Deutschland: Unternehmer zur Wahl

Wolfgang Grupp, Trigema

„Stefan Mappus hätte eindeutig vom bisherigen Atomkurs abrücken müssen. Jetzt muss von der Atomkraft alles weg, was nicht unbedingt notwendig. ist. Die Gefahr, die wir jetzt in Japan sehen, kann man nicht unter den Teppich kehren. Für mein Unternehmen erwarte ich auch als katholischer CDU-Wähler nicht die geringsten Auswirkungen durch eine grün-rote Landesregierung, das gilt auch für andere Unternehmen und das Investitionsklima in Baden-Württemberg hat. Ich kenne die Spitzenkandidaten der Grünen und der SPD, die brauchen uns als Unternehmer und werden nichts tun, das Arbeitsplätze und Steuereinnahmen gefährdet.“ Foto: AP

Michael Rogowski, Ex-BDI-Chef und Ex-Chef des Maschinen- und Anlagenbauers Voith in Heidenheim

„Das Wahlergebnis ist Mist. Die Ursache liegt erheblich in Berlin, man verliert seine Glaubwürdigkeit nur einmal. Jetzt rächt sich, dass die eigenen Wähler von der Union verprellt wurden. In Baden-Württemberg wird das Investitionsklima durch Grün-Rot psychologisch nicht unterstützt. Es wird mehr in Richtung öko gehen, mehr regenerative Energien, mehr Kontrolle und weniger Freiheit für unternehmerische Tätigkeit, kurzum mehr staatliche Eingriffe. Unsere Branche, der Maschinen- und Anlagenbau, befindet sich allerdings in einem Dilemma, was die Atomkraft angeht. Trotz Hoffnung auf einen Boom bei der Solar- und der Windkraft, bleibt die Gefahr, dass viele Aufträge nach Asien gehen. Überwiegend erwarte ich eine Wende zu Schlechteren.“ Foto: AP

Christine Bechtle-Kobarg, Bechtle Verlag&Druck in Esslingen

"Die neue Regierung muss unbedingt unsere wirtschaftliche Spitzenposition mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit Europas bewahren. Dazu gehört auch, dass – im größtmöglichen gesellschaftlichen Konsens – Stuttgart 21 umgesetzt wird, weil das Projekt uns ans europäische Schnellverkehrsnetz anbindet und unsere völlig überfüllten Fernstraßen entlastet."

Haarpret Singh, Mit-Gründer Immatics Biotechnologies in Tübingen

"Tübingen wird seit Jahren von einem grünen Bürgermeister regiert, 'grün' ist für uns normal. Eine grüne Landesregierung wird für uns als forschendes Biotechnologieunternehmen keinerlei Veränderungen bringen."

Foto: PR

Antje von Dewitz, Mitinhaberin und Geschäftsführerin des Outdoor-Ausrüsters Vaude in Tettnang

"Ich bin mit Blick auf Grün-Rot optimistisch und gespannt. Ökologie und Ökonomie sind ja kein Widerspruch. Es bringt eine Menge Innovationen, sich auf ökologischen Fortschritt zu konzentrieren. Die Politik müsste mehr Anreize bieten für Unternehmen wie unseres, die in Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und familienfreundliche Rahmenbedingungen investieren und damit zeitweise Gewinn und Marge schmälern."

Horst Siedle, S. Siedle & Söhne

"Ich bin seit Jahrzehnten aktives und mehrfach für sein Engagement ausgezeichnetes Mitglied der FDP. 38 Jahre war ich für die Partei im Gemeinderat, 20 Jahre im Kreisrat. Ich bin aber auch bekennender Sozialliberaler und nicht mit allem einverstanden, was meine Partei in letzter Zeit getan hat. Deshalb habe ich schon vor Monaten einen offenen Brief an den Parteivorsitzenden Westerwelle geschrieben, in dem ich meine Bedenken ausgedrückt habe. Ich habe ihn aufgefordert, zu handeln und wirklich liberale Politik umzusetzen oder zurückzutreten."

Siedle im baden-württembergischen Furtwangen ist ein europaweit führender Hersteller von Haustürklingelanlagen und Haustechnik

Mark Bezner, Olymp (Hemden)

"Eine grün-rote Regierungskoalition betrachte ich zunächst zurückhaltend. Hier erwarte ich noch den Nachweis der notwendigen Infrastruktur-, Bildungs- und Wirtschaftskompetenz für die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen in Baden-Württemberg." Foto: PR

Willi Balz, Eigentümer Windreich AG

"Für die Windenergiebranche hätte es nicht besser ausgehen können. Winfried Kretschmann gilt bei uns im Ländle längst nicht mehr als Bürgerschreck, und die Wirtschaft sollte auf die Kompetenz von SPD-Spitzenmann Nils Schmid vertrauen. Ich hoffe, der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wechselt in die Landesregierung."

Foto: Windreich AG

Martin Herrenknecht, Herrenknecht AG in Schwanau-Allmannsweier

"Das A und O für uns als Exportnation ist eine verlässliche Politik. Ich werde mir sicher nicht alles gefallen lassen. Das hängt jetzt auch davon ab, wie verantwortungsvoll die neue Regierung mit Stuttgart 21 umgeht."

Foto: AP

Heiner Sefranek, Mustang (Jeans)

"Die bisherige Regierungskoalition sicherte Baden-Württemberg einen Spitzenplatz bei Wirtschaft, Bildung, Wohlstand der Bevölkerung und niedriger Arbeitslosigkeit. Dennoch hat sich der Wähler für einen Wechsel entschieden. Die Energiediskussion und Stuttgart 21 hatten wohl größeres Gewicht. Fukushima gab den Rest. Herzlichen Glückwunsch, vor allem an die Grünen, zu diesem Erfolg. Ich bin gespannt, ob Grün/Rot es schafft, den bisherigen Erfolgskurs für unser Land fortzusetzen." Foto: dpa

Markus Rudolph, Rudolph Trucking and Handling GmbH (Logistik)

"Beide Volksparteien CDU und SPD haben es versäumt, ihre kontinuierlichen schlechten Wahlergebisse ehrlich zu analysieren. Sie haben es versäumt, die arbeitenden und leistungsorientierte Mehrheit der Bevölkerung statt gesellschaftliche Randgruppen in den Mittelpunkt ihrer Politik zu stellen. Mein persönlicher Wunsch ist es, dass beide Volksparteien zu ihrer Basis zurückkehren und sich einen Termin bei unserem erfahrenen Ex-Kanzler in Hamburg holen, um zu lernen und zum Wohl des Volkes beizutragen." Foto: PR

Richard Kammerer, Karl Knauer KG

"Wieder einmal wird eindrucksvoll bestätigt, dass Politik immer mehr zur Momentaufnahme wird. Viele Erfolge und die Position von Baden-Württemberg in Deutschland und Europa werden vom Wähler nicht honoriert. Vielmehr spielen die Vorkommnisse in Japan eine entscheidende Rolle. Die Wahl zeigt auch, dass Politik für die Bürger zu arbeiten hat und Stimmungen sowie Empfinden in zukunftsorientierte Politik umzuwandeln sind. In den Wahlergebnissen sehen wir, dass im Gefühl der Macht die Sensibilität der Regierungsparteien teilweise verloren gegangen ist. Ich hoffe und wünsche, dass die nun Regierenden im Alltag gute, richtige und nachhaltige Arbeit machen. Ideologie hilft nicht - harte, gute Politik ist gefragt. Ich wünsche viel Glück und Weitsicht.“

Christian Bär, Schuhmanufaktur Bär

"Die Würfel sind gefallen. Der grün-rote Wahlsieg in Baden-Württemberg war bei der kippenden Stimmung im Land zu erwarten. Die CDU und ihre Politiker hatten nicht mehr das Ohr des Bürgers. Hinzu kamen nicht absehbare globale Entwicklungen. Es wird spannend, wie sich die Grünen und die SPD im Hinblick auf die künftige Wirtschaft- und Standortpolitik im Südwesten positionieren. Ein Wechsel kann aber auch interessante neue Aspekte bringen. Insofern sollte man den neuen politischen Kräften eine Chance geben und erst nach Ablauf der Legislaturperiode ein Fazit ziehen." Foto: dpa

Herbert Müller, IHK Stuttgart

"Die Wirtschaft in Baden-Württemberg hat klare Erwartungen an die Landesregierung. Im Fokus stehen die Haushaltskonsolidierung, Verbesserungen in der Bildungspolitik, Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, Maßnahmen für den Erhalt der Innovationsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen sowie die Neukonzeption des Atomausstiegs unter dem Aspekt einer störungsfreien Versorgung mit Strom und anderen Energieformen zu vertretbaren Preisen. Die Wirtschaft erwartet auch, dass sich die Landesregierung beim Bund für ein einfacheres, transparenteres und international wettbewerbsfähiges Steuerrecht einsetzt." Herbert Müller, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart Foto: PR

Jörn Werner, Chef der Berner Group

"Es zeigt sich, dass das Wahlergebnisse stark von den Ereignissen in Japan überschattet und beeinflusst wurde. Es ist immer schlecht, wenn Emotionen in der Politik den Ausschlag geben. Für mich allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit diese Koalition die Kompetenz aufbringt, die vielfältigen Herausforderungen, die in den kommenden Jahren auf uns zukommen, zu bewältigen. Die sind vielfältiger als nur Stuttgart 21 und Kernenergie. Die Herausforderung bleibt, dass Stuttgart Heimatstadt vieler wichtiger weltweit operierender Unternehmen ist und die Stadt eine Infrastruktur braucht, die mit den konkurrierenden Metropolenregionen wie München oder Rhein/Neckar mithalten kann. Es ist einfach, die durch Japan geprägten Ängste der Menschen zu nutzen und Wähler mit dem sofortigen Ausstieg aus der Kernkraft zu locken. Doch diese Forderungen kommen von einer Partei, die sich regional wegen Lärm gegen den Bau von Windkraftanlagen ausspricht. Auch bleiben die Probleme des Klimawandels durch übermäßigen CO2-Ausstoß, der maßgeblich von Kraftwerken getrieben wird, die mit Gas, Kohle und Öl befeuert werden. Positiv ist, dass diese politische Konstellation nun an ihren Taten gemessen werden kann. Die Zeit des Redens in der Opposition ist nun vorbei." Foto: PR

Bernd Rath, Chef der Bera Zeitarbeitsunternehmung

"Es wird seitens der Wirtschaft keine Landflucht aus Baden-Württemberg geben. Unternehmer, mit denen ich im Vorfeld gesprochen habe, haben sich den Regierungswechsel zwar nicht gewünscht, aber Tenor war: Davon geht die Welt nicht unter. Wenn es allerdings über die veränderten Verhältnisse im Bundesrat in der Zeitarbeitsbranche zu einer überzogenen Equal-Pay-Lösung kommt, wird die Industrie bundesweit Arbeitsplätze ins Ausland verlagern."

Steffen Schoch, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken

"Grün-Rot birgt durchaus gute Chancen für unsere industriestarke Region. Es wird aber neue Schwerpunkte geben und die zukünftige Wirtschaftspolitik des Landes Baden-Württemberg wird unter dem Motto der "ökologischen Wende" und einer ressourcenschonenderen Produktion neue Akzente setzen. Die Unternehmen in Heilbronn-Franken sind in vielen Bereichen marktführend - insbesondere in den Bereichen Maschinenbau, Automobilzulieferung, Industrieprodukte, Elektrotechnik, MSR-Technik, Solartechnik oder Umwelttechnik. Sie sind Weltmarktmarktführer und haben diese Position insbesondere deshalb erreicht, weil sie die vorhandenen Ressourcen immer bestmöglich eingesetzt haben und immer Rücksicht auf Umwelt, Naturschutz und erneuerbare Energien genommen haben. Wer hierbei seine Hausaufgaben gemacht hat, wird sich auch jetzt im Markt an die Spitze setzen oder dort bleiben. Ebmpapst, Audi, Kaco new energy, Ziehl-Abegg, Würth Solar oder Ansmann sind nur einige wenige Unternehmen, die diesen Trend begründet haben."

Foto: Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken

Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH

"Wir hoffen, dass sich die voraussichtlichen Koalitionsparteien schnell einig werden und ihre Regierungsarbeit aufnehmen können. Wir erwarten, dass das neue Regierungsprogramm stabile, verlässliche Rahmenbedingungen beschreibt, um das gute wirtschaftliche Klima in Baden-Württemberg zu erhalten und die Stärken des Landes weiter zu stärken. Für die Attraktivität als Wirtschaftsstandort bleiben die Förderung von Forschung und Entwicklung, eine moderne Verkehrsinfrastruktur, eine auf Erfolg gerichtete Bildungspolitik, eine familienfreundliche Betreuungs-Struktur sowie eine nachhaltige, bezahlbare Energieversorgung entscheidend." Foto: dpa