Bei einer Prüfung des Jahresabschluss von Gerry Weber wurden Verluste in Höhe von, 5,078 Millionen Euro festgestellt – was der Hälfte des Grundkapitals des Modeunternehmens entspricht. Wie der Vorstand am Freitag mitteilte, handele es sich dabei um einen „rein bilanziellen Effekt“. Das Geschäft und die Liefertreue sollen nach eigenen Angaben des Unternehmens von dem Verlust nicht beeinflusst werden. Auch die Zahlungsfähigkeit sei aufgrund der Überbrückungshilfen im Höhe von 29,1 Millionen Euro gesichert.
Der Großteil der Verluste sei im Rahmen eines Gewinnabführungsvertrags von der Tochter Gerry Weber Retail GmbH übernommen worden. Das Unternehmen musste in den vergangenen zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie immer wieder die Geschäfte schließen, was mit ein Grund für die herben Verluste zu sein scheint. Außerdem habe das Unternehmen Abschreibungen auf Beteiligungen vornehmen müssen.
Das Unternehmen aus dem westfälischen Halle war Anfang 2019 nach einer jahrelangen rasanten Erweiterung des Filialnetzes und der Übernahme der Damenmodekette Hallhuber in die Pleite geschlittert. Das Amtsgericht Bielefeld hob das Insolvenzverfahren in Eigenregie zum 31. Dezember 2019 auf. Die Traditionsfirma konnte neu starten, bevor die Corona-Pandemie sie erneut ausbremste. Im Juni 2020 stimmten Insolvenzgläubiger mehrheitlich zu, 35 Prozent ihrer Forderungen bis Ende 2023 zu stunden. Zudem sagten die Eigentümer die angekündigte Unterstützung verbindlich zu. Finanzvorstand und Sanierungsexperte Florian Frank betonte damals: „Wir haben unter Hochdruck ein umfangreiches Zukunftskonzept erarbeitet, das alle Beteiligte überzeugt, auch wenn es ihnen schmerzhafte Beiträge abverlangt.“ Neben der Teilstundung von Forderungen sah das Konzept auch den Abbau von 200 Arbeitsplätzen vor.
Wie vom Aktiengesetz vorgeschrieben, beruft das Unternehmen nun eine Hauptversammlung ein, um die Aktionäre über den Verlust zu informieren, die während der Corona-Pandemie Geschäfte habe schließen müssen.
Mit Material von Reuters