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Energie-SpielzeugSpielsachen mit Solarantrieb

Solarzelle, Windmühle, Kartoffelbatterie: Die Spielzeughersteller bringen erneuerbare Energien auf den Gabentisch.Mario Brück 19.12.2011 - 00:00 Uhr

Die Wirklichkeit so realistisch wie möglich zeigen - der neue Playmobilbauernhof hat Solarkollektoren auf dem Dach

Foto: AP

Etwas mehr als die üblichen sieben Minuten braucht ein hart gekochtes Ei in diesem sonnenbetriebenen Kochtopf dann doch. Aber beim Spielen vergeht die Zeit bekanntlich schnell. Der Solarkocher aus der "Green Science"-Serie des Spielwarenhändlers HCM Kinzel aus Zaberfeld bei Heilbronn ist ruck, zuck aufgebaut: Ein von innen mit Folie beschichteter, quadratischer Karton, in dessen Mitte das rohe Ei platziert wird. Dann nach draußen stellen und warten. Je nach Wetterlage kann das schon mal vier Stunden und länger dauern. Aber dann kann Kind behaupten, nur mit ein paar Sonnenstrahlen und etwas Geduld ein Ei gekocht zu haben.

Spielwarenhersteller haben die Energiewende und den Hype um erneuerbare Energien aufgegriffen und bescheren den Kindern zum Weihnachtsgeschäft grünes Spielzeug en masse. "Man kann von einem Trend sprechen", sagt Ulrich Brobeil vom Deutschen Verband der Spielwarenindustrie. Eine Forsa-Umfrage vom Sommer 2010 hatte ergeben, dass rund die Hälfte der befragten Jugendlichen die stärkere Nutzung erneuerbarer Energien "für besonders wichtig" hält. Etwa jeder vierte Befragte wünscht sich, das Thema Umwelt in Schulen und Kindergärten auszubauen und das Umweltbewusstsein stärker zu fördern. Ein Wunsch, dem die Spielzeugbranche nachkommt, so Brobeil: "Kunden fordern zunehmend eine ökologische Orientierung." Das gilt für den Einsatz natürlicher Materialien, aber inzwischen auch thematisch.

Bauernhof mit Silo:

Solarzellen auf den Dächern der Ställe bilden die neue Realität ab.

Preis: 70 Euro

Foto: Pressebild

Solarkocher:

Nach draußen stellen und warten - fertig ist das mit Sonnenenergie gekochte Ei.

Preis: 9 Euro

Foto: Pressebild

Campinglampe:

Wer Licht braucht, muss hier fleißig kurbeln und braucht keine Batterie.

Preis: 28 Euro

Foto: Pressebild

Solarpool:

Der schwarze Boden zieht das Sonnenlicht an und erwärmt so das Badewasser.

Preis: 40 Euro

Foto: Pressebild

Dynamo-Roboter:

Der handbetriebene Dynamo bewegt das Maul des Pappkameraden.

Preis: 15,50 Euro

Foto: Pressebild

Aktuelles Beispiel: Playmobils Spielewelt "Future Planet" für 73 Euro. Der Hersteller der bekannten Plastikfigürchen, Geobra Brandstätter aus Zirndorf bei Nürnberg, wurde für den spielerischen Umgang mit den Themen Energiegewinnung und Umweltschutz auf der Spielwarenmesse in Nürnberg ausgezeichnet. "Future Planet" spielt im Jahr 2113. E-Rangers, also Astronauten, landen auf einem unbekannten Planeten. Um dort zu überleben, müssen sie Energiesteine sammeln. Mit deren Hilfe können sie Fahr- und Flugzeuge in Bewegung setzen und eine K.-o.-Leuchtkanone zur Verteidigung gegen den Bösewicht Black Boss aktivieren. Eine Solarzelle auf dem Dach der Basisstation sorgt über eine Turbine für frischen Sauerstoff. Jeder Schritt dreht sich hier um Energiegewinnung, Ressourcenschonung und Umweltschutz.

Auch Playmobils "Neuer Bauernhof mit Silo" für 70 Euro lässt sich mit nachhaltiger Energie bewirtschaften, nämlich mit Solarzellen auf Dächern von Ställen und Silos. "Wir versuchen moderne Spielthemen so realitätsnah wie möglich darzustellen. Deshalb finden sich auf dem Dach des Bauernhofs Solarzellen, weil dies häufig zu sehen ist", sagt Bernhard Hane, Entwicklungsleiter bei Playmobil.

Mit Lego den Alltag nachbauen - inklusive Solaranlagen

Foto: dapd

Selbst Dampfloks fahren heute mit grüner Energie - zumindest in Kinderzimmern und Hobbykellern

Foto: dpa/dpaweb

Wettbewerber Lego aus dem dänischen Billund fährt eine ähnliche Strategie. Der Hersteller bunter Bauklötzchen bietet beispielsweise das "Creator Haus" für 60 Euro an. Auf das Dach der zweistöckigen Villa können die Kids Solarzellen montieren. "Kinder bauen häufig das nach, was sie in ihrem Alltag sehen. Dazu gehören Solarzellen, Windturbinen und Autos, die statt mit Benzin mit Elektrizität fahren", sagt Katharina Sutch, Brand- und Marketingdirektorin bei Lego. Die Lego-Sparte Education entwickelt Konzepte und Projekte für den Schulunterricht wie die "Die Grüne Stadt" mit Windrädern, Fabriken und Robotern.

Chemiebaukästen und Dampfmaschinen sind Geschichte. Heute tüfteln junge Forscher mit Solarzelle, Windrad und Wasserkraft. Der Stuttgarter Franckh-Kosmos-Verlag hat gleich fünf neue Experimentierkästen in der Reihe "Erneuerbare Energien" auf den Markt gebracht. "Inzwischen zählen die Kästen rund um erneuerbare Energien zu unseren Top-Sellern, die knapp 25 Prozent des Umsatzes ausmachen – Tendenz steigend", sagt Marketing- und Vertriebsleiter Heiko Windfelder. Kinder ab acht Jahren können aus Zahnrädern, Achsen, Steckern und Kabeln zig verschiedene Modelle bauen: heute einen Strandsegler, morgen einen Helikopter, übermorgen ein Rennauto. Beim Profi-Modell "Solar Master" (100 Euro) sind es 22 Fahr- und Flugzeuge – alle angetrieben mit Solarzellen. Allerdings bleibt das klassische Experimentieren bei der Kosmos-Reihe auf der Strecke. Im Vordergrund stehen die mechanischen Aspekte. Nicht umsonst tragen die Produkte daher den Untertitel "An Modellen verstehen".

Benutzung nur unter Aufsicht

Mit grünen Tüftler-Kästen wollen auch andere Hersteller Kasse machen. Ravensburger aus der gleichnamigen Stadt am Bodensee bietet in der Reihe "Science X" einen Erneuerbaren-Energien-Baukasten für 18 Euro, der Lego-Konkurrent Fischertechnik aus Waldachtal im Schwarzwald hat die Variante "Oeco Tech" für knapp 100 Euro im Programm. Interessant ist der Erweiterungskasten "Hydro Cell Kit", der zwar mit 120 Euro sogar teurer ist als das Basispaket, dafür aber eine echte Brennstoffzelle liefert und den Warnhinweis: "Benutzung nur unter der genauen Aufsicht von Erwachsenen."

Deutlich günstiger und einfacher im Aufbau sind die Modelle aus der "Green Science"-Serie von HCM Kinzel für 10 bis 15 Euro. Neben dem Solar-Eierkocher gibt es beispielsweise den "Dynamo Roboter". Der Pappkamerad bewegt sich durch einen handbetriebenen Dynamo und kann sein Maul auf- und zuschnappen lassen. Mit der "Umweltbatterie" lässt sich mit natürlichen Rohstoffen Energie erzeugen. Dazu werden an eine Kartoffel oder Zitrone Zink- und Kupferplättchen angeschlossen, die als Leiter dienen. In Verbindung mit dem wasserhaltigen Obst und Gemüse wird schwache elektrische Energie erzeugt, immerhin so viel, dass eine digitale Uhr die Zeit anzeigt. Kinderleicht, bis auf die Anleitung: Die scheint eher von und für Physikstudenten geschrieben zu sein.

Auch der Kinderwaren-Versender Jako-o in Berlin verkauft Produkte, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden, wie ein Party-Lampion, der mit Solarenergie betrieben wird (8 Euro) oder eine Campinglampe zum Kurbeln (28 Euro). Das sei erstens lehrreich, weil Kinder dadurch etwas über Energie und ihre Gewinnung lernten, sagt Geschäftsführerin Bettina Peetz, "und zweitens praktisch, denn so steht man nie im Dunkeln". Beides verkaufe sich überdurchschnittlich gut. Das gelte auch für den "Solar Pool" für 40 Euro, ein Planschbecken mit schwarzem Boden, der die Sonne anzieht: morgens füllen, mittags im angenehm temperierten Wasser planschen. "Wir wollen den Bereich um innovative Produkte erweitern", sagt Peetz.

Mit den "Supertrumpf-Quartetten" von Ravensburger – von Panzern über Monstertrucks und Flugzeuge bis zu Rennautos – sind Generationen von Jungs aufgewachsen. In der "New Energy"-Version (1,90 Euro) treten jetzt alternativ angetriebene Boliden, wie der Porsche Cayenne Hybrid oder ein Elektro-Tesla, gegeneinander an. Beim "Energie Quiz" des Nürnberger-Spielkarten-Verlags (4,90 Euro) können bis zu zehn Spieler über Fragen aus Politik, Geschichte, Geografie und Wissenschaft grübeln.

Auch die Dampflok fährt mit Solar

Selbst der Klassiker Modelleisenbahn kommt kaum noch ohne erneuerbare Energien aus. Während die Züge weiter mit herkömmlichem Strom zuckeln, gilt das nicht für den Rest der Modelllandschaft. Viessmann, Hersteller von Zubehör aus dem hessischen Hatzfeld an der Eder, vertreibt unter der Marke Kibri ein Windrad für die H0-Anlage mit selbstdrehenden Flügeln (34,50 Euro). Die Fotovoltaikanlage für 18,50 Euro ist derzeit ausverkauft.

Beim Konkurrenten Faller aus Gütenbach im Schwarzwald, der Figürchen, Gebäude und Fahrzeuge für die Miniaturlandschaften herstellt, gibt es neben dem Fotovoltaikdachset für 16,50 Euro auch das Solar-Einfamilienhaus in Energiesparausführung für 36 Euro oder eine Nordex-Windkraftanlage mit Motor für 38 Euro. Die Original-Windmühle können sich Papa und Sohnemann dann an der Touristenroute Schwarzwaldhochstraße ansehen.

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