Chef der Hannover Messe „Vernetzte Maschinen sind ein unaufhaltbarer Trend“

Russlands Präsident Putin eröffnet am Abend die Hannover Messe, die weltgrößte Industrie-Schau. Messechef Jochen Köckler spricht im Interview über mitteilsame Roboter und die Spannungen mit dem diesjährigen Partnerland.

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„Die vernetzte Produktion bietet erhebliche Wettbewerbsvorteile“: Jochen Köckler, Vorstand der Deutschen Messe AG. Quelle: dpa

Handelsblatt Online: Herr Köckler, im vergangenen Jahr hatten sie grüne Technologien als Motto für die Hannover Messe gewählt. Seitdem gingen etliche Solarfirmen pleite. Dieses Jahr dreht es sich mehr um den Maschinenbau – müssen wir um die Branche bangen?

Jochen Köckler: Keineswegs. Das Leitthema bezieht sich immer auf den gesamten industriellen Sektor. Damals ging es um Nachhaltigkeit und Umwelttechnologien. Themen, die auch heute höchst relevant sind. Dieses Jahr steht die Messe jedoch unter dem Motto „Integrated Industry“, damit beschäftigt sich der ganze Fertigungssektor.

Was verstehen Sie unter dem Begriff?

Damit ist die so genannte vierte industrielle Revolution gemeint, der Datenaustausch zwischen Werkstücken und Maschinen in der Produktion. Künftig wird zum Beispiel eine Karosserie dem Roboter mitteilen können, wo die Schweißpunkte zu setzen sind oder welche Lackfarbe zum Einsatz kommen soll.

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Welche Vorteile hat das?

Kurz gesagt: Mehr Flexibilität, weniger Ausschuss. So können in einer Fertigungsstraße unterschiedliche Produkte gleichzeitig hergestellt  werden. Außerdem können Arbeitsschritte ohne Eingriffe von außen korrigiert werden, wenn zum Beispiel ein Roboter selbstlernend feststellt, dass er einen Außenspiegel nicht mehr perfekt montiert und dann eigenständig nachjustiert. Das ist ein riesiges Feld auch mit großen Chancen für den Mittelstand.

Aber auch eine Gefahr. Stichwort: Hacker-Angriffe auf vernetzte Maschinen. Wir erinnern uns an den Computerwurm Stuxnet, der wohl iranische Atomanlagen angreifen sollte.

Die Sicherheit ist natürlich ein wichtiges Thema, das auf der Messe in verschiedenen Foren diskutiert wird. Auf der Hannover Messe geht es aber vor allem um die Chancen, die eine vernetzte Produktion bietet. Die Möglichkeiten des verstärkten Datenaustauschs sind immens und schaffen erhebliche Wettbewerbsvorteile.

„Die Weltmarktführer zeigen Flagge“

Auch der 3D-Druck gilt als Treiber einer industriellen Revolution. Aber im großen Maßstab ist nichts davon zu sehen. Vielleicht ist nicht alles wirklich toll, was auch technisch möglich ist.

Die vernetzten Maschinen sind kein Hype, sondern ein unaufhaltbarer Trend. Der IT-gestützte Datenaustausch in der Produktion wird bereits seit vielen Jahren vorangetrieben. Das Spannende bei Integrated Industry ist die umgekehrte Fertigungslogik, von der zentralen zur dezentralen Fertigung, und die Vorteile die daraus entstehen.

Sie sagen, die gesamte fertigende Industrie beschäftigt sich damit. Doch wichtige Maschinenbauer wie Trumpf oder Gildemeister finden sich nicht in ihrem Ausstellerverzeichnis.

Die Hannover Messe ist die größte Industriemesse der Welt und deckt fünf zentrale Themen ab: Industrieautomation und IT, Energie- und Umwelttechnik, Antriebstechnik, industrielle Zulieferung und Produktionstechnik. Alle Weltmarktführer aus diesen Bereichen zeigen Flagge in Hannover. Die von Ihnen genannten Firmen sind Hersteller von Werkzeugmaschinen und bespielen entsprechende Messen.

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