Ibrahimovic findet Hacken-Tor „glücklich“

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HB BERLIN. Die schwedischen Fans feierten das 1:1 gegen Italien genauso überschwänglich wie das 5:0 gegen Bulgarien vor vier Tagen. Besonders einen Mann wollten die gelb-blauen Schlachtenbummler am liebsten gar nicht aus dem Drachen-Stadion von Porto lassen: Zlatan Ibrahimovic.

Der 22 Jahre alte Profi von Ajax Amsterdam hatte dem «Tre Kronas»-Team in der 85. Minute den Punkt im zweiten Spiel der Gruppe C gerettet und wurde nach dem Abpfiff immer wieder zurück in ihre Fankurve gefordert. «Es war eines der unglaublichtsten Tore meiner Karriere», fand der Sohn einer Putzfrau und eines Hausmeisters, die von Jugoslawien nach Schweden ausgewandert waren.

Mit dem Rücken zum Tor von Gianluigi Buffon hatte Ibrahimovic den Ball mit der Hacke über den italienischen Keeper ins Tor gelupft. «Das war ein glückliches Tor», gab Ibrahimovic nach dem Spiel unumwunden zu. Größe zeigte der 1,92 Meter lange Angreifer aus Malmö auch, in dem er dem Gegner Respekt zollte: «Wenn man sich das Spiel anschaut, muss man ehrlich sagen, dass uns Italien dominiert hat.»

Italiens Nationaltrainer Giovanni Trapattoni war trotz der verlorenen zwei Punkte davon überzeugt, der nörgelnden italienischen Öffentlichkeit «die richtige Antwort» gegeben zu haben. «Wir haben in der ersten Halbzeit fantastischen Fußball gespielt», resümierte der frühere Trainer von Bayern München. Gegen Bulgarien muss seine Mannschaft nun unbedingt gewinnen, um nicht auszuscheiden.

Auch der schwedische Coach Lars Lagerbäck fand: «Italien spielte wunderbar Fußball. Wir hatten aber das Glück auf unserer Seite». Das Pech blieb an den Italienern haften. Bereits am Montag hatte es angefangen: Da hatte Francesco Totti den Dänen Christian Poulsen beim 0:0 bespuckt. Drei Spiel Sperre waren die Folge.

Eigentlich wollte Totti bei der Europameisterschaft für Furore sorgen. Seit dem Auftaktspiel ist alles anders. Sollte Italien die Gruppenphase überhaupt überstehen, könnte der 27-Jährige frühestens im Halbfinale wieder eingesetzt werden.

Die Quittung erhielt der in der vergangenen Saison überragende Profi des AS Rom im Stadion. Als in der Halbzeitpause die Stadionkamera auf die Tribüne schwenkte, war auf den riesigen Anzeigentafeln für Sekunden Totti zu sehen. Die italienischen Fans pfiffen den eigentlichen Hoffnungsträger der «Squadra Azzurra» gnadenlos aus.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Männer in Azurblau das Spiel beherrscht. Vier Chancen von Alessandro del Piero und ebenso viele von Christian Vieri wollten aber einfach nicht ins Tor. Antonio Cassano erlöste die Italiener in der 37. Minute mit einem flachen Schuss in die linke untere Ecke des schwedischen Tors.

Doch anstatt, dass Tottis Teamkollege und Nachfolger Cassano zum «Man of the Match» avancierte, könnte nun Ibrahimovic zum Überflieger werden, der schon beim 5:0-Auftaktsieg gegen Bulgarien zu den Torschützen gehörte.

Der Legionär aus den Niederlanden verbrachte aber nicht viel Zeit, sein Tor zu feiern, sondern lobte seinen Sturmpartner Henrik Larsson von Celtic Glasgow: «Mit Larsson spielt es sich klasse. Wir sprechen auf dem Platz viel miteinander. Er macht mir sogar manchmal ein Kompliment.» Das tat der 32 Jahre alte Angreifer, den ganz Schweden vor der Euro förmlich um ein Comeback in der Nationalelf gebettelt hatte, dann auch: «Er ist ein super Mittelstürmer. Es passt gut mit ihm.»

Dass es tatsächlich so «gut passt», ist für viele ein Rätsel. Für den Stil von Ibrahimovic gibt es weder Vorbilder noch Vergleiche. Die niederländische Fußball-Ikone Johan Cruyff hat einmal über Ibrahimovic gesagt: «Für einen guten Spieler hat er eine schlechte Technik, für einen schlechten Spieler eine gute.»

Bei Ajax liebt man Ibrahimovic dafür, dass er nicht besonders schöne, aber dafür wichtige Tore erzielt. Gegen Italien erfüllte Ibrahimovic nun beides zugleich.

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