Tödlicher Unfall mit Uber-Auto Autonomes Fahren – quo vadis?

Hermann Simon ist Gründer und Honorary Chairman der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners in Bonn.

Eine Frau in den USA ist von einem autonom fahrenden Uber-Auto tödlich verletzt worden. Das befeuert die Debatte um die Sicherheit der Fahrzeuge. Dabei werden an Technologien andere Maßstäbe angelegt als an Menschen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Um es vorweg zu nehmen: ich glaube nicht, dass das autonome Fahren scheitern wird. Auch nachdem in Arizona ein autonom gesteuertes Uber-Fahrzeug eine Fußgängerin überfahren und Uber alle fahrerlosen Testfahrten gestoppt hat, sprechen die objektiven Daten für diese Systeme.

Man hört ständig, dass autonomes Fahren sicherer ist als menschliches Fahren. In der Tat berichtet die Polizei in Tempe, dass es auch für einen Fahrer unmöglich gewesen wäre, den Unfall mit der Fußgängerin zu vermeiden, die offenbar völlig unvermittelt die Fahrbahn betrat. Der Engpass für die gesellschaftliche Akzeptanz dieser neuen Technologie liegt nicht im technisch Machbaren, sondern in der Ethik. Ein vergleichbarer Fall in der Medizin wäre ein Wirkstoff, der Millionen rettet, gleichzeitig aber aufgrund seiner Nebenwirkungen 1000 Menschen tötet. Auch wenn es objektiv einen großen medizinischen Nutzen hat, würde dieses Präparat vermutlich niemals zugelassen.

An Technologien werden andere Maßstäbe gesetzt als an Menschen, man erwartet von ihnen, dass sie perfekt funktionieren. Wenn der Unfall in Arizona mit einem Fahrzeug geschehen wäre, das ein Mensch steuert, hätte niemand darüber berichtet, denn es wäre ein tragisches aber alltägliches Ereignis. Das potenzielle Versagen einer neuen Technologie hingegen macht weltweit Schlagzeilen, auch wenn gar nicht klar ist, ob die Technologie an dem Vorfall schuld ist.

Doch was ist die perfekte Entscheidung in einer potenziellen Unfallsituation? Was tun, wenn es darum geht, entweder einen neunzigjährigen Fußgänger zu retten oder drei Kinder, die in dem Wagen sitzen, der auf den Fußgänger zurast? Gibt es hier eine richtige Entscheidung? Und kann ein Mensch in einer Extremsituation sie besser fällen als eine Technologie? Sicherlich sind alle Arten von Assistenzsystemen, die die Fahrsicherheit erhöhen, äußerst sinnvoll, aber vielleicht muss man die letzte Entscheidung, wie in einer lebensgefährdenden Situation reagiert wird, doch dem Menschen überlassen.

Tödlicher Unfall mit Roboterauto

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%