Ryanair, Spirit und Co. Billigflieger verstehen sich am besten auf Nebengeschäfte

Flugtickets werden zunehmend allein über den Preis verkauft. Die Airlines haben ihre Dienstleistung zerlegt und nahezu alle Extras gestrichen. Nun halten sie für jede Annehmlichkeit die Hand auf.

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Eine Maschine von Ryanair landet auf dem Flughafen in Frankfurt am Main. Quelle: dpa

Nahezu jeder Passagier hat es schon einmal erlebt: Am Ende des Buchungsprozesses ist die Flugreise doch deutlich teurer geworden als zunächst angenommen, nur weil man beispielsweise einen Koffer aufgeben, etwas trinken und neben seinem Partner sitzen wollte. Die Billigflieger haben es vorgemacht, längst haben die etablierten Airlines nachgezogen, wenn es darum geht, dem Fluggast neben dem nackten Ticketpreis zusätzliche kostenpflichtige Dienstleistungen zu verkaufen. Freigepäck und freie Platzwahl gehören auf den allermeisten Flügen längst der Vergangenheit an.

Die Nebeneinkünfte der Airlines abseits des Ticketverkaufs

Die Gegenwart heißt Zusatzeinnahmen, die für die Airlines immer wichtiger werden. Ihre Passagiere wollen sie dazu bringen, die Services möglichst vor Flugantritt online zu bestellen. Die Beratungsgesellschaft IdeaWorks rechnet seit Jahren im Auftrag des Mobilitätsdienstleisters CarTrawler akribisch nach, wie viel Geld die Passagiere auf ihren Flugreisen tatsächlich ausgeben und welche Airlines davon besonders profitieren.

Die Geschäftsberichte von 135 Fluggesellschaften für das Jahr 2015 wurden ausgewertet, rund die Hälfte (67) nannte detaillierte Zahlen zu den Extra-Einnahmen. Sie erlösten 40,5 Milliarden US-Dollar zusätzlich, rund 8,7 Prozent ihres Gesamtumsatzes.

Europas größte Billigflieger

Mit fast 52 Dollar pro Passagier war der US-Billigflieger Spirit im Jahr 2015 Weltmeister der Zusatzeinnahmen. Fast die Hälfte seines Umsatzes (43 Prozent) macht der Billigheimer aus Florida mit den zusätzlichen Gebühren. Im radikalen Spirit-Konzept „Bare Fare“ (Nackter Preis) gibt es den Transport von A nach B und einen zugeteilten Sitz. Bereits das Handgepäck kostet extra, ohne dass dies die Passagiere besonders zu stören scheint. Spirit hat seine Passagierzahlen von 5,5 Millionen im Jahr 2008 auf 18 Millionen im Jahr 2015 gesteigert.

Schon auf Platz 2 des Pro-Kopf-Rankings findet sich mit Jet2.com die erste europäische Airline, die mit 29,4 Prozent deutlich mehr als ein Viertel ihres Umsatzes mit den Zusatzgebühren macht. 50,84 Dollar gaben die knapp 6 Millionen Kunden des britischen Ferienfliegers im Schnitt zusätzlich aus. In dem Report finden sich weitere imposante Zahlen: So hat der US-Billigflieger Allegiant mehr als 450.000 Hotelzimmer und mehr als 1,2 Millionen Mietwagenverträge vermittelt. Qatar Airways hat nach eigenen Angaben mehr als eine halbe Milliarde Dollar mit dem Verkauf zollfreier Waren erlöst.

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