Deutsche Firmen Raus aus der Krise - ohne Kündigungen

Bisher reagieren deutsche Unternehmen auf die weltweite Wirtschaftskrise relativ gelassen. Im Gegensatz zu ihren britischen und amerikanischen Kollegen setzen die Firmenchefs in den seltensten Fällen auf Entlassungen - viele Unternehmen wollen der Krise mit Einstellungsstopps begegnen.

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In der Krise setzen viele deutsche Unternehmen auf Einstellungsstopps. In den USA sind die Einschnitte dagegen tiefer. Quelle: dpa

FRANKFURT. Nach einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft Towers Perrin gehen die hiesigen Firmen bislang überwiegend von eher "moderaten Auswirkungen" auf ihren Personalbestand aus. "Im Mittelpunkt stehen vor allem Einstellungsstopps, weniger der großflächige Personalabbau", schreiben die Autoren der Erhebung.

Towers Perrin befragte die Personalverantwortlichen in 72 deutschen Unternehmen. Danach rechnen 22 Prozent der Manager mit deutlichen Folgen der Krise. Von diesen Unternehmen wiederum planen 29 Prozent vorerst keine Neueinstellungen. Lediglich 13 Prozent gaben an, ihr Personal um fünf bis zehn Prozent reduzieren zu wollen.

"Das Ausmaß der Krise und ihre gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen sind aktuell noch nicht vollends absehbar. Das lässt Unternehmen in ihren Personal-Management-Maßnahmen zurückhaltend reagieren", sagt Heiko Weckmüller, Berater von Towers Perrin.

Die Ergebnisse der Studie überraschen gleichwohl, schneiden viele Firmen im Ausland, vor allem in Großbritannien und den USA, doch weitaus tiefer. Alleine im Dezember des nun zu Ende gehenden Jahres hatten US-Firmen den Abbau von mehr als 30 000 Jobs angekündigt. Nach Erhebungen des dortigen Wirtschaftsverbandes Business Roundtable plant mehr als die Hälfte der US-Manager Entlassungen.

Dabei haben viele Unternehmen bereits in den letzten Monaten kräftig den Rotstift angesetzt. So verloren im November 530 000 Amerikaner ihren Job. Das ist der höchste monatliche Zuwachs in der Arbeitslosenstatistik des Landes seit 34 Jahren. Seit Januar 2008 wurden damit knapp zwei Millionen US-Bürger entlassen. Die Arbeitslosenquote beträgt in den Staaten derzeit 6,7 Prozent. Experten erwarten, dass sie im Laufe des Jahres 2009 auf neun Prozent steigen wird.

Dennoch wollen sich deutsche Manager offensichtlich vorerst zurückhalten. Das zeigt sich besonders bei der Zahl derjenigen Betriebe, die ihre Belegschaft um mehr als zehn Prozent kürzen wollen. In Deutschland haben dies laut Towers Perrin nur drei Prozent derjenigen Firmen vor, die glauben, massiv von der Krise betroffen zu sein. In Großbritannien liegt dieser Wert dagegen bei immerhin 30 Prozent, die USA kommen mit 16 Prozent auf eine ebenfalls signifikant höhere Prozentzahl. jkn

Gehälter steigen trotz Rezession

Die meisten Unternehmen wollen die Gehälter auch in der Krise moderat aufstocken. Im Schnitt wird für die Gehaltsbudgets im Jahr 2009 ein Plus von 2,2 Prozent eingeplant. Im August hatten die Unternehmen im Durchschnitt noch ein Plus von 3,9 Prozent vorgesehen. Die Löhne in der IT-Industrie werden fast wie geplant drei Prozent zulegen. Die Autoindustrie hingegen wird ihre Budgets nur um 1,6 Prozent statt wie geplant um vier Prozent aufstocken. Auch die Bonuszahlungen werden nicht rapide sinken. Während die Banken ihre Systeme derzeit überarbeiten, ist dies laut Towers Perrin in der Industrie derzeit noch kein breites Thema. Dennoch seien Kürzungen auch hier zu erwarten.

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