Viele Teile der deutschen oder schweizerischen Luxusfabrikate werden seit langem in China gefertigt. Für das begehrte Siegel „Swiss Made“, das hochwertige Schweizer Armbanduhren ziert, müssen nämlich zum Beispiel lediglich beim Uhrwerk „die Bestandteile aus schweizerischer Fabrikation mindestens 50 Prozent des Wertes ausmachen“. Das nötige Know-how für die Fertigung hochwertiger Uhren ist in China also längst vorhanden.
Gleichzeitig sind viele Patentrechte für schweizerische Uhrwerke in den letzten Jahren ausgelaufen. Dies ermöglicht es nun auch chinesischen Fabrikanten, wie FIYTA, Sea Gull oder EBOHR, hochwertige mechanische Werke in ihre Armbanduhren einzubauen, was den entscheidenden Makel der früheren Produktionen wettmacht.
Den Bekanntheitsgrad unter potenziellen deutschen Käufern hat das aber nicht gesteigert. Uhrmachermeister Thomas Deckert aus Düsseldorf, der seit 2005 im Familienbetrieb tätig ist, kann nur von Fälschungen Schweizer Marken berichten, die aus chinesischer Produktion stammen und bei ihm zur Reparatur abgegeben werden: „Da aber meistens die Reparaturkosten schon den Kaufpreis überschreiten, schrecken die meisten davor zurück.“
Neben der Qualität der chinesischen Uhren steigt auch der Einfluss chinesischer Investoren auf den internationalen Uhrenmarkt. Längst sind chinesische Marken Stammgäste auf der Baselworld, der wichtigsten Messe der Uhren- und Schmuckindustrie, die jährlich in der Schweizer Metropole stattfindet. Seit einigen Jahren sind dort auch Schweizer Marken unter chinesischer Führung anzutreffen.
Seit 2011 gehört die 1856 gegründete Eterna Manufaktur aus Grenchen der China Haidian Holdings Limited - der erste Verkauf einer Schweizer Traditionsmanufaktur an einen Konzern aus China. Das Unternehmen hält mit den Marken EBOHR und Rossini bereits große Anteile am chinesischen Markt für Qualitätsuhren. Jetzt taste es sich in die internationalen Märkte vor. 2013 kauft Haidian die Schweizer Edeluhrenmarke Corum für umgerechnet 86 Millionen Franken.
Wie Sie sensible Uhren richtig pflegen
Es klingt banal, wird aber häufig vergessen: Eine mechanische Uhr geht am besten, wenn sie geht. Sie sollte also regelmäßig aufzogen werden, statt im Tresor zu liegen. Das liegt an den Fetten, die die Uhrwerke schmieren. Werden die mechanischen Teile nicht bewegt, verharzen sie. Materialien wie Silizium könnten die Fette in Zukunft verzichtbar machen. Selten getragene Automatik-Uhren profitieren von einem mechanischen Uhrenbeweger, der die Uhr rotieren lässt. Vorsicht bei Quarzuhren: Auch in edlen Marken stecken Batterien, die bei Lagerung auslaufen und die Uhr ruinieren können. Also vorher die Batterie entfernen.
Wasserdichtigkeit wird in Deutschland mit der DIN 8310 (DIN 8306 bei Taucheruhren) geprüft. 90 Sekunden bei 20 Meter Tiefe oder 30 Minuten auf einem Meter müssen die Dichtungen aushalten – vorausgesetzt, die Uhr wird stillgehalten. Bewegt sich ihr Träger aber im Wasser, kann der Druck steigen. Auch die Angabe „Wasserdicht bis 5 ATM“, was einer Tiefe von 50 Metern entspricht, ist irreführend. Wer sichergehen will, nutzt besser eine Taucheruhr und lässt die Dichtungen regelmäßig wechseln.
Schon der Impuls, der beim Golfschlag auf die Uhr einwirkt, kann die feinen Rädchen auf die Dauer über Gebühr belasten. Zudem sollten Uhren nicht in der Nähe von Magnetfeldern wie bei Telefonen oder Lautsprechern gelagert werden.
Dass große Konzerne kleine Manufakturen schlucken, ist keine neue Entwicklung in der Uhrenindustrie. Bekannte Beispiele hierfür sind die Riesenkonzerne Swatch oder auch LVMH. Nach der Krise, die die Industrie in den 1980er Jahren erlebte, setzte ein regelrechter Ausverkauf von selbstständigen Manufakturen an große Konzerne ein. Eine mögliche Gefahr besteht jedoch in einem Technologietransfer nach China. Nach dem Abschöpfen des Knowhows könnte dann eine Zerlegung der Traditionsmanufakturen von innen einsetzen.
Chinesische Luxusuhren sind zu tatsächlichen Qualitätsprodukten gereift. Fraglich ist jedoch, ob sie eine ernstzunehmende Konkurrenz für schweizerische und deutsche Uhren des Hochklassen- oder Luxussegments darstellen können. Bieten die chinesischen Produkte eine tatsächliche Alternative? Oder bedienen sie andere Märkte und Interessen?