„Keine Diskussion über Köpfe“ Daimler-Gesamtbetriebsratschef gegen Verschärfung des Sparprogramms

Daimler will zunächst 1,4 Milliarden Euro einsparen. Quelle: dpa

Daimlerchef Källenius will nach schlechter Jahresbilanz massiv einsparen. Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht hält zwar grundsätzlich zum Konzernchef, macht aber klar: Bei Stellenabbau ist mit der Harmonie Schluss.

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Der Daimler-Gesamtbetriebsratschef hat einer Verschärfung des bei dem Autobauer geplanten Sparprogramms eine klare Absage erteilt: „Wir führen keine Diskussion über Köpfe und wir haben erst recht keine feste Abbauzahl vereinbart“, sagte Michael Brecht der WirtschaftsWoche. Viel wichtiger sei es, dass man jetzt „eine inhaltliche Diskussion über die Verbesserung unserer Prozesse und Abläufe“ führe. „Erst dann reden wir über Stellen. Klar ist, dass wir für alle Beschäftigten faire und soziale Lösungen finden und niemand Angebote annehmen muss“, sagte Brecht im Interview mit der WirtschaftsWoche.

Schon die zuerst von Daimlerchef Ola Källenius genannte Einsparsumme von 1,4 Milliarden Euro bezeichnete Brecht als „sehr viel Geld“. Man müsse jetzt „überhaupt erstmal Ideen entwickeln, wie man das Einsparziel von 1,4 Milliarden Euro erreicht, das Herr Källenius zuerst genannt hat“. 

Die Verhandlungen laufen jedenfalls nicht immer ganz harmonisch: „Das knirscht schon. Ich habe keinen Spaß, solche Themen zu verhandeln. Und da gibt es schon Verhandlungen, die richtig hitzig und heftig sind“, sagte Brecht. Trotzdem habe auch der Betriebsrat „die Pflicht, über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens nachzudenken. Nur nein zu sagen ist keine Alternative.“

Trotz des Krachs hinter den Kulissen stärkt Brecht dem seit Mai amtierenden CEO den Rücken: „Ich stärke ihm schon den Rücken. Das heißt aber nicht, dass ich alles genauso machen würde wie er oder zu manchen Themen nicht eine andere Meinung habe“, sagte Brecht der WirtschaftsWoche. Källenius habe „keinen Idealstart hinlegen können, weil er Krisenmanagement machen musste. Eigentlich wünscht man sich einen anderen Start. Aber die Themen, die gerade alle auf dem Tisch liegen, sind extrem schwierig und extrem emotional“, so Brecht. In so einer Situation könne man eben „keinen Freundschaftspreis erwarten – weder vom Betriebsrat, noch von der Belegschaft. „Wir arbeiten – obwohl es auch knirscht – sehr eng miteinander zusammen, er ist sehr offen und geradlinig.“

Auf die Frage, ob Källenius der Richtige ist, um Daimler durch diese Krise zu führen, antwortete der oberste Betriebsrat: „Ja, ich wüsste auch gar nicht, wer sonst das Zeug dazu hat.“ 

Das ausführliche Interview mit Daimler-Gesamtbetriebsratschef Brecht lesen Sie hier.

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