HB BOLOGNA/ DEN HAAG. Die vierte Bombe gegen europäische Einrichtungen oder Persönlichkeiten ist am Dienstag bei der Justizbehörde Eurojust in Den Haag eingegangen. Am Abend wurde bestätigt, dass es sich um eine Briefbombe handelte. Nachdem bereits am vergangenen Samstag ein Briefbombenanschlag auf den Präsidenten der EU-Kommission, Romano Prodi, verübt worden war, schlug am Montag in Frankfurt ein ähnlicher Anschlag auf den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, fehl. Auch eine Briefbombe an die europäische Polizeizentrale Europol in Den Haag wurde am Montag abgefangen. Der versuchte Anschlag auf Trichet geht vermutlich auf das Konto von italienischen Anarchisten.
Wegen eines weiteren Bombenalarms am Amsterdamer Flughafen Schiphol wurden am Dienstag zwei der drei Abfertigungshallen drei Stunden lang gesperrt, nachdem ein verdächtiger Koffer entdeckt worden war. Etwa zeitgleich tauchte bei Eurojust ein ebenfalls verdächtiges Päckchen auf. Niederländische Sprengstoffexperten bestätigten am Dienstagabend, dass es eine Bombe enthielt, die unschädlich gemacht werden konnte. Auf dem Flughafen Schiphol wurde jedoch nichts Verdächtiges gefunden.
Die Ermittlungsbehörden vermuten italienische Anarchisten hinter dem versuchten Briefbombenanschlag auf Trichet. Das am Montag abgefangene Päckchen hätte explodieren können, ergaben die Ermittlungen. Der Sprengsatz sei funktionsfähig gewesen, bestätigte am Dienstag die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.
Ein Sprecher von Generalbundesanwalt Kay Nehm sagte, im Zusammenhang mit dem versuchten Anschlag auf Trichet sei ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Mitglieder einer ausländischen terroristischen Vereinigung eingeleitet worden. Ermittelt werde wegen versuchten Mordes. Nach der bisherigen Sachlage sei davon auszugehen, dass die Sendung von einer italienischen Vereinigung stamme, die dem anarchistischen Spektrum zuzurechnen sei. Auch das italienische Innenministerium vermutet „anarchistisch-aufständische“ Gruppen hinter den Briefbomben.