Wempe-Luxusuhren "In China hat mich mein Gefühl getrogen"

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"Bist du verrückt?"

Was haben Sie denn gespürt?

Unsere Kunden haben sehr unterschiedliche Ansprüche, der eine möchte nur eine Uhr kaufen, der andere hat eine Sammlung. Der nächste sammelt nur eine Marke. Und so weiter. Ich möchte dem Kunden, der Interesse an Uhren hat und bereit ist, mehr Geld auszugeben, als nötig ist, um die Zeit abzulesen, ein Angebot machen. Das geht bei 500 Euro los und endet bei sechsstelligen Summen. Und da haben wir ein Feld entdeckt, das die Marken so nicht bestellt haben. Es gab den Wunsch nach einer ganz klassischen Uhr und wir konnten das nicht mehr anbieten, weil wir das im Markt so nicht gefunden haben.

Aber muss man es denn gleich selber herstellen?

Zunächst mal: Wir sind Händler. Irgendwann mal wollte ich ein Collier nicht verkaufen, das wir im Atelier selber hergestellt hatten, und das einen Preis gewonnen hatte. Als ich das meinem Vater sagte, guckte der mich an und sagte: „Bist du verrückt? Was bist du von Beruf?“ Ich antwortete: „Kaufmann“. Darauf sagte er „Einzelhandelskaufmann und Handeln kommt nicht von behalten.“  Hersteller zu werden, war also nicht unser Wunsch. Aber bei unserer eigenen Schmucklinie war es ähnlich. Als Händler sind wir kritisch. Wir haben bei den Herstellern immer gesagt, was man besser machen könne, was anders besser funktionieren würde. Wir waren damals anstrengend für unsere Partner. Und wer so viel kritisiert, der muss es halt selber machen. So ist das Schmuckatelier vor 13 Jahren entstanden, so sind die Uhren entstanden. Bei Uhren wussten wir, dass wir die Uhren verkaufen können und wir haben gemutmaßt, dass wir ausreichende Stückzahlen bekommen, denn wir vertreiben die Uhren schließlich nur in unseren eigenen 32 Geschäften weltweit.

Die Neuheiten der Uhrenmesse
Rolex Tudor Quelle: PR
Hublot Bing Band Unico Sapphire Quelle: PR
Die Genfer Manufaktur Patek Philippe fügt das hauseigene Chronographen-Uhrwerk zusammen mit der Funktion Weltzeituhr, auf der 24 Ort der Welt angezeigt werden. Quelle: PR
Nomos Neomatik Quelle: PR
Avenger Hurricane von Breitling Quelle: PR
Bell & Ross Quelle: PR
Senator Glashütte Quelle: PR

Hat das irgendeinen Vorteil, nicht flächendeckend verkaufen zu können?

Wempe-Uhren ist keine Weltmarke. Wir betreiben Büros rund um die Welt, wir müssen kein Marketing rund um die Welt betreiben, wie das die internationalen Marken tun. Das ermöglicht einen guten Preis.

Wirkt so eine Uhr mit dem Namen des Händlers drin nicht wie eine Werbeuhr?

Die Geschichte steckt mir auch in den Knochen. Und wir haben früher schon mal gekauft, und  Wempe aufs Zifferblatt gedruckt. Aber wir haben ja eine eigene Geschichte als Hersteller, denn wir fertigen nach wie vor in Hamburg Schiffschronometer. Mein Vater sagte erst „Wir machen das wie früher.“ Also Schweizer Uhren kaufen und Wempe draufschreiben. Und da habe ich gestreikt und gesagt, das machen wir nicht mehr. Da kommen dann irgendwann die Verkäufer und fragen, was sie dem Kunden erzählen soll. Der Rest war geradezu zwingend: Wenn Wempe eine Uhr baut, muss sie aus Deutschland kommen. Dann muss sie Glashütte sein.

Ausgerechnet Glashütte, wo all die Uhren von Nomos über Glashütte Original bis Lange & Söhne gebaut werden, die sie in ihren Geschäften verkaufen?

Ja, mein Großvater war schon in Glashütte in der Sternwarte und ich wusste, dass es die noch geben muss. Dann haben wir sie gefunden, ich meine, dass wir sie wirklich suchen mussten. Ich bin aus Hamburg, da kennt man das Planetarium und ich dachte, irgendwo müsse ja wohl diese Sternwarte zu sehen sein oben auf dem Berg. Wir mussten uns vom Nomos-Chef Uwe Ahrendt einen Defender leihen, weil wir mit dem Mietwagen die unausgebaute Straße gar nicht hochkamen. Ich wusste nicht, dass das damals eine Ruine war und die Bäume höher als die Ruine selbst waren. Dann haben wir die gekauft. Das war schon ein wenig verrückt und das können sie auch nur machen, wenn sie keiner fragt, was sie mit ihrem eigenen Geld machen. Aber mein Großvater war da schon oben, da wollte ich auch hin. Das Gebäude wieder aufbauen und ein Planetarium musste auch hin, das war mit der Stadt so besprochen. Heute bieten wir da freitags Sterngucken an.

Sie haben sich also auch einen eigenen Wunsch erfüllt?

Ja, auch den, Chronometer zu fertigen, also Uhren, deren Genauigkeit von einer Messstelle überprüft werden. Mein Uhrenchef, der gelernter Uhrmacher ist im Gegensatz zu mir, sagte, ich spinne. Aber wir haben die Schiffschronometerwerke Hamburg, also mussten es auch Armband-Chronometer in Sachsen sein. Und so ist es gekommen und heute ist in unserer Produktion auch eine Außenstelle des Sächsischen Landesamtes für Mess- und Eichwesen. Und jeder Hersteller kann hier seine Werke als Chronometer zertifizieren lassen.

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