Cyberangriffe auf Banken Der gute Ruf ist schnell ruiniert

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Unternehmenskrisen setzen Prozesse außer Kraft

Unternehmenskrisen kommen zumeist plötzlich, unerwartet und bergen eine erhebliche Eigendynamik. Die regulären Gesetzmäßigkeiten und Prozesse in den Unternehmen finden dann keine Berücksichtigung mehr. Alles muss in der Krise ganz schnell gehen.

Die Krise verschärft sich zumeist durch den Druck der Medien, die rasante Verbreitung und Skandalisierung in sozialen Medien sowie kritische Behörden und nicht zuletzt Stakeholder, die sich möglicherweise in einem undifferenziert öffentlich wahrgenommenen Haftungsverbund mit der betroffenen Institution sehen und wiederum um die eigene Reputation besorgt sind.

Wer beim Datenschutz gute Noten bekommt
Ist Datenschutz schon in Deutschland eine heikle Sache, sieht es in den USA noch viel kritischer aus: Die dortigen Ermittlungsbehörden wie die NSA haben durch den Patriot Act, der nach den Anschlägen des 11. September 2001 erlassen und kürzlich leicht abgemildert wurde, viel umfassendere Rechte und Befugnisse zur Abfrage von Daten von Privatpersonen. Und diese nutzen sie auch, während die Gesetze und Regulierungen im Bereich Datenmanagement und Datenschutz mit den technologischen Entwicklungen nicht mithalten können. Die Nichtregierungsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) will mit ihrem regelmäßigen Datenschutz-Report „Who has your back“ auf dieses Problem aufmerksam machen. EFF untersucht 24 große IT- und Telekomunternehmen daraufhin, wie sie mit dem Thema Datenschutz umgehen. Quelle: dpa
Der Report bewertet einerseits, ob sich Firmen gegen teils willkürliche staatliche Überwachung wehren. Zudem wird die Transparenz bewertet, die Firmen darüber herstellen, ob und wie staatlichen Ermittlungsbehörden bei ihnen Zugriff auf Nutzerdaten fordern. Die EFF hat über vier Jahre die Praktiken großer Internet- und IT-Konzerne beobachtet und analysiert, ob die Firmen ihren Fokus eher auf den Schutz der Nutzerdaten oder eher auf die Kooperation mit staatlichen Ermittlern legen. Dabei konnten sie in den vergangenen vier Jahren eine Entwicklung feststellen. Quelle: AP
Während das Thema Datenschutz vor vier Jahren bei kaum einem Unternehmen auf der Agenda stand, hat nun – einige Snowden-, Wikileaks-Enthüllungen und Spähaffären später – laut EFF ein Umdenken eingesetzt: Viele Firmen veröffentlichen Reports über ihren Umgang mit Nutzerdaten und über Regierungsanfragen nach Nutzerdaten. Quelle: dpa
Die EFF hat die Entwicklungen damit aufgefangen, dass sie die Firmen nun unter anderem in der Kategorie des industrieweiten Standards vorbildlicher Praktiken bewerten. Ihre Kriterien im Überblick: 1. Unter dem erwähnten industrieweiten Standard verstehen die Aktivisten etwa, dass die Firma den Staat bei einer Datenanfrage nach einer offiziellen Vollmacht für den spezifischen Fall fragt. Außerdem wird erwartet, dass das Unternehmen einen Transparenzreport über staatliche Anfragen veröffentlicht und dass die Firma deutlich macht, wie sie mit den Regierungsanfragen formell verfährt. 2. In einer weiteren Kategorie wird geprüft, ob Internetfirmen die jeweiligen Nutzer einzeln informieren, wenn sie beziehungsweise ihre Daten von Regierungsanfragen betroffen waren. Als Best Practice Beispiel gelten die Firmen, die ihre Nutzer schon vor der Weitergabe über solche staatlichen Anfragen informieren, sodass diese sich juristisch zur Wehr setzen können. Quelle: dpa
3. Die Aktivisten checkten auch, ob Firmen bekannt machen, wie lange sie Nutzerdaten speichern. Es wurde dabei nicht bewertet, wie lange die Unternehmen IP-Logins, Übersichten über individuellen Datentransfer und auch eigentlich bereits gelöschte Daten speichern und für Ermittlungen verfügbar halten – es geht nur um die Transparenz.4. Regierungen und staatliche Ermittlungsstellen fragen nicht nur Nutzerdaten an, teils verlangen sie von Internet- und Telekomkonzernen auch, unliebsame Nutzer zu blockieren oder Nutzeraccounts zu schließen. Für diese Praxis war zuletzt insbesondere Facebook kritisiert worden, das einige Insassen von Gefängnissen an der Eröffnung eines Accounts hinderte. Auch Informationen darüber honorierten die Aktivisten mit einer positiven Bewertung, wobei ihnen besonders Twitter in dieser Kategorie mit einem umfangreichen Report über Lösch-Gesuche positiv auffiel. 5. Unternehmen bekamen auch eine positive Bewertung, wenn sie sich im öffentlichen Diskurs gegen staatlich geduldete oder gar intendierte Hintertüren in Software und Netzwerken stellen. 21 von 24 untersuchten Firmen nehmen mittlerweile eine solche kritische Position gegenüber dem Überwachungsstaat ein. Quelle: dpa
Adobe hat laut den Aktivisten in den vergangenen Jahren alle Best Practice Standards übernommen, die in der Branche etabliert sind. Adobe verlangt von Ermittlungsbehörden eine explizite Erlaubnis, Daten von Nutzern anzufordern und bekennt sich zudem öffentlich dazu, keine Hintertüren in die eigene Software einzubauen. „Alle Regierungsanfragen für Nutzerdaten müssen bei uns durch den Vordereingang kommen“, schreibt Adobe in seinem Transparenzreport. Die EFF wertet eine solche starke Position gegen die früher gängige Praxis als bemerkenswert – unabhängig von der Wahrhaftigkeit. Quelle: AP
Triumph für Tim Cook. Apple erfüllt alle Kriterien der Aktivisten für möglichst große Transparenz im Bereich Datensicherheit. Der IT-Konzern lässt allerdings einige Hintertürchen offen, neben den Verpflichtungen zur Verschwiegenheit, die ihm etwa durch Gerichte in Einzelfällen auferlegt werden können. Apple behält sich vor, Nutzer nicht über eine Datenabfrage zu informieren, wenn dies nach Einschätzung des Unternehmens gefährlich für das Leben oder die Unversehrtheit von Personen werden könnte. Dies lässt Raum zur Deutung. Quelle: REUTERS

In einer solchen Situation ist es erforderlich, dass das Krisenmanagement funktioniert. Die Mehrzahl der großen Unternehmen verfügen über vorsorgliche Pläne zur Bewältigung von Notfällen. Fraglich ist jedoch, ob die Unternehmen und Finanzinstitute auch auf komplexe Szenarien vorbereitet sind und über Fähigkeiten sowie Ressourcen verfügen, zunächst unplanbare Ereignisse bewältigen zu können. Wird bei der Vorbereitung der Aspekt der Kommunikation oder vielmehr des Reputationsmanagements ausgeklammert, ist das höchste immaterielle Gut eines Unternehmens in Gefahr: der gute Ruf.

Dies gilt umso mehr aufgrund der dynamischen Entwicklung der medialen Berichterstattung und deren rasanter Verbreitung über Social Media. Wenngleich sich der monetäre Reputationsschaden von Krisen nur schwer bestimmen lässt, so sind die Auswirkungen in der Realität zumeist massiv spürbar. Es ist davon auszugehen, dass das Reputationsmanagement zukünftig eine stärkere Beachtung finden wird. Gerade in der Finanzdienstleistungsbranche ist die Reputation ein Katalysator allen wirtschaftlichen Handelns.

Angesichts sehr vertrauensempfindlicher und zum Teil erklärungsbedürftiger Dienstleistungen am Absatzmarkt und des hohen Stellenwerts einer Vertrauensbeziehung zu Refinanzierungspartnern, kann eine Rufschädigung unmittelbare Auswirkungen auf Liquidität und Ertragskraft entfalten. Vor diesem Hintergrund hat die Bankenaufsicht das Thema Reputation bereits in der nationalen und internationalen Regulierung verankert.

Doch was zeichnet ein angemessenes Reputationskrisenmanagement aus und wie ist es in die Organisationsstruktur zu integrieren?

Spielraum durch frühe Einbindung

Eine frühzeitige Berücksichtigung kommunikativer Elemente zum Schutz der Reputation im Rahmen des Krisenmanagements steigert die Handlungsfähigkeit der Unternehmen. Ein interessanter Ansatz ist das Issue-Management. Dabei handelt es sich nicht um eine aktuelle Modeerscheinung, vielmehr hat der amerikanischen PR-Manager Howard Chase den Begriff im Jahr 1976 geprägt, als er Unternehmen in Krisen beriet. Sein Ansatz war, den betroffenen Unternehmen durch kommunikative Maßnahmen größere zeitliche Spielräume zur Behebung der Krisenursachen zu verschaffen, indem kritische Themen frühzeitig identifiziert und Handlungsrahmen für eine aktive Auseinandersetzung mit den Herausforderungen zu definieren.

Die dümmsten Passwörter der Welt
"Dadada"Nein, die Rede ist hier nicht von dem Neue-Deutsche-Welle-Song von Trio, sondern dem Passwort des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg in Netzwerken wie Twitter, LinkedIn und Pinterest - zumindest wenn man den Hackern Glauben schenkt, die im Anfang Juni 2016 mehrere seiner Profile gehackt haben. Beim Foto-Dienst Pinterest gelang es den Hackern mithilfe des Passworts, das sie nach eigener Auskunft in den gestohlenen des Karriere-Netzwerks LinkedIn gefunden haben, den Profiltext für kurze Zeit durch den Text „gehackt vom OurMine Team“ zu ersetzen. Bei Twitter gab es eine verdächtige Aktivität auf Zuckerbergs Account mit dem Namen „@finkd“, in dem er seit Januar 2012 nichts mehr veröffentlicht hatte. Und bei Pinterest wurde das angebliche Passwort sogar öffentlich gemacht: "dadada". Damit wählte der Facebook-Entwickler scheinbar nicht nur ein ziemlich simples Passwort (übrigens nicht besser als "12345" oder "password"), sondern benutzte das Passwort gleich für mehrere Profile - ebenfalls absolute No-Gos, die aber immer wieder vorkommen, wie die folgenden Beispiele zeigen. Quelle: Screenshot
Simple Zahlen- oder BuchstabenfolgenSicherheitsforscher des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) haben 2015 fast 35 Millionen geraubte Identitätsdaten aufgespürt. Wie die Potsdamer Sicherheitsforscher anhand der gesammelten Daten analysierten, stehen bei den Internetnutzern in aller Welt immer noch Zahlenreihen oder Zeichenfolgen auf der Tastatur (z.B. qwerty auf der amerikanischen Tastatur) an der Spitze der Beliebtheitsskala bei Passwörtern. Gern werden auch Vornamen oder andere simple Begriffe verwendet, etwa das Wort "password". "Unangefochten weltweit auf Platz 1 liegt leider nach wie vor die Zahlenreihe 123456, obwohl automatische Cracker solche simplen Passwörter als erstes und blitzschnell ermitteln", sagte HPI-Direktor Christoph Meinel. Dass Passwörter dieser Art überhaupt nicht sicher sind, ändert nichts an ihrer Beliebtheit: Schon 2014 wurden mehr als 3,3 Millionen Passwörter geknackt, auf dem ersten Platz landet auch da schon "123456". Auch wenn die Länge variiert wird, hilft das nicht: Auf dem dritten und vierten Platz finden sich "12345" und "12345678". "123456789" landet auf Rang sechs, gefolgt von "1234" auf Platz sieben. Auf Rang elf liegt "1234567". Nachfolgend ein Überblick der meistgeknackten Passwörter 2014: Quelle: dpa
Passwort: "Password"Wer sich für ganz schlau hält und einfach "password" als Zugangscode verwendet sei hiermit gewarnt: Die vermeintlich simple und sichere Lösung liegt auf Rang zwei der meistgeknackten Passwörter. Quelle: dpa
FantasiewörterSie denken sich, kein Mensch weiß was "qwerty" ist? Falsch gedacht. Die Buchstabenfolge, die auf einer amerikanischen Tastatur nebeneinander liegt, landet auf Platz fünf. Auf deutschen Tastaturen wäre es übrigens "qwertz". Quelle: REUTERS
Das sportliche PasswortSport-Fans müssen sich etwas besseres einfallen lassen, als nur den Namen ihrer Lieblingssportart: Auf Platz acht der meistgeknackten Passwörter landet "baseball". Quelle: AP
Mystische GestaltenAuch Drachen-Fans gibt es einfach zu viele. Das Passwort "dragon" ist jedenfalls alles andere als originell. Es findet sich auf Rang neun. Quelle: REUTERS
Sport, die zweiteAnhänger des Football sind auch nicht besser dran als Baseball-Freunde: Das Passwort "football" findet sich auf Rang zehn der gehackten Zugangsdaten. Quelle: AP

Das Issue-Management empfiehlt ein vergleichbares Vorgehen, wie die Notfallpläne von zahlreichen Kreditinstituten. Beide bieten den Vorteil, dass neben der Öffentlichkeit auch Mitarbeiter sensibilisiert und im Umgang mit den Medien diszipliniert werden. Dennoch greift ein rein auf die mediale Wahrnehmung ausgerichtetes Vorgehen zu kurz, da andere relevante Stakeholder wie Kunden, Aufsichtsbehörden und Ratingagenturen, die möglicherweise im direkten Dialog mit dem Unternehmen stehen, vernachlässigt werden. Der methodische Ansatz des Issue-Managements muss daher mindestens um die Schlüsseladressaten erweitert werden, um ein effektives Instrument des Reputationskrisen-Managements darzustellen.

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