Profit durch Zinswende Sparkassen steigern Gewinn 2023 um fast 70 Prozent

Ein Sparkassenlogo hängt an der Fassade einer Berliner Sparkassen-Filiale. Quelle: dpa

Nach Milliardenabschreibungen und Gewinnrückgang haben die öffentlich-rechtlichen Institute wieder bessere Ergebnisse erzielt. Der Verband warnt jedoch vor Euphorie – und erwartet für 2024 ein niedrigeres Ergebnis.

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Nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr rüsten sich Deutschlands Sparkassen für wieder schwierigere Zeiten. Im laufenden Jahr werde der Gewinn „jedenfalls geringer sein“ als im außergewöhnlichen Jahr 2023, sagte der seit Anfang 2024 amtierende Präsident des Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), Ulrich Reuter, am Dienstag in Frankfurt.

Im vergangenen Jahr profitierten die öffentlich-rechtlichen Institute von den positiven Folgen der Zinswende. Vor Steuern verdienten die 353 Institute mit 6,8 Milliarden Euro fast 70 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stand vorläufigen Zahlen zufolge ein um gut die Hälfte auf 2,1 Milliarden Euro gestiegener Überschuss.

„Jetzt, nachdem auch die abrupte und heftige Zinswende verdaut ist, knüpfen wir wieder an frühere Erfolge an“, bilanzierte Reuter. Unter anderem ein um 7,4 Milliarden Euro auf 28,4 Milliarden Euro gestiegener Zinsüberschuss trieb den Gewinn. „Ein Grund zur Euphorie ist das Ergebnis allerdings auch nicht“, betonte Reuter. Zum einen sei der Zinsüberschuss in Relation zur Bilanzsumme im vergangenen Jahr noch um einiges von den Ergebnissen von vor zehn Jahren entfernt. „Zum anderen haben wir 2023 wohl den Gipfel gesehen. Schon im laufenden Jahr rechnen wir wieder mit einem Rückgang des Zinsergebnisses.“

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von Philipp Frohn

Zudem stellen sich die öffentlich-rechtlichen Institute auf mehr Rückschläge ein. Die Vorsorge für mögliche Kreditausfälle wurde von 500 Millionen Euro auf 2,3 Milliarden Euro fast verfünffacht. Auch im laufenden Jahr rechnet der Verband mit einem erhöhten Vorsorgebedarf. „Zwar zeigen sich Unternehmenskunden der Sparkassen in aller Regel gut kapitalisiert und sehr widerstandsfähig, allerdings werden in den Einzelwertberichtigungen Probleme in Handel und Bauindustrie sichtbar“, erläuterte Reuter. Mit einer größeren Insolvenzwelle bei Firmenkunden rechne der Verband jedoch nicht. Ihre allgemeine Vorsorgereserve erhöhten die Sparkassen um die Rekordsumme von 10,2 Milliarden Euro.

Die gewaltigen Abschreibungen auf Eigenanlagen konnten die Institute im vergangenen Jahr teilweise aufholen. Im Geschäftsjahr 2022 hatte die rasante Zinswende den aktuellen Wert von festverzinslichen Wertpapieren wie Staatsanleihen, von denen die Sparkassen besonders viele im Depot haben, in den Keller gedrückt. Die damals 361 Sparkassen in Deutschland mussten zusammen fast acht Milliarden Euro abschreiben.

Zum Jahresende 2023 standen bei Wertpapieren nun Zugewinne von 2,1 Milliarden Euro in der Bilanz. „Der Trend der Wertaufholung wird sich in den nächsten Jahren sicher fortsetzen“, bekräftigte Reuter. Der DSGV-Vorstand hatte bereits vor einem Jahr darauf hingewiesen, dass die Institute die Wertpapiere in der Regel bis zur Endfälligkeit halten und erwartet wird, dass die Wertverluste wieder wettgemacht werden.

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Kritik an vergleichsweise niedrigen Zinsen von Sparkassen für Tages- und Festgeld wies Reuter zurück: „Wir meinen, dass die Sparkassen nicht mit Zinsen knausern. Ich bin davon überzeugt, dass auch im letzten Jahr jeder Kunde, der ein festverzinsliches Papier haben wollte, mit einem gut verzinsten Produkt seine Sparkasse verlassen hat.“

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