„Extremster Einsatz“ Lazarett-Airbus bringt Verletzte nach Köln

Mit 49 zum Teil schwerst Verletzten aus dem Katastrophengebiet Phuket an Bord ist der Lazarett-Airbus „MedEvac“ der Bundeswehr in der Nacht zum Freitag in Köln/Bonn gelandet.

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Bis zum Morgengrauen dauerte die Übergabe der Patienten an die Rettungsdienste auf dem militärischen Gelände des Flughafens an. Von dort wurden sie in nahe gelegene Kliniken oder in Krankenhäuser in Heimatnähe gebracht. „Die Verletzten brauchen neben der medizinischen Versorgung jetzt vor allem die Nähe zu ihren Familien“, sagte Oberfeldarzt Stefan Schaefer in Köln. 36 Rettungswagen sowie sieben Ambulanzflugzeuge und -hubschrauber standen zum Weitertransport auf dem Flughafengelände bereit. Die Übergabe erfolgte abgeschirmt von Presse und Öffentlichkeit. Angehörige wurden vor und während der Ankunft in einem Extrabereich psychologisch betreut. Die körperlichen Verletzungen der Patienten reichten von Brüchen, Riss- und Schnittwunden bei den Leichtverletzten bis hin zu schweren Verletzungen der inneren Organe und des Gehirns. Zwei der insgesamt fünf Schwerverletzten wurden während des Transports in künstliches Koma versetzt und künstlich beatmet. Von etwa zehn weiteren Patienten verschlechterte sich der Zustand während des Fluges derart, dass sie vom Kölner/Bonner Flughafen sofort in eine nahe gelegene Klinik gebracht wurden. „Die Flutwelle hat medizinisch den gleichen Effekt wie ein Absturz aus extremer Höhe mit anschließendem Aufprall auf Beton“, erklärte Schaefer, der die Übergabe in Köln gemeinsam mit Oberfeldarzt Kai Schmidt koordinierte. „Die Menschen sind massiv traumatisiert.“ Aber nicht nur für die Verletzten, sondern auch für die medizinische Crew, die die Patienten während des etwa 15-stündigen Fluges von Thailand über Dubai nach Deutschland betreute, sei der Einsatz mit immensen Belastungen verbunden gewesen. „Dies war der schwerste und extremste Einsatz von allen, die wir bisher mit dem „MedEvac“ hatten“, sagte der Sprecher der Luftwaffe, Günther Otterski. Das Team aus sieben Ärzten und 20 Rettungsassistenten sei psychisch gestresst und körperlich „am Ende ihrer Kräfte“. Zu den Verletzten gehörten neben Deutschen auch Belgier, Österreicher, Engländer, Dänen, Schweden und Schweizer. Zwei Kinder im Alter von fünf und drei Jahren wurden ebenfalls transportiert. Eines der Kinder hat den Angaben zufolge durch die Flutkatastrophe seine Eltern verloren. Das andere gehörte mit seinem Vater zu den Verletzten. Der Airbus A 310 MRT MedEvac („Medical Evacuation“) ermöglicht schnelle Liegetransporte für rund 50 Verletzte und wurde seit 2001 mehr als 600 Mal in Krisengebieten für den Transport verletzter Soldaten und Zivilisten eingesetzt. Die „fliegende Intensivstation“ soll bereits am Freitagmittag wieder nach Phuket aufbrechen. Zusätzlich soll ein Passagier-Airbus zu einem weiteren „MedEvac“ umgerüstet und vom 4. Januar an eingesetzt werden. Zunächst sind vier Einsätze im Katastrophengebiet geplant. DPA/WIW

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