen Helikopter schnell zu machen, sind bisher immer gescheitert. Legendär ist der Bo-46 des Ottobrunner Hubschrauberherstellers Bölkow, der in den sechziger Jahren die Rotorblätter einzeln knicken und somit "verkürzen" konnte.

Über ein Demonstrationsgerät kam der Bo-46 aber nicht hinaus. Am erfolgreichsten war noch der V-22 Osprey von Bell Boeing, den das amerikanische Militär einsetzt und der 565 km/h Spitze schafft. Er hat zwei kippbare Rotoren, die den Senkrechtstart ermöglichen. Zum Vorwärtskommen werden sie in die Position eines Propellerantriebs gekippt. Der Osprey ("Fischadler"), der wie ein besonders hässliches Propellerflugzeug aussieht, gilt deshalb nicht als Hubschrauber. Seine Indienststellung bei den U.S. Marines war übrigens von einer Serie schwerer Abstürze gekennzeichnet, die viele Todesopfer forderten.

Über den Erfolg der schnellen X-Helis wird außer der Technik auch der Preis entscheiden. Ungünstig schlagen hier die zusätzlichen Rotoren zu Buche. Diese erhöhen zudem das Gewicht enorm. Die beiden flotten Demonstratoren jedenfalls tragen gerade mal ihre Besatzung – eine ziemlich exklusive Art des Fliegens. Scherzt man doch in Pilotenkreisen schon über normale langsame Helikopter: "Wenn Gott gewollt hätte, dass wir fliegen, hätte er uns Geld gegeben. Wenn er gewollt hätte, dass wir Hubschrauber fliegen, hätte er uns zehnmal so viel gegeben."

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