Spieleautomatenhersteller Gauselmann Mit illegalen Parteispenden Lebenswerk verspielt?

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Der ewige Gewinner

Die zehn größten Lotto-Gewinne
Platz 10:Ein Taubenzüchter aus dem Ruhrgebiet durfte sich am 12. März 2005 auf den zehngrößten deutschen Lottogewinn freuen. Er gewann 20,4 Millionen Euro. Quelle: dpa/dpaweb
Platz 9:Noch reicher wurde ein Spieler aus Schleswig-Holstein: Am 12. Juli 2006 sahnt er 21,2 Millionen Euro ab. Quelle: dpa
Platz 8:„Ich hab den Jackpot“, rappte Lotto King Karl 1996 in seiner ersten Single. Der Hamburger Gabelstaplermonteur Karl König, der sich hinter dem Künstlernamen verbirgt, gewann zwei Jahre zuvor den größten D-Mark-Jackpot der Lottogeschichte.  Mit den 42,3 Millionen DM (21,5 Millionen Euro ) gründete er eine Band. Quelle: dpa
Platz 7:Der nächsthöchste Jackpot im Ranking folgt erst zehn Jahre später. Am 25. Mai 2005 gingen 23,9 Millionen Euro nach Baden-Württemberg. Quelle: dpa
Platz 6:Zwei Spieler aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein durften sich am 21. Februar 2006 einen Gewinn von 24,1 Millionen Euro teilen. Quelle: dpa
Platz 5:Und wieder Nordrhein-Westfalen: Dort durften sich zwei Spieler über ein besonderes Weihnachtsgeschenk freuen. Am 15. Dezember 2004 staubten sie 26,7 Milliarden Euro ab. Quelle: dpa/dpaweb
Platz 4:Über 31,7 Millionen Euro durfte sich am 23. September 2009 ein Oberbayer freuen. Quelle: dpa/dpaweb

Er selber, setzt Gauselmann noch eins drauf, habe sich jedenfalls nie etwas zuschulden kommen lassen und sei auch nicht gegen neue Wettbewerber. Eine Strafanzeige, er habe Automaten manipuliert, endete vor einigen Jahren im Nichts. Die Ermittlungen wurden wegen mangelnder Beweise eingestellt. In Wirklichkeit, so Gauselmann, habe er bisher doch so viel Gutes getan. Er hat viele Millionen investiert und viele Arbeitsplätze geschaffen.

Gauselmann ist noch immer der Typ, der gewinnen will, ob als Mitglied der Senioren-Tennismannschaft beim TV Espelkamp, mit der er deutscher Meister wurde, oder auf der Tribüne des Bundesliga-Handballvereins TuS N-Lübbecke, wo er bei fast jedem Spiel mitfiebert.

Der Menschenfänger

Und wen hat er nicht alles gewonnen, wenn es um sein Unternehmen ging. Galt es, Politiker zu umgarnen, erwies er sich als ein wahrer Menschenfänger. Mit Bundespolitikern veranstaltete die Automatenbranche unter Führung von Gauselmann in Bonn und Berlin parlamentarische Skatabende, an denen ein Großteil der Parlamentarier teilnahm. Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) und der FDP-Grande und Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Hermann Otto Solms, übernahmen die Schirmherrschaft. „Skat spielen tut jeder gerne“, sagt Gauselmann.

Am Firmensitz in Espelkamp gingen die Politiker nur so ein und aus. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) war vor einigen Jahren zu Gast, die ehemaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD) und Jürgen Rüttgers (CDU) zeigten ebenfalls Interesse an Gauselmanns Glücksspielreich. 2003 verlieh ihm der damalige Bundespräsident Johannes Rau (SPD) das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Da konnte der Verdacht, Gauselmann leiste illegale Parteispenden, um die Politiker in seine Richtung zu lenken, nicht ausbleiben. So geriet Gauselmann Anfang 2011 durch sein besonderes System der Parteispenden in die Kritik. Er hatte seine Mitarbeiter ermuntert zu spenden. Da es sich um viele kleine Summen handelte, mussten sie in den Rechenschaftsberichten der Partei nicht erwähnt werden. Auch wenn ein Aufschrei durch die Medien ging – die Praxis war listig, aber legal.

Listige Parteispenden

Zumindest der Erfolg gibt Gauselmanns Spendenmethode recht. So räumte Andreas Pesch, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, in einem Leserbrief in der „Süddeutschen Zeitung“ ein, dass Gauselmanns Spendenpraxis durchaus etwas bewirkte. Nicht von ungefähr nominierte der Anti-Lobbying-Verein Lobby Control Gauselmann 2011 für die Lobbykratie-Medaille.

Jetzt richtet sich Gauselmann vor allem auf eine zermürbende Auseinandersetzung zur Rettung seines Lebenswerks ein. Denn was im Gesetzestext steht, fürchtet er, ist geeignet, seinem Geschäft sowie der ganzen Branche schwer zu schaden. So zwinge der Glücksspielstaatsvertrag die Branche, in fünf Jahren über 50 Prozent der Automaten abzubauen. „Ich muss jetzt auf Anhieb 500 Leute entlassen. Das geht doch nicht“, schimpft er. Die Branche insgesamt müsste 8.000 Mitarbeiter auf die Straße setzen. Auch die Zahl der bestellten Automaten sei bereits um 50 Prozent zurückgegangen, und das alles zur Bekämpfung der Spielsucht.

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