Steve Easterbrook erinnert mit seinem Oxford-Englisch und pinkfarbenen Hemden so wenig an McDonald's wie Big Ben oder Queen Elizabeth II. Der Brite will, dass der Fast-Food-Riese das „Denken von Gestern“ abschüttelt, wie der Vorstandschef sagte. Das meint Easterbrook ernst, wie US-Chef Mike Andres nun erfahren musste. 30 Jahre lang arbeitete er für McDonald's. Damit ist nun Schluss. Auch Pete Bensen muss als operativer Chef den Konzern verlassen. Er arbeitete 20 Jahren für die Burgerbraterei.
So will McDonald´s aus der Krise
In US-Filialen startet ein neuer Anlauf mit dem besonders großen „Third Pound Burger“. Spekuliert wird zudem, dass die Kette auf den Öko-Zug springt und das US-Trendgemüse Grünkohl anbietet.
Quelle: dpa
Verkauft McDonald's in den USA bislang nur von 7.00 bis 10.30 und am Wochenende bis 11.00 Uhr. Dabei entfällt ein Viertel des Umsatzes darauf. Kunden wünschen sich ein ganztägiges Angebot. Das soll es nun in einigen Filialen auch geben - testweise.
Wurde nach andauernden Protesten von Angestellten und hohem öffentlichen Druck für Zehntausende US-Mitarbeiter beschlossen. Kritikern geht das Gehaltsplus aber nicht weit genug.
Wird in den USA gestrichen - zumindest teilweise. Geflügel mit Medikamenten, die auch bei der Behandlung von Menschen verwendet werden, wird nicht mehr verkauft. So soll das Risiko sinken, dass die Antibiotika bei Menschen nicht mehr wirken.
Plant McDonald's in Deutschland. Wer es bequemer mag, kann sich von Kellnern bedienen lassen - möglich soll das aber zunächst nur in ausgewählten Bereichen einiger Filialen sein.
An die Position des 58 Jahre alten Andres tritt eine in der Branche relativ unbekannte Person: Chris Kempczinski (47), der erst vor einem Jahr vom Lebensmittelhersteller Kraft Foods zu McDonald's gewechselt war. Mit 47 Jahren ist er – für Konzernverhältnisse – früh zur Führungskraft aufgestiegen.
Easterbrook selber ist erst 49 Jahre alt und übernahm im März 2015 als Außenseiter den Chefposten. Der Verwaltungsrat holte ihn, als die Umsätze von McDonald's in bestehenden Filialen dramatisch gefallen waren. Der frühere Europachef hat seitdem einige Erfolge aufzuweisen: Die Umsätze stiegen mit der Einführung des ganztägigen Frühstücks – das ironischerweise Andres zuvor lautstark gefordert hatte. „Das wird viel zu wenig anerkannt“, sagte R.J. Hottovy, Analyst bei Finanzdienst Morningstar, den Easterbrooks Entscheidung „überrascht“.
Die größten Fast-Food-Ketten nach Umsatz 2013
Umsatz: 174,3 Millionen Euro
Umsatz: 180 Millionen Euro
Umsatz: 192 Millionen Euro
Umsatz: 192,2 Millionen Euro
Umsatz: 233 Millionen Euro
Umsatz: 291,6 Millionen Euro
Umsatz: 600 Millionen Euro
Pachtbetriebe der Tank & Rast
Umsatz: 753 Millionen Euro
keine gastronomietypische Absatzsituation
Umsatz: 880 Millionen Euro
Umsatz: 3,1 Milliarden Euro
Food-Service. Untersucht wurden die größten Unternehmen der Systemgastronomie in Deutschland anhand des Umsatzes.
Der vierte Chef in vier Jahren für das enorm wichtige US-Geschäft: Das zeigt, wie stark Fast-Food-Gigant McDonald's derzeit mit Problemen zu kämpfen hat. Konkurrenten wie Shake Shack oder Chipotle sowie der starke Dollar setzen dem Konzern zu. Nach einigen guten Quartalen verfehlte das Unternehmen jüngst die Analystenerwartungen. Der ganztägige Frühstückseffekt verpufft langsam, auch schwächelt die gesamte Gastronomiebranche in den USA. Entsprechend gab der Aktienkurs seit vergangenem Frühling um elf Prozent nach.
Kempczinski steht für eine neue Generation von Vorständen bei McDonald's. Früher wurden Führungspositionen ausschließlich intern besetzt. Easterbrook will einen Kulturwandel, setzte zahlreiche Reformen wie den Verzicht von Antibiotika bei Hühnerfleisch oder Maissirup bei Brötchen durch.
Bald sollen nur noch Eier von Hühnern verwendet werden, die nicht im Käfig gehalten werden. McDonald's soll laut Easterbrook „richtige Butter auf unseren englischen Muffins oder richtige Buttermilch in unseren Buttermilch-Hühnchen“ verwenden und eine „moderne, progressive Hamburger-Kette“ werden.
Umsatz von McDonald’s Deutschland bis 2014
2006 betrug der Umsatz noch 2,57 Milliarden Euro.
Quelle: Statista
Im Folgejahr steigerte McDonald’s den Umsatz auf 2,7 Milliarden Euro.
Auch 2008 ging es weiter bergauf: 2,83 Milliarden Euro fuhr der Konzern ein.
Auf 2,91 Milliarden Euro stieg der Umsatz 2009 an.
2010 knackte McDonald’s erstmals die drei-Milliarden-Euro-Marke und erreichte einen Umsatz von 3,02 Milliarden Euro.
Im Folgejahr konnte McDonald’s sein letztes starkes Umsatzwachstum generieren: Der Umsatz stieg auf 3,2 Milliarden Euro.
2012 erreichte McDonald’s in Deutschland seinen Rekordumsatz: 3,25 Milliarden Euro. Allerdings waren die ersten Anleger damals schon mit dem vergleichsweise schwachen Wachstum unzufrieden.
Seit 2013 gibt McDonald’s Deutschland keine Umsatzzahlen mehr heraus, weswegen Food-Service die Zahlen nur noch schätzte. 3,1 Milliarden Euro soll er in diesem Jahr betragen haben.
Food Service schätzt, dass der Umsatz 2014 noch knapp über drei Milliarden lag.
Sichtbares Zeichen der Veränderung ist die neue Konzernzentrale in Chicago. Fast vier Jahrzehnte hatte McDonald's in der Vorstadt Oak Brook seinen Sitz. In wenigen Jahren wird die Burgerbraterei in der Stadtmitte residieren. „Hier spielt die Musik“, sagte Easterbrook, „hier schwingt es, gibt es neue Sachen, können wir frische Talente anheuern und halten“.
Einer der neuen Gesichter ist Lucy Brady, die als Konsumspezialistin und Partnerin von der Wirtschaftsberatung Boston Consulting kommt und künftig als Vizepräsidentin für Strategie und Geschäftsentwicklung zuständig ist.
Einkommen der McDonald’s Kunden
16,1 Prozent der deutschen McDonald’s Kunden sind ohne eigenes Einkommen: Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt liegt bei 9,8 Prozent.
Quelle: Statista
Ein Nettoeinkommen von 500 Euro haben 8,4 Prozent der McDonald’s Kunden; im Bundesdurchschnitt sind es 7,7.
18,2 Prozent der McDonald’s Kunden haben ein Einkommen von 500 bis unter 1000 Euro; bei 20,4 Prozent der Deutschen ist das der Fall.
Zwischen 1000 und 1500 Euro verdienen 18,8 Prozent der McDonald’s Kunden. Im Bundesdurchschnitt sind es 24,1.
17,6 Prozent der McDonald’s Kunden verdienen 1500 bis 2000 Euro; bei 16,7 Prozent der Deutschen ist das der Fall.
Zwischen 2000 und 2500 Euro Nettoeinkommen erhalten 9,6 Prozent der McDonald’s Kunden und zehn Prozent der Deutschen.
5,8 Prozent der McDonald’s Kunden verdienen zwischen 2500 und 3000 Euro, im Bundesschnitt sind es nur 5,2 Prozent.
Zwischen 3000 und 3500 Euro verdienen 2,3 Prozent der McDonald’s Kunden. Im Bundesdurchschnitt sind es 2,5 Prozent.
1,6 Prozent der McDonald’s Kunden verdient zwischen 3500 und 4000 Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 1,5 Prozent in dieser Einkommensklasse.
Mehr als 4000 Euro verdienen 1,8 Prozent der McDonald’s Kunden. Im Bundesschnitt sind es 2,2 Prozent.
Schon im vergangenen Jahr heuerte Easterbrook Silvia Lagnado als neue Marketingchefin an. Sie leitete bis 2012 beim Rumkonzern Barcadi die Marketingstrategie und ersann zuvor die Werbekampagne „Wahre Schönheit“ für die Seife Dove von Unilever.
Auch der neue Kommunikationschef war eine ungewöhnliche Wahl: Robert Gibbs, dem ersten Pressesprecher von Präsident Barack Obama.