Sender prüft Neuordnung Aktien von ProSiebenSat.1 im freien Fall

ProSiebenSat.1 leidet unter einem schwächelnden Werbegeschäft. Die Anleger reagierten prompt und schmeißen die Papiere im hohen Bogen aus den Depots.

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Im hohen Bogen haben die Anleger am Dienstag die Aktien von ProSiebenSat.1 aus ihren Depots geworfen. Die im Dax gelisteten Aktien stürzten um 14,8 Prozent auf 27,86 Euro ab und notierten damit so niedrig wie zuletzt im Juli 2013. Im Sog von Pro7 brachen im MDax die Aktien des Rivalen RTL um 8,8 Prozent ebenfalls auf ein Vier-Jahres-Tief von 59,89 Euro ein.

Die Analysten von Goldman Sachs kassierten ihre Kaufempfehlung und stuften die Aktien herunter auf "neutral" von "buy" und strichen die Aktien von ihrer europäischen Auswahl-Liste. Die Warnung vor einem schwächeren TV-Werbegeschäft sei eine "große negative Überraschung", begründeten die Analysten ihre Entscheidung.

"Das ist die dritte Senkung des Ausblicks im Werbegeschäft in diesem Jahr", erklärte Analystin Laurie Davison von der Deutschen Bank. Zudem komme die Aussage nur drei Wochen nach der Vorlage des Halbjahresberichts.

ProSieben hatte am Montagabend mitgeteilt, dass das Fernsehwerbegeschäft im laufenden Quartal überraschend schwach gewesen sei. Der Medienkonzern erwägt, Unternehmensbereiche zusammenzulegen und externe Partner an Bord zu holen. Kern der Überlegungen sei die Schaffung einer Unterhaltungssparte, teilte der Dax-Konzern am Montag nach Börsenschluss mit. Demnach wird geprüft, die Sendergruppe mit den Flaggschiffen SAT.1 und ProSieben mit dem Bereich Digital Entertainment zusammenzufassen. Zu dieser Sparte gehört etwa die Onlinevideothek Maxdome. Ziel sei, mittelfristig Geld zu sparen.

Zudem will ProSiebenSat.1 in dem Bereichen Content Production und Commerce schneller wachsen. Dafür könnte sich der Konzern nach eigenen Angaben Investoren an Bord holen und auch über Zusammenschlüsse sprechen. "Die Überprüfung beinhaltet auch die Möglichkeit für potenzielle künftige Börsennotierungen", erklärte das Unternehmen. Details sollen am 9. November vorgestellt werden.

Abschreibungen im Fernseh-Geschäft

Der Bereich Content Production ist etwa für die Vermarktung von Fernsehsendungen zuständig. So kümmert sich die Tochter Red Arrow um den weltweiten Vertrieb der US-Krimiserie "Bosch", die vom Onlinehändler Amazon.com in Auftrag gegeben wurde. Der Bereich Commerce umfasst verschiedene Internetdienste- und händler, darunter das Vergleichsportal Verivox, den Erotikartikelversand Amorelie oder den Onlineoptiker Brille 24.

Wegen eines schwächelnden Fernsehwerbegeschäftes setzt ProSiebenSat.1 schon länger auf Sparten außerhalb der angestammten Sender. Am Montag bekräftigte das Unternehmen seine Umsatz- und Gewinnziele für 2017, auch wenn sich das Fernsehwerbegeschäft im laufenden Quartal überraschend schwach entwickelt. Für die deutschsprachigen Sender wird nun mit einem Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Bereich im Vergleich zum Vorjahresquartal gerechnet. Eigentlich sollte der Umsatz in dem Bereich zulegen.

Für einen außerordentlichen Gewinn von 319 Millionen Euro im laufenden Quartal sorgt der Verkauf des Flugreiseportals Etraveli an den Finanzinvestor CVC, wie der Konzern mitteilte. Dem steht aber eine Abschreibung auf das klassische Fernsehgeschäft gegenüber. Auf die Cash-Position - also das Geld auf der hohen Kante - wirke sich das aber nicht aus.

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