Ein tödlicher Unfall mit einem Elektroauto hat in China eine Diskussion über die Sicherheit von Batteriefahrzeugen ausgelöst. Der Fahrer und zwei Passagiere kamen am vergangenen Samstag in Shenzhen in Südchina bei einem Feuer in einem Elektrotaxi vom Typ E6 des chinesischen Autoproduzenten BYD (Build Your Dreams) ums Leben, nachdem ein Sportwagen mit extrem hoher Geschwindigkeit aufgefahren war, wie chinesische Medien berichteten.
Ein Mitglied der Rettungsteams sagte nach Angaben der Zeitung „Southern Metropolis News“, dass es vermutlich eine Explosion in dem Elektroauto gegeben habe. Es sei völlig ausgebrannt. „Der Unfall zeigt, dass es weiter Probleme mit der Qualität, dem Design und der Technologie von Elektroautos gibt“, zitierte die englischsprachige Zeitung „Global Times“ Su Hui, den Vizedirektor der Autohändlervereinigung. Er sprach von einem „Warnsignal“. Sicherheit müsse an erster Stelle stehen und jedes Produkt wiederholt getestet werden, bevor es auf den Markt gebracht werde.
Der Experte Lo Kok-keung von der Hongkonger Polytechnic University sagte der „South China Morning Post“, eine voll aufgeladene Lithium-Batterie könne in einem schweren Autounfall explodieren. „Der Unfall könnte einen Kurzschluss auslösen, der wiederum die Batterie erhitzen und sie innerhalb von Sekunden explodieren lassen kann“, sagte der Ingenieur. „Das ist eine große versteckte Gefahr von Elektroautos, die in Benzinfahrzeugen nicht existiert.“
Hersteller BYD verteidigt indessen sein Design und die Sicherheitsstandards und führte das Feuer auf die Umstände der Kollision zurück, wie das Wirtschaftsmagazin „Caixin“ zitierte. Die besondere Schwere des Unfalls hätte bei jedem Fahrzeug „zu großer Gefahr für Passagiere und Fahrer geführt“, hieß es in einer Erklärung. „Selbst Benzinfahrzeuge können brennen.“ Der Sportwagen, der mit dem Taxi kollidierte, sei mindestens 180 Stundenkilometer schnell gefahren. Das schwere Elektroauto sei über drei Fahrspuren und gegen einen Baum geschleudert, und dann zurückgeprallt. Der Wagen sei schwer zerstört gewesen und dadurch in Flammen aufgegangen, hieß es in der Erklärung des Herstellers.
Maulkorb für chinesische Medien
Das BYD-Modell E6 sei sicherheitsgeprüft gewesen und habe alle Crash-Tests nach nationalen Standards bestanden, teilte BYD mit. Auch die Lithium-Ionen-Batterie sei auf Feuergefahr getestet gewesen und habe dabei eine 50-prozentige Deformation überstanden, ohne sich zu entzünden. Solche Elektrotaxis seien in Shenzhen seit zwei Jahren im Einsatz und hätten zusammen über 15 Millionen Kilometer zurückgelegt. Den Angaben zufolge hat es 18 Kollisionen gegeben, ohne dass Personen verletzt wurden oder Fahrzeuge brannten.
BYD sei fest davon überzeugt, dass der Unfall die Entwicklung der E-Mobilität „nicht negativ beeinflussen“ werde, hieß es. Auch der Vizegeneralsekretär der Personenwagenvereinigung Chinas, Cui Dongshu, wies Zweifel an E-Fahrzeugen zurück. „Die Kollision war eher ungewöhnlich“, sagte der Experte. Er verwies auf den extrem schnellen Sportwagen: „Wenn man mit derart extremer Wucht getroffen wird, kann alles passieren.“
Der Unfall wirft gleichwohl einen Schatten auf die Pläne des aufstrebenden Herstellers, mit dem Daimler in einem Joint Venture in der südchinesischen Metropole ein „Denza“ genanntes gemeinsames Elektroauto für den chinesischen Markt baut. Um die Auswirkungen der Debatte einzuschränken, wurden die staatlich kontrollierten Medien in der südchinesischen Provinz Guangdong angewiesen, nicht kritisch oder über mögliche Designfehler des E-Autos zu berichten, wie die „South China Morning Post“ berichtete. „Wir haben eine Anweisung der Provinzbehörden erhalten“, sagte ein Journalist dem Blatt.
In Shenzhen, dem Hauptsitz von BYD, fahren nach Angaben von „Caixin“ rund 300 Elektro- oder Hybrid-Fahrzeuge. In diesem Jahr sollten nach einem ehrgeizigen Plan der Regierung 2000 elektrische Busse und Taxis dazu kommen. Das Blatt zitierte auch Experten, dass die Testverfahren für die E-Autos angesichts der rasanten Entwicklung der Technologie nicht mithalten könnten.
Eine Daimler-Sprecherin in Stuttgart sagte, dass der Vorfall keine Auswirkungen auf das Joint Venture mit BYD habe. An BYD ist auch der US-Investor Warren Buffett beteiligt.