Mehdorn-Ära endgültig vorbei Neuer Vorstand der Bahn ist komplett

Der neue Bahnvorstand ist komplett: Der Aufsichtsrat des Staatsunternehmens bestellte am Montag in Berlin vier neue Vorstandsmitglieder. Damit ist die Ära Hartmut Mehdorn endgültig Vergangenheit.

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Karl-Friedrich Rausch übernimmt den Logistikbereich. Quelle: ap Quelle: handelsblatt.com

HB BERLIN. Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube erklärte bei der Vorstellung, im Herbst wolle das Gremium ein krisenfestes Zukunftskonzept zusammengestellt haben. Damit ist die Ära Hartmut Mehdorn endgültig Vergangenheit. Der ehemalige Vorstandschef und seine über die Datenaffäre gestolperten Kollegen wurden am Vormittag in einem Festakt verabschiedet.

Die neuen Vorstände haben nach Angaben der Bahn jeweils Fünfjahresverträge und treten am 1. Juni ihr Amt an. Für Personal ist künftig der 59 Jahre alte Ulrich Weber zuständig. Er war bisher beim Evonik-Konzern. Das neu geschaffene Ressort Compliance, Datenschutz und Recht übernimmt der 57-jährige Gerd Becht, der wie Grube von Daimler kommt.

Den Logistikbereich übernimmt der 57-jährige Karl-Friedrich Rausch, der bisher bei der Bahn AG für Personenverkehr zuständig war. Der bisherige Vorstandsvorsitzende der DB Regio AG, der 53-jährige Ulrich Homburg, wird Rauschs Nachfolger. In seinem bisherigen Amt bleibt der für Infrastruktur zuständige Stefan Garber (54). Finanzvorstand bleibt Diethelm Sack.

Kanzleramtschef Thomas de Maizière hatte am Vormittag bei der Verabschiedung Mehdorns betont, dass die Berufung Hartmut Mehdorns zum Vorstandschef der Deutschen Bahn den Auftrag umfasste, die Bahn in die schwarzen Zahlen zu bringen und wettbewerbsfähig zu machen. Diesen Auftrag habe er erfüllt.

Mehdorn war am 30. März im Zuge der Datenaffäre zurückgetreten, sein Nachfolger ist der ehemalige Daimler-Manager Grube. "Sie haben für Ihr Unternehmen gebrannt", lobte der CDU-Politiker den Vorstandschef. De Maizière stellte als "einzige kleine Nuance" zwischen dem Kanzleramt und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee heraus, dass der Börsengang nach wie vor anstehe, "sobald dies zu vertretbaren Bedingungen möglich ist".

Aufsichtsratschef Werner Müller würdigte im Deutschen Technikmuseum die Verdienste Mehdorns sowie die seiner ebenfalls ausgeschiedenen Vorstandskollegen Norbert Bensel (Logistik), Margret Suckale und Norbert Hansen (Personal), Otto Wiesheu (Wirtschaft und Politik). Sie hätten sich persönlich in der Datenaffäre nichts vorzuwerfen. "Spekulationen", sie deshalb nachträglich zur Verantwortung zu ziehen, seien abwegig, meinte Müller.

Ihren Rücktritt angeboten hatten nach Vorliegen externer Ermittlungsberichte zur Datenaffäre auch die anderen Vorstandsmitglieder. Die Bahn-Führung hatte - allerdings offenbar ohne direkten Auftrag des Vorstands und teils auch ohne dessen Kenntnis - jahrelang heimlich Daten von 170 000 Mitarbeitern abgeglichen und E-Mails kontrolliert. Mehdorn hatte zwar wiederholt betont, nichts von den Aktionen gewusst zu haben, aber etliche davon zunächst trotzdem gerechtfertigt.

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