Millionen für Metallica Wie sich die Deag verkalkuliert hat

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Kosten laufen aus dem Ruder, Einnahmen fließen nicht

Das liegt zum einen daran, dass die Kosten viel zu niedrig angesetzt waren – vor allem die für die Gagen der Rockbands. Bei allen drei Szenarien wurden im ersten Budget von Mai 2014 Gagenkosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro angesetzt. Im November 2014 aber, als der Vorverkauf startete, musste das Künstlerbudget um 80 Prozent erhöht werden: auf 8,125 Millionen Euro.

Neben zu optimistisch angesetzten Kosten fielen die Einnahmen weitaus geringer aus als erwartet. Die Schuld dafür sieht die CNG ebenfalls bei der Deag. So sei zum Beispiel der Vorverkauf verspätet gestartet, statt im September 2014 erst im November. Der Ticketverkauf, den laut Kooperationsvertrag die Deag verantwortet, kam nie richtig in die Gänge. Im März 2015, als es zum Bruch zwischen Deag und CNG kam, waren gerade mal 9170 Tickets für alle drei Tage und schlappe 2410 Eintagestickets verkauft. Selbst das pessimistischste Szenario mit 50.000 verkauften Drei-Tages-Tickets war damit in weiter Ferne.

Die Prozessunterlagen lassen auch die Buchführung der börsennotierten Deag in einem merkwürdigen Licht erscheinen. Als die Deag fast zwei Millionen Euro für die Künstlergagen anforderte, wollte die CNG erstmal Belege für die Kosten sehen und forderte die Verträge mit den Künstlern an. Deag-Finanzchef Christian Diekmann teilte per Mail allerdings mit, dass die bis dahin vorgelegten Unterlagen bereits vollständig seien. Wo es keine beidseitig gezeichneten Verträge gebe, gebe es „eine Vereinbarung, meist per email, selten mündlich“.

CNG-Chef Carsten Schumacher forderte daraufhin: „Insbesondere der Vertrag mit Metallica muss bitte sauber dokumentiert sein. Bekannterweise liegt uns kein unterschriebener Vertrag vor.“ Nach Angaben der CNG lieferte die Deag auch auf diese ausdrückliche Aufforderung hin keinen unterschriebenen Vertrag mit Metallica. Die Deag äußert sich auch zu diesen Vorwürfen nicht.

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