Fussball Finanzinvestor EQT zieht Bundesliga-Gebot wohl zurück

Für den umstrittenen Investoreneinstieg in die Deutsche Fußball-Liga gibt es nur noch wenige Interessenten. Der Investor EQT soll zu wenig Einfluss befürchtet haben.

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Beim Auswärtsspiel in Bremen hielten Köln-Fans einen Banner mit der Aufschrift „Wir sind die Fans – Wir sind der Verein“ in die Luft. Quelle: dpa

Für eine Beteiligung an den Vermarktungsrechten an der Fußball-Bundesliga gibt es offenbar nur noch drei Interessenten. Der schwedische Finanzinvestor EQT habe sich aus dem Bieterrennen zurückgezogen, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.

Grund dafür seien zum einen die Preisvorstellungen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für einen Anteil von 12,5 Prozent, aber auch Zweifel daran, ob der Investor damit ausreichend Einfluss nehmen kann. EQT wollte sich dazu nicht äußern.

Die DFL strebt einen Erlös von rund zwei Milliarden Euro; bisher liegen die Gebote laut Medienberichten zwischen 1,75 und 1,85 Milliarden für ein über mindestens 20 Jahre laufendes Engagement. Die „Bild am Sonntag“ hatte zuerst über den Ausstieg von EQT berichtet.

Damit liegen vor der Abstimmung der DFL-Mitgliederversammlung am Mittwoch am Frankfurter Flughafen wohl nur noch die Offerten der Finanzinvestoren Advent, CVC und Blackstone auf dem Tisch. Eine Entscheidung ist aber ohnehin unsicher, wie Reuters von einem anderen Insider erfahren hatte. Denn die DFL braucht eine Zwei-Drittel-Mehrheit der 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga, um in die abschließenden Verhandlungen gehen zu können.

Die Interims-Geschäftsführer der DFL, Axel Hellmann und Oliver Leki, hatten in der vergangenen Woche noch einmal für den Deal geworben, doch zahlreiche Vereine bleiben skeptisch. Unter den 18 Erstliga-Vereinen gelten der 1. FC Köln und der FC Augsburg als Gegner – obwohl Letzterer mit dem Amerikaner David Blitzer einen Investor als Miteigentümer hat.

Von den übrigen Klubs dürften dann maximal zehn dagegen stimmen. Der Präsident des Zweitligisten FC St. Pauli, Oke Göttlich, hat im „Spiegel“ für eine Verschiebung der Entscheidung geworben.

Investoreneinstieg auch bei Fans unbeliebt

Die kleineren Vereine fürchten, dass das Investoren-Geld vor allem den Top-Clubs zugutekommt. Denn der Teil des Geldes, der an die Vereine ausgeschüttet wird, soll – wie die Fernsehgelder bisher – nach einem Schlüssel verteilt werden, der sich nach dem sportlichen Erfolg richtet.

Bei den Fans ist der Einstieg ohnehin unbeliebt – sie fürchten eine weitere Kommerzialisierung des Fußballs und einen zu großen Einfluss der neuen Geldgeber, etwa auf Anstoßzeiten und Pay-TV-Preise. Am Mittwoch könne es darauf ankommen, ob die DFL offen oder geheim abstimmen lasse, sagte der Insider. Offen würden sich aus Angst vor Fan-Kritik einige Vereine nicht zum Teilverkauf der Rechte bekennen.

Die DFL-Führung will mit dem Einstieg der Investoren zwei Schwachpunkte der Bundesliga ausgleichen: Bei den Einnahmen aus dem Verkauf der Medienrechte an Fernsehen, Radio und Online-Medien scheint der Zenit überschritten; bei der Vergabe für die laufende Rechteperiode (bis 2024/25) musste die DFL zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten finanzielle Abstriche machen.

Außerdem hinkt die Bundesliga bei der Auslandsvermarktung der englischen Premier League und der spanischen Liga hinterher. Hier will die DFL mit einer eigenen Streaming-Plattform aufholen, in die bis zu 750 Millionen Euro fließen sollen.

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