Der Münchner Bremsenkonzern Knorr-Bremse steigt aus dem Rennen um den Scheinwerfer-Spezialisten Hella aus. Der Vorstand sei zu dem Schluss gekommen, dass die Möglichkeiten, die Schlüsseltechnologien und Produkte des Autozulieferers aus Lippstadt sich nicht so einfach auf das eigene Portfolio in der Bahn- und Lkw-Technik übertragen ließen, dass sich die Übernahme letztlich auszahle, erklärte Knorr-Bremse am Mittwochabend. Erst vor einer Woche hatte das Familienunternehmen offiziell den Hut in den Ring geworfen. Erst dadurch war bestätigt worden, dass die Hella-Mehrheitseigentümer, die Familien Hueck und Röpke, auf der Suche nach einem Käufer für ihre gut vier Milliarden Euro schwere 60-Prozent-Beteiligung sind.
Der Rückzieher von Knorr-Bremse drückte die Hella-Aktie im im Handel bei Lang & Schwarz um 2,3 Prozent. Für das Anteilspaket an Hella interessieren sich Insidern zufolge unter anderem auch die französischen Konkurrenten Faurecia und Plastic Omnium. Auch Finanzinvestoren dürften sich Hella anschauen. Die Investmentbank Rothschild, die mit der Suche nach einem Käufer beauftragt ist, will laut Finanzkreisen bald das Bieterfeld eingrenzen.
„Wir ziehen jederzeit Möglichkeiten wertsteigender Transaktionen mit international führenden Unternehmen in Betracht. Deshalb haben wir uns Hella angeschaut“, erklärte Vorstandschef Jan Mrosik den Vorstoß im Nachhinein. „Allerdings haben sich für uns Chancen für einen möglichen Transfer von Kompetenzen speziell in den Nutzfahrzeugbereich nicht in ausreichendem Maße bestätigt.“ Knorr-Bremse hatte vor allem das Geschäft von Hella mit Sensoren im Blick. Sie sind Voraussetzung für autonomes Fahren, das die Münchner auch für Lkw als Zukunftschance sehen. Zurzeit bezieht Knorr die Technologie dafür bei Continental.
Knorr-Bremse-Aktien waren auf Talfahrt gegangen und bis auf ein Jahrestief von gut 88 Euro gefallen, nachdem die Übernahme-Pläne bekannt geworden waren. Mit dem Einstieg wäre ein Pflichtangebot an alle Hella-Aktionäre verbunden gewesen. Das Unternehmen ist an der Börse mehr als 6,4 Milliarden Euro wert.
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