Solarbranche Solarworld-Pleite trifft auch das Handwerk

Die Insolvenz von Solarworld trifft nicht nur Mitarbeiter und Anleger hart. Auch viele Handwerker, die Produkte der Firma einsetzen, müssen gravierende Folgen fürchten. Die Branche sieht in der Pleite aber auch Chancen.

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Die Unternehmen sind auf die Bereitschaft der Kunden angewiesen, sich auf Neuverhandlungen einzulassen. Quelle: Reuters

Düsseldorf Am Donnerstag hat Solarworld, Deutschlands letzter großer Solarkonzern, seinen Insolvenzantrag eingereicht. Das Unternehmen konnte mit der chinesischen Konkurrenz im Preiskampf nicht mithalten. Solarworld schrieb im ersten Quartal des Jahres einen Vorsteuerverlust von 18 Millionen Euro. Zwar trifft die drohende Insolvenz zuerst die Aktionäre und die rund 3000 Mitarbeiter – aber auch für das Handwerk ist sie bitter.

Besonders für Elektriker und Dachdecker, aber auch für das Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk ist mit wirtschaftlichen Folgen zu rechnen. Diese sind nach Angaben von Bernd Redecker vom Dachdeckerverband Nordrhein im Einzelfall nicht zu unterschätzen.

Die Installateure treten in der Regel in Vorleistung beim Hersteller. Wird zum Beispiel wegen Insolvenz nicht geliefert, sind sie zudem auf den guten Willen der Kunden angewiesen. Rechtlich haben diese Anspruch auf Einbau der vertraglich bestellten Solarmodule. Das bedeutet: Kann ein Solarhersteller die Lieferung nicht leisten, entsteht für die Handwerker schnell eine Schadenersatzpflicht.

Handwerker und auf Solarinstallation spezialisierte Betriebe sind also auf die Bereitschaft der Kunden angewiesen, sich auf Neuverhandlungen einzulassen. Was viele nicht wissen: Die Solarhersteller selbst sind dabei meist fein raus. Auch Solarworld hat sich abgesichert. Ansprüche des Bestellers auf Schadenersatz wegen Nichterfüllung aufgrund Unmöglichkeit sind auf 10 Prozent des Wertes beschränkt.

Die Auswirkungen auf das deutsche Handwerk beurteilt Redecker dennoch als moderat: Zum einen seien die Branchen, die mit Solarenergie zu tun haben, ausreichend breit aufgestellt. Zum anderen sind die Photovoltaikanlagen von Solarworld im Verhältnis extrem teuer. Die meisten Betriebe bezogen die Technik daher ohnehin bei der asiatischen Konkurrenz – trotz Schutzzöllen.

Hinzu kommt: Die Solaraufträge werden wohl in Zukunft nicht ganz wegbrechen. „Auch wenn die Branche unter einem starken Wettbewerbsdruck steht, ist es nicht so, dass die deutsche Solarindustrie am Ende ist“, so Detlef Neuhaus, Geschäftsführer der Solarwatt GmbH. Seine Firma hat einen anderen Weg als Solarworld eingeschlagen und investiert seit Jahren viel in Forschung und Entwicklung neuer hochwertigerer Solarmodule.

Richtig ist auch, dass Solarworld vor allem im Massenmodulmarkt aktiv war. Möchten Kunden individuelle Solarlösungen, können Sie diese auch bei kleineren Anbietern im Premiumsegment kaufen. Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, sieht darin eine große Chance: „Deutschland verfügt aber weiterhin über erfolgreiche Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.“ Bund und Länder sollten sich nun engagierter für einen Erhalt von Produktions- und Forschungsstruktur einsetzen.

Deutschland habe die Energiewende maßgeblich auf den Weg gebracht, so Körnig. Die damit verbundenen wirtschaftlichen Chancen sollten jetzt nicht aus der Hand gegeben werden.

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