Im ersten Monat nach Einführung des bundesweiten 9-Euro-Tickets hat sich das Reiseaufkommen auf der Schiene deutlich erhöht. Im Juni sind die Personenbewegungen mit der Bahn im Schnitt um 42 Prozent gestiegen im Vergleich zum Juni 2019, wie eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes zeigt. Zeitgleich ließen die Leute ihr Auto etwas öfter stehen.
Das 9-Euro-Ticket wirkte sich vor allem auf mittleren und kurzen Distanzen auf den Bahnverkehr aus. So lagen die Zugreisen auf kurzen Strecken von 30 bis 100 Kilometer in der ersten Juniwoche 58 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Bei mittleren Distanzen von 100 bis 300 Kilometer betrug der Anstieg 64 Prozent.
Dagegen waren im Juni weniger Autos auf den Straßen unterwegs. Die Reisen im Straßenverkehr zwischen 100 und 300 Kilometer haben um sechs Prozent abgenommen. Bei Strecken über 300 Kilometer gab es elf Prozent weniger Reisen als zum Vorkrisenniveau.
Im ersten Monat mit bundesweitem #9EuroTicket gab es ein deutlich erhöhtes Reiseaufkommen auf Kurzdistanzen im Schienenverkehr - das zeigen experimentelle Sonderauswertungen von Mobilfunkdaten. Im Straßenverkehr war ein moderater Rückgang zu verzeichnen: https://t.co/V22DFCWZQE pic.twitter.com/i2Pozid9SF
— Statistisches Bundesamt (@destatis) July 7, 2022
Für die Auswertung nutzt das Statistische Bundesamt anonymisierte Daten von Mobilfunkanbietern. Anhand der Bewegungsdaten von Handynutzern wurden die genutzten Verkehrsmittel identifiziert. Dabei könnten die Verkehrsmittel bei einer Distanz unter 30 Kilometer allerdings nicht zuverlässig bestimmt werden.
Dennoch deuteten die Veränderungen im Verkehr laut dem Statistischen Bundesamt daraufhin, dass Pendlerinnen und Pendler vom Straßen- zum Schienenverkehr gewechselt sind. Am deutlichsten seien die Effekte des 9-Euro-Tickets an den Wochenenden: Die Zahlen zeigen, dass im Juni besonders an den Wochenenden ein Andrang auf die Bahn herrschte. An den Samstagen im Juni haben die Zugreisen um 83 Prozent zugenommen im Vergleich zum Vorkrisenniveau. An den Sonntagen war die Entwicklung mit 61 Prozent weniger extrem, aber dennoch deutlich. Das spräche gemäß den Statistikern dafür, dass 9-Euro-Ticket intensiv für Ausflüge genutzt wird.
Mit dem 9-Euro-Ticket können Fahrgäste im Juni, Juli und August einen Monat lang bundesweit den Nahverkehr nutzen. Die Bundesregierung hat die Aktion beschlossen, um die Bevölkerung von den steigenden Energiepreisen zu entlasten. Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge wurden bis Ende Juni rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft.
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